Ränfenhorn (3259 m) und Gauligletscher


Publiziert von morphine , 30. März 2013 um 19:47.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:27 Oktober 2001
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2400 m
Strecke:Urbachtal-Gaulihütte-Gauligletscher-Ränfenhorn-Gaulihütte-Gletscherzunge-Wasserfallweg-Urbachtal
Kartennummer:1230 Guttannen 1:25000

Neugierde

Das Urbachtal im Osten der Berner Alpen stand schon lange auf meiner Wunschliste. Die Felsburgen der Engelhornberge im unteren Talbereich und das Eis des Gauligletschers am oberen Ende versprachen  landschaftlich einmalige Eindrücke. Aber ich wollte bei dem schönen Herbstwetter natürlich auch noch einen Gipfel erreichen. Ganz unbescheiden wählte ich das Rosenhorn als Ziel aus. Dafür nahm ich mir dann aber auch volle 3 Tage Zeit. Die Wege sind lang dort. Neugierig fuhr ich mit meinem Wagen die schmale Straße das Tal hinauf bis nach Mürvorsess und parkte dort.


Fängt ja schon gut an! Aufstieg zur Gaulihütte.

Hier unten erschlagen einen die riesigen Wandfluchten der Engehornberge regelrecht. Was für eine Felsbastion. Mit schwerem Rucksack steuerte ich nun mein heutiges Tagesziel, die Gaulihütte, an. Der Weg steigt schon bald linkerhand über einer Schlucht das Tal hinauf. Die Engehorngruppe und das wilde Hangendgletscherhorn sind hier die eindrucksvollen Begleiter beim langen Aufstieg zur Hütte. Weiter oben im Tal, bei P 1850, muss man dann wählen, ob man den leichteren Weg über den Mattenalpsee oder den kürzeren dafür schwierigeren Anstieg über Hohwang angeht. Ich enschied mich für die direktere Route via Hohwang. Der Aufstieg führte über ziemlich felsiges Gelände. Hier lag alles im Schatten und oft war die markierte Route unangenehm mit Wassereis überzogen. Am Höchsten Punkt angekommen, stand ich auf einmal in der warmen strahlenden Herbstsonne. Unter mir der Mattenalpsee mit dem verschneiten Ritzlihorn darüber. Über schöne, von Felsrippen durchzogenen Grasterassen gings nun ohne großen Anstieg weiter, bis die Gaulihütte endlich nach stundenlangem Marsch erreicht war.


Abstecher zum Aussichtspunkt Gauligletscher.

Nach kurzer Rast an der Hütte lief ich den Wanderweg weiter taleinwärts um mir ein Bild für den morgigen Aufstieg zu machen. Der Abzweig zur Rosenhornroute via Chammliegg war deutlich markiert. Ich lief den Hauptweg weiter und erreichte kurze Zeit später die Stelle, an der der Weg zur Gletscherzunge hinunterführte. Erst hier habe ich den Gauligletscher zum ersten mal zu Gesicht bekommen. Er ist auf dem Weg zur Gaulihütte nicht zu sehen. Was für ein riesen Teil, dachte ich mir. Er hatte viel größere Ausmaße als ich mir vorgestellt hatte. Jetzt sah ich außerdem nur die Zunge und ein Teil des Gletscherbruchs. Der weitaus größte Teil war von hier aus nicht einzusehen. Erste Zweifel an meinem Gipfelziel, dem Rosenhorn, kamen in mir auf. Aber das sollte mich jetzt, bei der übewältigenden Aussicht, nicht weiter kümmern. Kleinere Brötchen konnte ich ja noch am nächsten Tag backen.


