Monte Rosa Ski-Hochtour


Publiziert von tombe , 20. Juni 2013 um 19:30.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:15 Juni 2013
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 3300 m
Abstieg: 4300 m
Strecke:30km
Unterkunftmöglichkeiten:diverse Hütten, Winterraum immer offen / Biwak`s zum Teil ohne Kochmöglichkeit
Kartennummer:284S

Mit Essen für 4 Tage, Kocher und der nötigen Ski- Hochtourenausrüstung ging es am Samstagmorgen 04:57 aufs Postauto. Mein Ziel Zermatt, 4000er besteigen.

Samstag 15.06.

Nach einer angenehmen Zugfahrt kam ich am Samstag um 11:00 in Zermatt an. Der Himmel war bedeckt, die schöne Bergwelt wollte sich noch nicht richtig zeigen. Ein geschäftiger Taxifahrer bot mir seine Dienste an, ich lehnte ab und lief Richtung Talstation Klein Matterhornbahn los. Die Strecke war dann doch länger als gedacht, so stand ich nach 15 min an der Talstation. Dort genoss ich wohl wissend was mich erwartet, ein richtiges WC mit Spühlung.

Halbtax-Abo wird akzeptiert.

12:00 Klein Matterhorn 3883m los und stand um 13:00 auf dem Breithorn 4164m. Das Wetter war immer noch immer nicht ganz so toll. Das Panorama hielt sich in Grenzen, es blies ein frischer Wind. Nach einer kurzen Abfahrt wieder anfellen und los in Richtung Pollux. Die Sonne zeigte sich immer öfter, der Wind war in der Fläche weniger stark. Skidepot auf 3850m, die Sonneneinstrahlung und die Wärme verunmöglichten eine Abfahrt vom Gipfel. Die Kletterei ist super, zuerst Blockgelände, dann kurz Mixed und am Ende schöne Felskletterei mit tollen Rissen und Griffen. Die gesamte Passage ca. 50m ist mit einem Tau und Inox Hacken gesichert. Bis zum Gipfel sind nach der Kletterei noch 50hm über den Schneerücken zu überwinden. Um 15:15 Gipfel Pollux 4092m.

Mein Plan, im Biv. Rossi e Volante 3787m zu übernachten verwarf ich. Auf den Gegenaufstieg zu dem Biwak hatte ich keinen Bock, auch wusste ich, dass dort keine Kochmöglichkeit besteht. Daher beschloss ich in der Guide V. d`Ayas 3400m, wo ich um 16:30 ankam zu übernachten.
Der Winterraum ist hervorragend eingerichtet, Kocher, Pfannen etc. alles vorhanden. Auch die Schlafecke ist gemütlich. Nachdem ich meinen Beitrag bezahlt hatte, schmolz ich Schnee, kochte mir meine Penne und trank dazu viel Tee. 

Zeitbedarf: 4.5h
Aufstieg: 800m 
Abstieg: 1200m

Sonntag 16.06

Der Abend war kurzweilig, da noch 3 Italiener in der Hütte eintrafen. Mit ein bisschen Englisch konnten wir uns unterhalten und einen Schluck Grappa geniessen.
05.30 ich stand wieder auf den Ski und marschierte gemütlich Richtung Castor. Die Nacht war klar, der Schnee noch gefroren und lies mich gut voran kommen. Bis auf 3850m ging`s gemächlich, danach steilt die Flanke stetig auf. Deshalb montierte ich die Harscheisen und lief so bis auf 4050m. Hier war Schluss, das Gelände 45° steil und man steht immer näher an der südöstlich begrenzenden Felswand, ein Ausrutscher hätte fatale Folgen. So wechselte ich auf Steigeisen und montierte die Ski an den Rucksack. Da der Schnee immer noch sauber gefroren war, lief sich`s super mit den Steigeisen, anstrengend war es aber allemal. Punkt 08:00 stand ich auf dem Gipfel vom Castor 4223m und genoss die wärmende Sonne. Der Wind blies noch stärker als am Vortag. Der gesamte Aufstieg verlief im Schatten, kurz vor dem Gipfel hatte ich richtig kalte Finger.
Wenn die Verhältnisse stimmen, ist die Abfahrt mit Ski möglich. Für mich stellte sich diese Frage jedoch nicht, da ich weiter nach Osten gegen Felikjoch 4087m weiter ging. Die Überschreitung ist relativ einfach, teilweise exponiert. Die Abfahrt vom Felikjoch war der Tageszeit entsprechend bretthart. Auf ca. 3800m fand ich eine Lücke ca. 45° um nach nordosten auf den Lysgletscher zu queren. So ersparte ich mir 100hm Aufstieg. Man quert hier immer leicht ansteigend über der Spaltenzone hinüber in Richtung Passo del Naso nach Osten. Die Querung über den Passo del Naso ist ziemlich exponiert. Ich ging alles mit Harscheisen und einem mulmigen Gefühl in der Magengegend. Das bedrohliche Felsband unter mir, lies keine Zweifel über den Ausgang eines Fehlers. 12:00, vom Il Naso 4272m musste ich etwa 100hm in steilem Blockgelände mit fauligem Schnee in der Südostflanke absteigen. Ich hatte die Hosen gestrichen voll und war am Ende froh wieder in flachem Gelände zu sein.
Bis auf die Ludwigshöhe 4341m zieht sich der Gletscher, die Passhöhe wollte einfach nicht kommen. Kurz vor der Passhöhe überlegte ich im Biv. Giordano auf 4167m zu übernachten, denn Müdigkeit machte sich breit. Der Wind war recht frisch wenn er wieder böenartig aufkam, gleichzeitig knallte die Sonne herunter. Ich wusste nicht, mit oder ohne Jacke gehen.
Endlich auf der Ludwigshöhe 4341m angelangt sah ich mein Endziel für heute vor Augen, die Signalkuppe. 350hm lagen noch vor mir, die letzten für heute. Bei der Querung zur Signalkuppel musste ich unter einem gewaltigen Serac hindurch, direkt unter der Parrotspitze. Das Kaliber hatte 20m Höhe/ 6m Breite, eindrücklich. Der Aufstieg zur Signalkuppel ist einfach, nur die letzten 30hm vor der Hütte sind etwas steiler. Die Höhe und die länge der Tour, zusammen mit der Sonne und dem Wind verlangten jedoch nochmals Einsatz. Um 15:15 auf der Ref. Margherita / Signalkuppe 4554m angekommen, war ich glücklich und richtig müde.
In der Hütte war es nicht wirklich warm, auch meine Erschöpfung lies meinen Körper auskühlen. So war ich froh um den Heizstrahler, um meine Füsse zu wärmen. Das Wasser in der Pfanne war nur noch ein einziger Eisklumpen und es dauerte eine Weile diesen aufzutauen. Speziell zu erwähnen ist in der Hütte das WC, dieses verdient den Namen nicht. Ein dunkles Loch, notdürftig im Eingang der Hütte aufgebaut, die Fäkalien der letzten Besuche angehäuft. Man ist froh, ist es in der Hütte kalt und riecht den Gestank nicht. Mir fiel es leicht das grosse Geschäft zu verschieben. 
Der Wind blies immer stärker, rüttelte an der Hütte, so das ich zwischendurch das Gefühl hatte, er möchte mich mit samt der Hütte vom Berg fegen. Die Sonne brannte ununterbrochen, doch mit dem Wind war es draussen zu kalt. Nach einer Portion Penne mit viel Tee kroch ich unter die wärmenden Wolldecken, so um die 5 Stück waren das bestimmt. Das helle Licht und das Pochen im Kopf, liessen mich lange wach bleiben, ich entspannte mich beim Musikhören. Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen.

