Eine Menge Weiß im Weißbachtal


Publiziert von lainari , 23. Februar 2011 um 20:56.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:20 Februar 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 280 m
Abstieg: 280 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 241 Pirna-Bad Schandau-Hinterhermsdorf oder Linie 268 Sebnitz-Hinterhermsdorf bis Hinterhermsdorf
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel und Gasthof „Erbgericht“, Hotel „Sonnenhof“, Pension und Gasthaus „Zur Hoffnung“ alle in Hinterhermsdorf
Kartennummer:1:10.000, Rolf Böhm, Hinterhermsdorf und die Schleusen

Hinterhermsdorf-Weißbachtal-Niedermühle-Taubenstein
 
Frostige Temperaturen und 5 cm Schnee verleiteten mich dazu, eine geplante Wintertour, die ich zwischen Weihnachten und Jahreswechsel wegen zu viel Schnee abgesetzt hatte, nachzuholen. Der Himmel war trüb, es gab Schneegriesel, aber es sollte laut Prognose aufhellen. Über Sebnitz fuhr ich mit dem Auto nach Hinterhermsdorf, parkte zentral im Ort. Am Gasthof „Erbgericht“ bog ich links in ein Sträßchen, das mich aus dem Ort führte. Zunächst kam voraus der Weifberg mit seinem Turm in Sicht. Über Wiesen und Felder ging es bergauf. Auf der freien Fläche wehte ein unangenehmer Wind, der die
-8 °C noch etwas eisiger wirken ließ. Die Sonne versuchte die Wolken zu durchdringen, hatte aber noch nicht genug Kraft. Unterhalb des Weifberges schwenkte der Weg Richtung Osten und führte am Gasthaus „Schäferräumicht“ vorbei in den Wald hinein. Der „Folgenweg“ fiel nun ins Heidelbachtal hinunter ab. Hier machte sich erstmals Altschnee bemerkbar, der - wenn er als Eis unter der trügerischen dünnen Neuschneedecke lag - an manchen Stellen unverhofft erhöhten Körpereinsatz erforderte, um in der Senkrechten zu bleiben. An der Schutzhütte am Heidelbach musste ich nach links auf den „Bammelweg“ abbiegen, hatte dort eine Brücke oder einen Durchlass in Erinnerung, nach dem vorjährigen Hochwasser ist es nun eine längs des Baches mit Holzbohlen ausgelegte Furt. Zum Überspringen war es hier zu breit, durchwaten auf dem Holzuntergrund schien mir zu riskant, so dass ich einige Meter oberhalb einen Baumstamm zur Überquerung des Baches nutzte. Dann ging es auf dem „Bammelweg“ steil aufwärts. Der Weg war durch Forstarbeiten recht verwüstet, dazu der verharschte Altschnee, der Aufstieg dadurch recht mühsam. Auf dem Höhenrücken angekommen überquerte ich die alte Kalkstraße, danach ging es abwärts ins Weißbachtal.
 
