Šaunštejn (Schauenstein) und Mala pravčická brána (Kleines Prebischtor)


Publiziert von lainari , 17. März 2013 um 13:25.

Region: Welt » Tschechien » České Švýcarsko
Tour Datum:16 März 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 470 m
Abstieg: 470 m
Strecke:21,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 241 Pirna-Bad Schandau-Hinterhermsdorf oder Linie 268 Sebnitz-Hinterhermsdorf
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel und Gasthof „Erbgericht“, Hotel „Sonnenhof“, Pension und Gasthaus „Zur Hoffnung“ alle in Hinterhermsdorf
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 17 Sächsisch-Böhmische Schweiz und für Details 1:10.000, Rolf Böhm, Hinterhermsdorf und die Schleusen

Winterfinale?!
 
Vielleicht naht ja der Frühling schneller, wenn ich den Winter mit einer zünftigen Tour verabschiede? Auf jeden Fall verkürzt es die Wartezeit. Mein geplanter Ausflug in die Böhmische Schweiz war zuvor einige Wochen lang blockiert gewesen, da man wegen der erfolglosen Suche nach einem gefährlichen bewaffneten Straftäter vor Ausflügen in die Region gewarnt hatte. Mittlerweile konnte er dingfest gemacht werden. In diesem Falle erschreckend, ansonsten beruhigend erscheint die Tatsache, dass man als Nicht-Handy- und Kreditkartennutzer für die Behörden fast unsichtbar sein kann. Technikhörigkeit ersetzt Fachkompetenz, Ortskenntnisse und Spurenarbeit. Nun aber ist der Weg frei für meine Runde.
 
So steige ich früh am heutigen Morgen bei tiefkühlschranktauglichen -17,5° C ins Auto. Apropos Tiefkühlschrank, nachdem Pferd jüngst in aller Munde war, gibt’s das heute auf die Ohren, in Form von Trick Pony mit „R.I.D.E.“. Ich rolle auf trockenen und griffigen Straßen durch die ausklingende Nacht. Alles ruhig im Revier. Der Winter hat die Landschaft mit seiner eisigen Zwangsjacke umschlossen. Im Scheinwerferlicht funkeln und glitzern Reifkristalle am Straßenrand. Ich erreiche meinen Startpunkt an der Buchenparkhalle in Hinterhermsdorf. Hier sind es nur noch -13,5° C. Vom Parkplatz aus folge ich der Beschilderung zum Lindigtblick. Dort warte ich eine Weile auf den Sonnenaufgang. Dann begebe ich mich zu den Brüdersteinen. Im Anschluss nehme ich einen in meiner Karte nicht als Wanderweg verzeichneten Abstieg ins Kirnitzschtal. Überraschend treffe ich an der Niederen Schleuse ein. Nun laufe ich entlang der Kirnitzsch flussaufwärts. Dabei beobachte ich einen auffliegenden Graureiher. Eisvögel sind heute keine zu entdecken. Vorbei an der Stimmersdorfer Brücke und der Brücke am Brückengrund gelange ich an die tschechische Grenze. Hier wechsle ich zur Wüstung Zadní Jetřichovice (Hinterdittersbach) hinüber. Die einstige Siedlung wurde ebenso wie Hinterdaubitz nach dem II. Weltkrieg geschliffen.
 
Über die Forstwege Česká silnice (Böhmerstraße) und Vysokolipská silnice (Hohenleipaer Straße) komme ich zur Kreuzung Pod Šaunštejnem (Unter dem Schauenstein). Nun steige ich bergwärts. Im Verlauf wird eine circa 30 m hohe Felsformation sichtbar - Šaunštejn (Felsenburg Schauenstein). Über einige Leitern und Spalten steige ich hinauf auf die Gipfelplattform. Eine Spalte ist so eng, dass man sich seitlich durchquetschen muss. Der Transport von Rucksack und Fototasche sowie der unebene Untergrund bereiten einige Probleme. Der Schlussaufstieg erfolgt durch einen beinahe senkrechten Kamin. Die Entstehung der Felsenburg mit Holzaufbau wird im 13. Jh. angenommen. Zur Funktion muss ein Zusammenhang mit den übrigen sächsischen und böhmischen Felsenburgen gesucht werden. Die Lage kann nur mit einer Wachfunktion sinnvoll begründet werden. Raubritter waren, auch wenn die Burg bisweilen Hohenleipaer Raubschloss genannt wird, wenn überhaupt, bestenfalls temporäre Nachnutzer. Auf der Gipfelplattform findet sich ein rechteckiges Felsengemach (Turmfundament), welches baugleich auch auf anderen Anlagen vorhanden ist. Herrlich besonnt lege ich eine erste Pause ein. Abgestiegen, laufe ich auf einem schönen Felspfad weiter zum Mala pravčická brána (Kleines Prebischtor). Nach einem kurzen Abstecher zu diesem kleinen Felsentor begebe ich mich zurück auf den Hauptweg und gehe hinunter in den Hluboký důl (Treppengrund). Durch das langgezogene Tal erreiche ich erneut Zadní Jetřichovice. Hier lege ich auf einer überdachten Sitzgruppe eine weitere Pause ein.
 
Zurück in Deutschland gehe ich über Hollweg und Zollstraße bergwärts. In den Schattenlagen befindet sich unter dem neuen 10 cm hohen Pulverschnee noch Altschnee. Der Untergrund ist dadurch extrem uneben und schwer begehbar. Das seifige Pulver bietet zudem ein altbekanntes Problem - ein Schritt vor = ½ Schritt zurück. Hatte sich der innere Schweinehund bisher dezent zurückgehalten, stellt er sich nun frontal entgegen: „Was hast du dir dabei bloß wieder gedacht? Welche Plackerei!“ Auf dem sprichwörtlichen Zahnfleisch gehend, komme ich auf der Hochfläche an. Hier biege ich nach rechts auf einen Pfad ab und schleppe mich weiter bergwärts. Nun läuft es sich bedeutend besser und ich komme zum Königsplatz. Während es auf dem kleinen Gipfelchen zugig ist, bietet die felsüberdachte Königsbank einen windstillen und sonnigen Aufenthalt. Zufrieden pausiere ich, betrachte „mein“ Revier und fühle mich dabei schon ein bisschen königlich. Später laufe ich hinüber zur Grünstellige, einem weiteren Aussichtspunkt. Von dort trete ich den Rückweg zur Buchenparkhalle an. Unterwegs habe ich heute auf der ganzen Strecke nur zwei tschechische Waldarbeiter und einen Wanderer getroffen. Am Auto angekommen, sind es nun zum Mittag -1° C.
Ich warte also weiter - auf ein Zeichen, darauf dass der Frühling mich nicht nur anlächelt, sondern dass er mein Herz erwärmt - fertig Eiszeit!
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 5 h 45 min. Die Strecke ist im Normalfall mit T2 zu bewerten, unter Winterbedingungen jedoch mit T3. 

Tourengänger: lainari


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