Zeitbedarf: 10h
Aufstieg: 2000m 
Abstieg: 1100m

Montag 17.06

Heute war ein gemütliches Programm angesagt. Mein einziger Berg, die Zumsteinspitze 4563m lag vor meiner Haustüre und sollte keine besonderen Schwierigkeit darstellen. So stand ich erst um halb sechs auf und ging um 06:30 aus der Hütte. Der Wind hatte über die Nacht ordentlich die Schneedecke bearbeitet. Nach einer kurzen Abfahrt auf den Sattel, deponierte ich Ski und Rucksack. Mit Steigeisen und Pickel ging`s in Richtung Zumsteinspitze. Die ersten, flachen Meter waren mühsam. Doch mit zunehmende Steilheit wurde die Sache interessanter. Leider ist es nur ein kurzer Aufschwung zum Gipfel, ich hätte gern noch ein wenig länger gepickelt. Das Wetter war traumhaft, der Wind blies nur noch mässig. So genoss ich den grandiosen Ausblick/ Tiefblick und schoss ein paar Fotos. 07:30 Zumsteinspitze 4563m

Die Abfahrt Richtung Monte Rosa Hütte war im oberen Teil ziemlich hart und kurz vor der Hütte war der Schnee nur noch Pampe. Den Weg durch den oberen Gletscher fand ich gut. Im unteren Gletscherabbruch geriet ich zu weit nach links, da ich den Spuren folgte. Aus der Nordwand vom Lyskamm hatte sich ein Teil des Hängegletschers gelöst und den gesamten Gletscherabbruch zugedeckt. Es sah aus wie nach einem Meteoritenhagel. Diesen Teil ging ich mit aufgeschulterten Ski und war froh aus der Gefahrenzone zu kommen. Zumindest hatte ich hier keine Bedenken in eine Spalte zu fallen, diese waren bestimmt bis oben gefüllt.
Um 10:00 bei der Monte Rosa Hütte 2883m rastete ich ausgiebig und trocknete meine Sachen. Den Weiterweg über den Grenzgletscher zum Rotenboden ging ich zu Fuss. Die Gletscherüberquerung erforderte nochmals volle Konzentration. Viele kleinere Spalten waren noch knapp eingeschneit und schlecht zu erkennen. Ich versuchte den apperen Stellen zu folgen und testete die Schneefelder mit meinem Skistock. Das Gefühl, wenn der Stock ins Leere sticht, lässt einem sofort hell wach werden. 
Der Wanderweg zum Rotenboden 2815m, wo ich um 14:00 ankamwollte nicht enden. Immer das Matterhorn vor Augen macht die Sache jedoch erträglich. Die Fahrt mit der Gornergratbahn finde ich jedesmal super schön, mit herrlichem Panorama. So gelangte ich zufrieden nach Zermatt wo ich direkt in den Zug einstieg und mich auf meine Schätze zu Hause freute.

An der Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Hüttenverantwortlichen, welche uns Hobbybergsteigern diese Winterräume zur Verfügung stellen. Es ist nicht mehr als höflich die Hütten sauber zu hinterlassen und seinen Beitrag dankbar zu zahlen. 

Zeitbedarf: 7.5h
Aufstieg: 500m 
Abstieg: 2000m

Fotos:

https://www.dropbox.com/sh/b90wizilp5t3upi/GaGRvViWHB

Tourengänger: tombe


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