Teischnitztal: Stille unter der Glocknerwand


Publiziert von morphine , 20. November 2012 um 20:02.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:21 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:00
Strecke:Teischnitztalbrücke-Talschlucht Südseite-Teischnitzebene-Pifangalm-Talschluss-Retour über Talschlucht Nordseite (Mitzelog)
Kartennummer:40 Alpenvereinskarte Großglockner 1:25000

Vergleiche mit dem östlichen Tal-Nachbarn und Motivation

Zum Großglockner führen von Süden zwei Täler. Das Ködnitztal und das Teischnitztal. Während man das Ködnitztal über eine asphaltierte Straße bis zum Lucknerhaus befahren kann und es von dort auf  Wunsch per Taxi bis zur Lucknerhütte weitergeht, ist es im Teischnitztal dagegen bis heute still geblieben. Nur ein unbefestigter breiter Weg führt durch schönen Bergwald über der langezogenen Talschlucht hinauf. Nachdem man die am Schluss recht düstere felsige Schlucht verlassen hat, öffnet sich das Tal schlagartig zur Teischnitzebene. Hier hat man einen Paradeblick zum Großglockner, der mit seinem Stüdlgrat auf das Tal zielt. Fast noch auffälliger ist von hier die Glocknerwand über den immer noch eindrucksvollen Eisbrüchen des Teischnitzkees. Sowas hat das Ködnitzal nicht zu bieten.

Die Abgeschiedenheit des jetzt im Herbst regelrecht verlassen wirkenden Talbodens und der rauhe Charme, den die Landschaft im Teischnitztal versprüht, haben mich  zu dieser reinen Talwanderung ohne festes Ziel animierte.


Die Wanderung in den Talschluss

Der Beginn des Teischnitztals liegt etwas versteckt  am Ende des Kalsertals. Man fährt nicht ganz bis zum Talschluss nach Taurer, sondern hält sich vorher rechts an die Straße, die in Richtung Moaralm hinaufführt. Vor einer Straßenkehre mit Brücke über den Teischnitzbach befindet sich ein kleiner Parkplatz. Von dort startete ich meine Wanderung. Die Bilder von der Fahrt durch das Kalsertal und der Aufstieg durch den Bergwald über der Teischnitzschlucht wurden von mir zwei Tage zuvor beim Auskundschaften gemacht.

Vom Parkplatz führt ein breiter Weg (Hinweisschild: Teischnitztal, Stüdlhütte) den Bergwald hinauf. Von dort sieht man auf der anderen Seite der Schlucht einen undeutlichen Pfad das Tal hochziehen. Ich beschloss, auf dem Rückweg diesen Weg wieder hinabzusteigen, und so eine kleine Talrunde zu absolvieren.

Ich ging ohne Pause den über viele Kehren aufsteigenden Weg durch den Wald hinauf. Zwei Tage zuvor hatte ich mir hier mehr Zeit genommen und den herrlichen Herbstwald unter der Bretterwand der Bretterspitze immer wieder fotografiert.

Weiter oben erreichte ich das felsige Finale der Schlucht. Wie eine kleine Via Mala zog der schneebedeckte Weg durch dunkle Felsen. Um so stärker war dann das Landschaftserlebnis, als ich kurze Zeit später die düstere Schlucht verlasse und die sonnig-warme Teischnitzebene mit Blick zum Großglockner betrete.

Hier folgte ich nicht dem breiten Talweg und auch nicht dem Wanderweg zur Stüdlhütte (Hinweisschild), sondern hielt mich lieber an das sich dahinschlängelnde Bachbett, dem ich -zumindest jetzt im Herbst- gut folgen konnte. Auch ständiges durchwaten ist mit wasserfesten Bergschuhen heute kein Problem. Das letzte Stück bin ich dann aber doch über den Weg zur Pifangalm gelaufen.