Unten angekommen, traf ich auf den Weißbach (Bílý Potok) und die Grenze zu Tschechien, die Bach und Tal bis zur Mündung an die Kirnitzsch folgt. Der obere Teil des Tales weist flache Talhänge auf und hat bis an die Grenze der Lausitzer Überschiebung Granit als Unterlage. Weiter unten werden die Flanken steiler, Sandstein prägt dann das Bild. Die Lausitzer Überschiebung ist eine geologische Störungszone, auf der anderen Seite des Steinberges im Heidelbachtal befindet sich an der Obermühle ein Jurakalk-Durchbruch, der früher bergmännisch ausgebeutet wurde. Im oberen Weißbachtal wurde ebenfalls danach gegraben. Auf dem Weg durch das Tal stehen frühere menschliche Eingriffe, wie teilweise befestigte Bachufer oder alte Brückenwiderlager im Kontrast zur ansonsten unberührten Natur, schaffen einen besonderen Anreiz sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Die abgeschiedene Lage entlang der Grenze sorgte dafür, dass sich bisher nicht allzu viele Leute hierher verirrten. Mit dem Schengen-Beitritt kommen nun auch vermehrt tschechische Wanderer ins Tal, aber an Tagen wie heute ist man immer noch allein unterwegs. Im enger werdenden Tal fanden sich zu meiner Überraschung etwa bis 40 cm Altschnee. Der Pfad war von zahlreichen umgestürzten Bäumen gesäumt, eine wilde Szenerie. An den Felsen sah man wahre Eiskaskaden, an überhängenden Stellen große Eiszapfen, Spritzwasser hatte entlang des Baches wundervolle Eisgebilde geschaffen, man fühlte förmlich den Eishauch des Winters, der sich hier sicher lange nicht geschlagen geben wird. Nach einiger Zeit gelangte ich an die Einmündung ins Kirnitzschtal. Ab hier lief ich auf dem Langewiesenweg flussabwärts, kam unterhalb zu den zwei einzelnstehenden Häusern, deren Lage treffend „Im Loch“ genannt wird. Gegenüber befand sich einst die Siedlung Hinterdaubitz (Zadní Doubice) auf böhmischem Gebiet. Der Ort ein Kuriosum, erst 1906 durch einen Fahrweg mit dem böhmischen Hinterland verbunden, gingen die Kinder in Hinterhermsdorf zur Schule und die Einwohner zur dortigen Kirche. Inzwischen verschwunden, erinnern nur noch einzelne Fundamente oder Felsenkeller daran. Der weitere Weg führte über eine bewaldete Anhöhe und fiel auf schmalem Pfad wieder ins Heidelbachtal ab. Dort passierte ich einen Rastplatz, der sich unter einem Felsüberhang am Mönchstein befand, bog dann nach links Richtung Kirnitzsch ab. Dort angekommen, nahm ich den Weg geradeaus Richtung Niedermühle. Gegenüber befand sich früher die nur von hier aus erreichbare Böhmische Mühle. Einst Mühle später berühmtes Hotel und Gasthaus, wurde sie nach dem Krieg verlassen, brannte in den 50er Jahren ab und wurde beseitigt. Die Kirnitzsch beschrieb hier eine Schleife, der Durchfluss war durch die Mauern des alten Brückenüberganges eingeengt. Beim vorjährigen Hochwasser hat sich der Bach mit Macht durch den Damm des einstigen Zugangsweges der Mühle ein neues Bett gegraben. Jetzt kam die Niedermühle in Sicht. Die Gebäude scheinen mittlerweile notdürftig instandgesetzt und harren einer neuen Nutzung. Ich ging zunächst am Ensemble vorbei bis zur Grenzbrücke. Deren Überquerung Richtung Tschechien ist jetzt möglich, jedoch nur auf markiertem Weg Richtung Wolfstafel/Schwarzes Tor/Balzhütte.
 
Also ging ich zurück und stieg zwischen den Gebäuden den Hang hinauf, den schmalen Weg hoch über dem deutschen Ufer nutzend. Später fiel der Pfad ab, um dann in den Reißersgrund abzuzweigen. Nach kurzer Steigung auf der linken Seite die Reißershöhle, wie so viele Höhlen der Sächsischen Schweiz „nur“ ein Felsüberhang. Wasser hatte hier einige schöne Eisgebilde geschaffen. In der Folge ging es mit steilem Anstieg aus dem Grund hinaus, der Abzweig des Wanderweges Richtung Taubenstein recht unscheinbar. Vom Taubenstein hat man einen Ausblick in nordöstlicher Richtung, über das Kirnitzschtal, unterhalb die Niedermühle in der Ferne der markante Kegel des Vlčí hora (Wolfsberg). Ich nutzte die Örtlichkeit zu einer kleinen Rast. Lange hielt ich es ob des böig blasenden Windes dann doch nicht aus. Ein Stück den Zugang zurück ging es geradeaus nach Hinterhermsdorf zurück, unterwegs der Pöhligstein, im Gedenken an den Waldarbeiter W. Pöhlig, der auf dem Heimweg an einem Schlaganfall starb. Im Dorf angekommen bog ich links und lief oberhalb des Ortes an Gärten vorbei hinüber Richtung Gasthaus „Buchenparkhalle“. Von dort aus hinunter in den Ort, mit einem Abstecher zur Kirche und vorbei an einigen schönen Umgebindehäusern. Hinterhermsdorf wurde von fränkischen Siedlern als Waldhufendorf gegründet. Diese brachten den Haustyp in die Region mit. Hinterhermsdorf weist davon eine beachtliche Menge in hervorragend renoviertem Zustand auf, hat in den zurückliegenden Jahren einige Preise für das schöne Ortsbild erhalten. Am Parkplatz endete meine abwechslungsreiche Rundtour.

Tourengänger: lainari


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