Überschreitung der Reiteralm (Prünzlkopf, Schottmalhorn, Edelweißlahner)


Publiziert von Kreier , 21. August 2013 um 19:13.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:17 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m

Bei bestem Wetter starteten wir gegen 7:20 am Hintersee. Zunächst ging es Richtung Halsalm, auf ca. 1100m bogen wir dann von der Sandstraße auf den kleinen Böslsteig ab, der zunächst noch idyllisch durch Wald und Wiesen führt, sich dann jedoch bald durch steiniges Gelände schlängelt. Nun müssen die steilen Wände überwunden werden, die einem die Reiteralm in Richtung Hintersee überall entgegenstellt, doch ist das - auch dank guter Seilversicherung - kein Problem.Man sollte den Steig allerdings nur bei trockenem Wetter und vorhandener Trittsicherheit begehen, die zahlreichen Gedenkplaketten an den Felsen deuten an, was sonst passieren kann.
Bei recht gemütlichem Tempo und ein paar kleinen Pausen erreichten wir nach etwa vier Stunden den Sattel und ließen es uns gutgehen: wir legten uns in einer windgeschützten Mulde in die Sonne und machten Brotzeit. Erstaunlich, dass auf über 2000m noch so eine Wiese gedeiht!
Nachdem wir ausgiebig gefaulenzt und den Rundblick genossen hatten, marschierten wir über das hohe Gerstfeld, den Prünzlkopf, das Schottmalhorn und den Edelweißlahner über das eindrucksvolle Hochplateau, wobei es mehrmals kleine Ab- und Aufstiege zu überwinden galt. Gern wären wir zwischendurch eingekehrt, doch die Neue Traunsteiner Hütte lab weitab unseres Weges. Während der gesamten Tour gab es also keine Verpflegungsmöglichkeit (abgesehen von einigen Blaubeeren am Wegesrand), nicht einmal ein Bächlein zeigte sich.

Die Aussicht von den einzelnen Gipfeln kann sich sehen lassen, vor allem der Tiefblick von Schottmalhorn und Edelweißlahner auf den Hintersee vor Hochkalter und Watzmann hat mir gefallen, aber auch das Hochplateau selbst, die durchblitzende Venedigergruppe und die anderen Berge der Umgebung sind mehr als einen Blick wert.
Nach dem Edelweißlahner gibt es zwei Abstiegsmöglichkeiten: schon kurz nach dem Gipfel kann man nach rechts abbiegen, doch da ich über diesen Steig nichts wusste, gingen wir links in Richtung Eisbergscharte. Hier gibt es zum Teil tolle Felsgebilde, die Erosion hat zum Beispiel riesige Rinnen geformt oder Sanduhren gezaubert.
In der Senke angekommen stößt man bald auf eine Kreuzung, an der man sich rechts hält. Auf einem winzigen, teils kaum sichtbaren Steig geht es nun Richtung Scharte und anschließend hinunter zum Hintersee. Der Steig entpuppt sich dabei als recht spannend: er zieht durch zum Teil sehr abschüssiges Gelände und ist dabei teils recht schmal. Trotz tadelloser, neuer Seilversicherung sollte diesen Weg niemand wählen, der Höhenangst hat oder sich nicht 100% auf seine Füße verlassen kann. Interessant war auch der Abstieg über eine Leiter, die 2m über dem Boden endete und so zu etwas Akrobatik zwang.
Kurz nach der Leiter kann man sich entscheiden, ob man links oder rechts weitergehen möchte. Um einen lästigen Gegenanstieg zu vermeiden, wandten wir uns nach links und nahmen dafür etwas mehr Strecke in Kauf (zu Hause geplant, natürlich an der Kreuzung nicht ersichtlich). Nun wurde das Gelände besser, durch den Wald ging es bergab bis zu einer Forststraße, der wir nach links folgten, bis wir auf eine weitere Forststraße stießen, auf der wir nun nach rechts gingen und nach kurzer Zeit links zum Hintersee abbiegen konnten.

Aufgrund schmerzender Füße meiner Begleiterin war der gesamte Abstieg quälend langsam (ca. 6h ab Schottmalhorn), so dass die gesamte Tour unglaubliche 12 Stunden dauerte. Erschöpft kehrten wir am Hintersee ein, nach einer Mahlzeit und viel zu Trinken machten wir uns müde aber zufrieden auf den Heimweg.

Insgesamt war es eine tolle, abwechslungsreiche Tour durch zum Teil wilde, zum Teil idyllische Landschaft, die durch den abenteuerlich in die Wand gezimmerten Steig von der Eisbergscharte nochmals an Reiz gewann.
Der tödliche Absturz eines achtjährigen Mädchens beim Abstieg vom Edelweißlahner vor einigen Tagen (einen Tag vor unserer Tour) zeigt jedoch, dass mit der Reiteralpe bei allem landschaftlichen Reiz nicht zu spaßen ist. Keiner der beschriebenen Steige sollte bei feuchten Verhältnissen begangen werden und auch im Trockenen sollte man schon wissen, was man tut. Zum Teil (im Abstieg der beschriebenen Tour) ist auch die Wegfindung nicht ganz geschenkt(winzige, manchmal kaum sichtbare Steige).

Tourengänger: Kreier


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Kommentare (1)


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Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: Drahtseile in der Felswand
Gesendet am 10. Juni 2020 um 11:36
Interessante Tour! Der Abstieg unterhalb der Eisbergscharte entlang der Drahtseile empfand ich schon als heftig! Die genannte Leiter sah ich allerdings nicht.


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