Ab hier führen nur noch undeutliche Spuren immer etwas oberhalb (östlich) des Bachbetts in den Talschluss. Eine Infotafel weist später darauf hin, dass man jetzt die Kernzone des Nationalparks betritt. An großen auffälligen Felsblöcken ging es gemächlich weiter bergauf. Glockner und Glocknerwand sind längst hinter der mächtigen Felswand im Talschluss verschwunden. Aber die leuchtenden Eisausläufer des Teischnitzkees über dieser Wand ziehen dafür jetzt die Blicke auf sich. Schließlich erreiche ich die Block- und Schutthalden des ehemaligen Grauen Kees am Wandfuß. Der verschwundene Gletscher wurde wohl früher durch die Schnee- und Eislawinen vom Teischnitzkees genährt. Das Gelände ist aber auch hier nicht allzu steil und bald entdeckte ich einen großen tischebenen Felsblock mit eingelagerter Wasserstelle, den ich für eine ausgedehnte Pause nutze und zum Umkehrpunkt bestimme.


Etwas abenteuerlicher Abstieg über die andere Talseite

Nach der Pause stieg ich nachmittags wieder die Schutthalden hinunter zum Bach, wobei ich mich jetzt aber an die westliche Talseite hielt. Auch hier passiere ich wieder riesige Felsblöcke. Weiter unten steigt ein undeutlicher Pfad die Kererwiesen etwas bergan. Ich folgte diesem und stieg an einem hutzeligen Almhüttchen vorbei. Bald verloren sich die Spuren und ich stieg über Gras wieder hinunter zum Bach. Bevor dieser sich etwas schluchtartig einschneidet, überquerte ich ihn wieder auf die andere Seite und erreichte so bald wieder die Pifangalm.

Nach der Teischnitzebene führte eine breiter Weg nach rechts durch offenes Grasgelände hinauf zu einer großen Holzhütte. So erreichte ich im Vergleich zum Aufstieg die andere Seite der Teischnitzschlucht. Auf diesem Wegabschnitt ergab sich ein fantastischer Blick auf den von der Sonne ausgeleuchteten Talboden.

Von der Hütte folgte ich einem Zaun nach Norden. Bald darauf entdeckte ich eine schwache Pfadspur, die nach links bis zu einem verfallenen kleinen Unterstand führte. Hier verlor sich mal wieder die Spur und ich suchte die offenen steilen Grashänge nach der Fortsetzung der Route ab. Etwas unterhalb, jenseits eines Bachgrabens (Göscht- bzw. Gstraunbach), entdeckte ich ich eine Spur, die weiter talabwärts führte. Dies passte auch zu den Angaben in meiner AV-Karte.

Mühsam querte ich nun ein wenig absteigend die steilen glatten Grashänge in Richtung Graben. Diesem war aber überraschenderweise noch ein zweiter -sehr unangenehm eingeschnittener- Bach vorgelagert. Ich überquerte diesen nicht, sondern stieg ihm entlang direkt steil hinunter, bis ich den Bachgraben kurz vor der Schluchtkante endlich leicht überwinden konnte.

Auf der anderen Seite des Bachs entdeckte ich dann erleichtert sofort wieder eine Pfadspur. Diese führte nahe oberhalb der Schlucht  durch Kieferngestrüpp nach Mitzelog zum Fuß der Bretterwand und dann später durch Bergwald steil hinunter zur Teischnitztalbrück am Parkplatz, den ich um ca. 18.00 Uhr wieder erreichte.   


Fazit und Schwierigkeiten

Schöne Herbstwanderung durch ein stilles einsames Hochgebirgstal. Ich habe auf jeden Fall genau das bekommen, was ich an diesem Tag gesucht habe.

Um nicht den gleichen Weg zurückzugehen, empfehlen sich die beschriebenen Wegvarianten. Dies führt allerdings dazu, dass die eigentlich einfache Wanderung (T2)  durch das Begehen der steilen teilweise weglosen Grashänge deutlich erschwert wird (T3+). Beim Aufstieg durch die Felsschlucht blockierte an diesem Tag abgerutschter Neuschnee an einer Stelle den Weg. Dieser musste etwas heikel nahe am Schluchtrand überwunden werden.

Tourengänger: morphine


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