Spurensuche im Fontannental


Publiziert von ABoehlen , 8. Februar 2008 um 10:53.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum: 7 Februar 2008
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-LU 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:Burgmatt - Löchli - Hurnihüsli - Wolf - Ahornenboden - Stoss - Egghütte - Löchli - Burgmatt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Burgmatt (Fontannen) liegt an der Postautolinie cff logo Wolhusen - cff logo Romoos
Unterkunftmöglichkeiten:Fontannen verfügt über keine Unterkunfstmöglichkeiten. Hotels gibt es dafür in Wolhusen, Doppleschwand und Romoos
Kartennummer:LK1149 Wolhusen

Seit meinen ersten Touren im Fontannental sind ca. 20 Jahre vergangen und nach wie vor fasziniert mich diese Talschaft sehr. Ein Aspekt dieser Faszination ist nachfolgend erläutert:

Beim Betrachten der Ausgabe 1965 des Kartenblattes Wolhusen, fällt dem aufmerksamen Kartenleser eine Vielzahl von Fusswegverbindungen in diesem äusserst unwegsamen Gebiet auf, von denen die aktuelle Karte nur noch sehr wenige zeigt. Viele dieser Wege waren einst der einzige Zugang zu den entlegenen Bergbauernhöfen, oder wurden als Schulwege benützt. Dokumentiert ist z.B. jene halsbrecherische Verbindung, die vom Mittleren Grossenberg durch den fast 200 Meter tiefer liegenden Graben der Kleinen Fontanne zum ehemaligen Schulhaus Krachen führte, und welche die Grossenberg-Kinder tagtäglich bewältigen mussten. Solche Szenerien sind heutzutage nur noch schwer vorstellbar. Aber obwohl viele Höfe heute über eine brauchbare Zufahrt verfügen, liegen sie immer noch sehr abgelegen, in einem Gebiet, das regelmässig mit Unwetterschäden für Schlagzeilen sorgt.


Mich interessiert, welche dieser alten Wege heutzutage noch auffind- und begehbar sind. Für die heutige Erkundung habe ich mir den mittleren Teil des Tales ausgesucht.

Der Beginn der Tour liegt beim Abzweig der Fontannenstrasse, wo sich die Postaustohaltestelle Burgmatt (628 m) befindet. Erstmal heisst es jetzt, die gut 5 km bis zum Hurnihüsli auf der Talstrasse zurückzulegen. Zum Aufwärmen bei der aktuellen Temperatur um 0 Grad ist das gerade das richtige.

Hurnihüsli (717 m) bestand einst aus 2 Häusern, die auf einer Lichtung lagen. Heute ist dort alles bewaldet, aber ein Gebäude erhebt sich immer noch oberhalb der Strasse. Nach einigem Suchen stosse ich auf den zwar überwucherten, ansonsten aber noch gut erkennbaren Pfad, der laut alter Karte zum Hof Unterer Bergbüel hinaufführen soll. Probieren wir's mal... Sofort zeigt sich, dass die Bedingungen für derartige Kraxeltouren jetzt im Februar noch ganz und gar nicht optimal sind. Entweder ist der Boden gefroren und entsprechend glitschig, oder alles ist triefend nass und ebenso rutschig. Trotzdem gelange ich bis auf ca. 780 m hinauf, wo der Weg als nächstes ein Felsbastion queren soll. Aber leider ist hier alles abgerutscht und eine Querung völlig unmöglich. Dass jenseits die Fortsetzung des Weges erkennbar ist, ist ein schwacher Trost...

Das bedeutet, gleicher Weg zurück. Unten angelangt, folge ich der Talstrasse weiter bergauf zu den Häusern von Wolf (735 m). Hier biegt die neue Strasse zum Grossenberg ab; von unten betrachtet ein bemerkenswertes Bauwerk. Und diese Investition war auch nötig, denn andernfalls hätten sich die Höfe auf dem Grossenberg wohl kaum halten können. Die alte Zufahrt war ja haarsträubend und die Bedingungen, um dort oben Landwirtschaft zu betreiben, sind auch nicht gerade einfach.

Gleich nach der Brücke verlasse ich die neue Strasse, um zum Bach abzusteigen, der aus dem schluchtartigen Dürrenegggraben hervorströmt. Durch die gegenüber liegende Flanke führte einst auch ein Weg bergan. Tatsächlich ist der Einstieg leicht zu finden, bedingt allerdings, dass ich den Bach durchwaten muss. Aber dann liegt der Pfad vor mir und ist anfänglich ganz problemlos zu begehen. Aber bald tauchen Hindernisse wie umgestürzte Bäume und Geröllrinnen auf. Die Erosion nagt auch hier unablässig an den Steilhängen. Dennoch erweist sich diese Strecke als durchaus noch begehbar.

Der Weg endet an einem Waldrand auf ca. 870 m. Netterweise wurde der dreifache Stacheldraht an dieser Stelle etwas zur Seite gedrückt, sodass ich leicht hinüber komme. Hier gehe ich rechterhand, um nach kurzer Zeit den wohl nur im Sommer genutzten Hof Ahornenboden zu erreichen, von wo ich auf einem Fahrsträsschen zum Hof Stoss (984 m) hinaufsteige, dem höchsten Punkt für heute.

Auf der aussichtsreichen Verbindungsstrasse Fontannen - Holzwegen beginnt der Rückweg. Trotz Sonnenschein will keine Wärme aufkommen, da eine zügige Bise über diesen Höhenrücken bläst. Deshalb lege ich diese Strecke recht zügig zurück, komme aber auch so dazu, die Aussicht in Ruhe zu geniessen. Südlich erstreckt sich der unerhört enge Graben des Rächenlochbaches, und selbst in diesem schwer zugänglichen Gebiet stehen Bauernhäuser wie Rächenloch oder Leutschenboden auf kleinen Waldinseln. Von Zufahrtsstrassen ist keine Spur zu sehen...

Beim stattlichen Hof Egg (895 m) beginnt der Abstieg zurück ins Fontannental. Diese Strecke ist sogar markiert und die Orientierung somit ganz einfach. Aber ohne Überraschung geht es auch hier nicht. Nach einem sehr steilen Einstieg in die Flanke unterhalb der Egghütte ist am Fusse eines Wasserfalles ein steiniger Graben zu queren. Die dafür vorgesehene Brücke wurde allerdings bei einem Unwetter weggespült und liegt jetzt nutzlos im Abhang. Dies gibt einmal mehr eine rutschige Kraxelei, die sich auch weiter unten fortsetzt. Selbst mit intakter Brücke müsste diese Strecke eigentlich weiss-rot-weiss markiert sein...

Im Löchli (652 m) münde ich wieder in die Fontannenstrasse, auf welcher ich die letzten Kilometer zurück zur Haltestelle Burgmatt zurücklege. Eine spannende Tour in einer immer wieder von neuem packenden Gegend geht zu Ende.

P.S. Dies ist die erste Tour mit meiner neuen digitalen Spiegelreflexkamera Canon EOS400D. Die Vorzüge dieses Gerätes haben mich vollkommen überzeugt!

Tourengänger: ABoehlen


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