Piz Buin 3312 m


Publiziert von basodino , 8. September 2013 um 18:06.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum: 7 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Buin-Gruppe   CH-GR   A   A-V 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1010 m
Abstieg: 1010 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto oder Bus bis zur Bielerhöhe / Silvrettastausee, mit dem Auto kann man 2 Kehren Richtung Galtür hinabfahren, dort rechts auf Schotterstraße bis an deren Ende zu einem kleinen Parkplatz, ansonsten zu Fuß links um den Silvrettastausee bis dorthin
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Wiesbadener Hütte DAV (2443 m), 80 Betten, 100 Lager, voll bewirtschaftet in der Saison, Talweg = Schotterstraße, 1 h 50 min, T1, an der im Aufstieg linken Talseite gibt es aber noch einen schöneren Bergweg, 2 h 15 min, T2-3
Kartennummer:1178 Gross Litzner, 1198 Silvretta

Es könnte eine schöne Tradition werden: Zum zweiten Mal hinter einander konnten wir das erste Septemberwochenende nutzen, um eine schöne Hochtour zum Abschluss des Sommers zu machen. Dieses Mal waren wir nicht wirklich vorbereitet, so dass höhere Ziele ausfielen, der Piz Buin schien aber gerade so in Reichweite.

Von der Wiesbadener Hütte wandert man hinter selbiger auf der unteren Spur ins Tal hinein. Man steigt leicht auf 2500 m an, verliert ca. 30 Höhenmeter, um einige Bäche zu überqueren, steigt im gegenüberliegenden Hang hinauf auf die Grüne Kuppe. Jenseits verliert man ca. 40 Höhenmeter und die bis dahin gute Spur löst sich allmählich im Geröll auf. So trifft man auf den ersten Ausläufer des Gletschers. 0 h 55 min, T3

Hier legten wir die Gurte und Steigeisen an. Aufs Seil konnten wir noch verzichten, ist der Gletscher zunächst komplett aper. Man überquert ein erstes Eisfeld flach horizontal traversierend, erreicht Moränenschutt und dahinter ein zweites Eisfeld. Ab hier gibt es zwei mögliche Routen (zur zweiten später). Wir querten steil aufwärts zu einem von unten erkennbaren Schuttband aus rötlichen Felsen, welches sich auf dem abfallenden Gletscher horizontal gebildet hat. Dieses überqueren und dahinter weiter aufwärts traversieren ans rechte Ende des Gletschers. Hier trafen wir auf die ersten Firnreste auf dem Gletscher bzw. in dessen Spalten. 0 h 35 min, WS (teilweise > 30 Grad im Blankeis).

Etwas früh seilten wir uns ein, denn noch wechselten sich apere mit schneebedeckten Stellen in schneller Folge ab. Man steigt am äußersten rechten Rand des Gletschers auf, kommt an einem markanten Wasserfall vorbei und gewinnt einen schwachen Rücken. An seinem oberen Rand mussten wir ein klein wenig Zickzack aufgrund der Spalten laufen, kamen aber letztlich leicht auf den oberen Gletscher, welcher sich nun flach bis zur Fuorcla Buin zieht. Bald überwiegt die Firnauflage, man überquert noch ein halbes Dutzend Spalten, wobei diese trotz der späten Saison unkritisch schienen (auch wenn der Anschein manchmal täuschen kann). Schließlich erreicht man flach die Fuorcla Buin. 1 h 30 min, L+

An der Fuorcla kann man Steigeisen und Pickel zurücklassen. Eine Spur schlängelt sich in engen Kehren gerade hinauf, quert dann aber nach links den gesamten Hang bis zum Westnordwestgrat des Piz Buin. Dort steigt man noch einige Meter der brüchigen Spur weiterfolgend auf, bis man auf festere Felsen trifft. Eine erste Rinne wird direkt erstiegen (I-II), auch wenn man sie noch brüchig umgehen könnte. Darüber wechselt sich Gehgelände mit leichter Kraxelei ab, bis man zur Schlüsselstelle kommt. Zunächst geht es über Felsen mit Rissen nach links hinauf, dann in eine kaminartige Rinne, die man direkt oder rechts erklettert (II). Darüber erreicht man in leichtem Gehgelände (T2-3) in einer Viertelstunde den Gipfel. 1 h 00 min, T4, II

Man kann der oberen Kletterstelle wohl auch links ausweichen, was aber nicht empfehlenswert sei, wie wir hörten. Der gesamte Gipfelaufbau ist auf dieser Seite oft brüchig oder instabil mit Ausnahme des Westnordwestgrates selbst, weshalb dieser Grat die logische Aufstiegsroute bietet.