Die Gipfeltour

Am nächsten Morgen verließ ich frühzeitig die Hütte und stolperte über Chammliegg in Richtung Gauligletscher. Im Morgenlicht präsentierte sich nun das weitläufige Gletscherbecken frisch verschneit. An einer geeigneten Stelle, bei P. 2589, stieg ich über Moränenschutt hinab zum Gletscherrrand bei P. 2557. Der Gletscher steigt nur wenig, aber dafür nicht enden wollend an. Ich hielt mich immer am orographisch linken Ufer. Dem Spaltenchaos wollte ich ausweichen, in dem ich die Rosenegg über das Ränfenhorn anging. Endlich war ich unter den Firnhängen zwischen Hangendgletscherhorn und Ränfenhorn angekommen. Im unteren Teil des Hangs musste ich eine geeignete Stelle finden, um über Firn zwischen den Felsen die oberen weniger steilen Hänge zu erreichen. Ich passierte P. 2995 zunächst östlich dann nördlich. Der Schnee war nun sehr unangenehm. Ich sackte zwar nicht tief aber beständig bei jedem Schritt ein. Die Restliche Strecke zum Ränfenhorn kam mir dann nochmals sehr langwierig vor. Entrkräftet erreichte ich aber irgendwann den höchsten Punkt auf dem weitläufigen plateauartigen Gipfel. Das Rosenhorn hatte ich längst abgeschrieben. Dort wär´ich an diesem Tag nie raufgekommen. Ich hatte die Dimensionen der Tour total falsch eingeschätzt. Nachdem ich mich ausgeruht hatte, machte sich bei mir quälender Durst breit. Viel hatte ich nicht mehr dabei. Auch hier hatte ich vollkommen falsch geplant. So trat ich den langen trockenen Rückweg über den Gletscher bei gnadenlosem Sonnenschein an und erreichte Stunden später im dehydrierten Zustand wieder die Gaulihütte. Hier war mittlerweile der Hüttenwirt eingetroffen um die Unterkunft  endgültig winterfest zu machen. Er erkundigte sich nach meiner Rosenhorntour und ich berichtete etwas reuig von meinen Ungeschicklichkeiten. Aber jetzt wollte ich erst mal meinen Durst löschen. Als erstes musste der kalte Tee von heute morgen her halten. Danach sofort ein schönes Bierchen und schon fühlte mich wie neugeboren. Abends empfahl man mir, für den Abstieg doch den landschaftlich schönen Wasserfallweg vorbei an der Gletscherzunge zu wählen.


Eindrucksvoller Abstieg am nächsten Morgen.

Zunächst gings von der Hütte wieder zum Aussichtspunkt, den ich bereits zwei Tage zuvor am Nachmittag aufgesucht hatte. Jetzt, im morgendlichen Sonnenschein, präsentierte sich das Eis nochmals in einer ganz anderen Lichtstimmung. Immer wieder faszinierend. Der Abstieg (mit Ketten gesichert) zur Gletscherzung und die anschließende weglose Traverse am Ufer des Schmelzwassersees über Gletscherschliff führten zu einer wahren Fotosafari. Immer wieder blieb ich stehen um die leicht arktischen Eindrücke am Gauligletscher mit meiner Kamera einzufangen. Kurios, dass ausgerechnet die Erwärmung und das verschwinden der Gletscher für solche Stimmungen sorgt. Weiter ging der abwechselungsreiche Abstieg über leicht angefrorenes Gelände vorbei an einem weiteren Seelein und vielen kleinen Wasserfällen sowie durch sumpfigen Talboden in Richtung Mattenalpsee. An einigen Stellen hatte es blau-weisse Markierungen und Kettensicherungen. Meistens habe ich aber keinen Weg bzw. Markierungen vorgefunden. Ich bin dann einfach immer der Nase nach weitergelaufen. Wirklich verirren kann man sich im Talboden auch nicht. Ich steuerte das im Abstiegssinn rechte Ufer des Mattenalpsees an und erreichte so wieder die Brücke bei P. 1869. Nach Überquerung der Brücke führte der Abstieg im Hang der Talschlucht immer wieder im Auf- und Ab bis zu P. 1850, wo ich zwei Tage zuvor den Abzweig über Hohwang gemommen hatte. Beim restlichen Abstieg konnte ich das Erlebte mit allen Höhen und Tiefen nochmal Revue passieren lassen und erreichte schließlich mit einem Gefühl tiefer Zufriedenheit wieder den Parkplatz.


Hinweis

Da die Tour schon eine Weile her ist, könnten die von mir erwähnten Punkten aus der LK (Stand 1986!!!) für den Auf- bzw. Abstieg ggf. nicht mehr aktuell sein. Insbesondere im Gletscherbereich ist dies zu beachten.

Tourengänger: morphine


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