Die Fuorcla Buin wird von Süden derzeit wohl kaum begangen. Zumindest gab es hierfür keine Anzeichen. Die Aspiranten von/zur Tuoihütte benutzten die Fuorcla dal Cunfin.

Im Abstieg mussten wir in der oberen Traversierung des Blankeises einmal Sporen geben, da Steinschlag von oben drohte, der uns glücklicherweise aber nicht erreichte. Andere Bergsteiger wichen dieser Passage aus, indem Sie links übers Geröll abstiegen bis unter einen markanten doppelläufigen Wasserfall. Von dort übersteigt man einen mit viel rotem Schutt überladenen Eisrücken und erreicht den Beginn des unteren Eisfeldes horizontal (dies ist die oben erwähnte zweite Variante in diesem Bereich).

Wie so oft schon beschrieben, passieren Unfälle meist dann, wenn man sich in scheinbar ungefährlichem Gelände wähnt. So ist es auch uns ergangen. Gerade zwischen den beiden Eisfeldern im Moränenschutt habe ich mit meinem Steigeisen verkantet und bin prompt zu Boden gegangen. Die meiste Fallenergie hat meine rechte Hand abgekommen. Ich hatte wirklich Glück, dass ich mir nur an drei Fingern Schrammen und einen Riß im Fingernagel geholt habe. Hätte leicht auch schlimmer ausgehen können. Keine 5 Minuten später musste Tourinette es mir gleich tun. Sie versuchte allerdings mit der Nase zu bremsen, was genauso glimpflich ausging. Kurzzeitige Schmerzen und Verwünschungen aller Art kann man in einer solchen Tour leicht wegstecken.

Zurück an der Hütte erwischte uns das volle Leben. Ausgebucht mit 180 Nächtigungsgästen und vielleicht noch mehr Tagesgästen, möchte ich noch ein paar Worte über meine erste (!) Nacht auf einer DAV Hütte überhaupt anfügen:

Der Trubel bei dieser Größe ist ungewohnt und entspricht nicht meinem Inbegriff von Hüttenfeeling, wie ich es aus der Schweiz und Norditalien kenne. Aber: ich habe noch kaum eine Hütte gesehen, die einen so hohen Organisationsgrad aufweist. Natürlich sind die 2 slowakischen Bedienungen in Ihrer Art gewöhnungsbedürftig, aber was diese beiden gestärkt durch ein super Küchenteam in kürzester Zeit gewuppt bekommen: Alle Achtung!!! Wir mussten nie warten, wurden immer aufs höflichste behandelt, so wie alle anderen auch. Eine der beiden hat es in wenigen Minuten geschafft 150 Halbpensionsteller unfallfrei an die Tische zu bekommen, je Fuhre 3 Teller und im Laufschritt zurück, während die andere die Getränke für 180 Leute im Griff hatte. Ohne die Leistungen einheimischer Servicekräfte damit zu schmälern, so etwas habe ich vorher noch nicht gesehen.

Tourengänger: basodino, tourinette


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Kommentare (3)


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Emanuel hat gesagt:
Gesendet am 8. September 2013 um 18:12
Diesen Traum Gipfel hab ich vor 2 Jahren bestiegen da war ich 12 Jahre
Alt und ich kann mich auch an diese schönen kletterstellen erinnern
Toll Geschrieben und tolle Bilder
Gruß
Emanuel :-)

basodino hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. September 2013 um 18:30
Hallo Emanuel,

danke für Deinen freundlichen Kommentar. Mit 12 Jahren hätten mich meine Eltern dort nie rauf gelassen. Da hast Du ja noch viel Zeit für viele weitere Traumgipfel.

Das wünsch ich Dir.

Gruß
Marcel

lowman hat gesagt:
Gesendet am 10. September 2013 um 20:58
Hatte auch das Vergnügen letzte Woche in der Gegend zu sein. Silvrettahorn und Dreiländerspitze haben wir mitgenommen. Zum schönen Bericht fällt mir nur ein: "Schon bestellt" ...
Gruß Albrecht


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