Hohe Wasserfalle (3003m) Rundtour über Süd- und Südwestgrat


Publiziert von Tef , 15. November 2011 um 20:00.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:12 November 2011
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ins Ötztal bis nach Umhausen. Ins Ortszentrum und dem Wegweiser nach Niederthai folgen. im Zentrum links nach bichl bis zur Jausenstation. Sehr begrenzter Parkraum. Man kann auch von Niederthai starten, ist nur unwesentlich länger.
Kartennummer:Kompass Nr.43

Nach langer Zeit gings mal wieder ins Ötztal, das ja die Stubaier Alpen im Osten von den Ötztalern im Westen trennt.
Dieser November 2011 verleitet ja gerade dazu, es nochmal mit 3000ern zu versuchen. So hatten wir uns für die Hohe Wasserfalle entschieden. Ursprünglich über den Normalweg, änderten wir am Gruejoch unseren Plan (weil es uns abschreckte, ins schnee- und kältegefüllte Wannekar abzusteigen) und nahmen den Südgrat in Angriff. Als Abstieg hatten wir dann den Südwestgrat über das Schönjöchle und den Poschachkogel im Visir.
Wir müssen nun zugeben, daß wir uns dabei bezüglich Zeit etwas verrechtnet haben, denn Blockkletterei mit Schnee kostet Zeit, und auch der scharfe Grat hat zwar bombenfesten Fels, war aber auch mit Schnee und Eis garniert. So zerann uns die Zeit zwischen den Fingern und um die für spätestens 14:30 verabredeten Umkehrzeit waren wir erst am vorletzten Zacken vorm Gipfelkreuz. Das ist aber bei der Wasserfalle nicht so schlimm, denn die Zacken sind quasi alle gleich hoch und die Aussicht gleich gut.
Zudem sind die beiden Grate der absolute Höhepunkt der Tour: genußvolles Rumturnen im besten Granit bei hervorragender Aussicht in eindrücklicher Landschaft. Dann ist auch der Weg übers Joch vom Narrenkogel sehr schön, bietet das Gruekar neue Eindrücke und zuletzt ist der Gruesee ein echtes Naturjuwel.Und nun um diese Jahreszeit war Einsamkeit garantiert: außer uns waren keine Wanderer unterwegs. Ergibt zusammen eine wunderschöne 5*-Tour!
Noch kurz zur Bewertung: wir haben uns wegen des kombinierten Geländes für die Hochtourenbewertung entschieden.
Etwa 200 Meter vor der Jausenstation Bichl zweigt bei einer Parkbank nach rechts ein deutlich sichtbarer Waldpfad ab (rote Striche als Markierung). Dieser führt recht steil und direkt den Waldhang hinauf. Wir erreichen einen Lawinenzaun und gehen an diesem zu dessen Ende rechts entlang umd kommen so zu einer Forststraße. Dieser folgen wir nur ein kleines Stück, denn bald führt der Pfad nach links weiter bergan. Auch hier gewinnt man schnell an Höhe, bis sich der Wald lichtet und das Gelände sich etwas zurücklehnt.
Nach einer Schneise durch jungen Fichtenwald kommen wir zu einer Kreuzung. Von rechts kommt ein Weg aus Niederthai hinzu. Wir wenden uns nach links und folgen dem Pfad in nordwestlicher Richtung nur noch leicht ansteigend über schöne, aussichtsreiche Wiesen mit lichtem Baumbestand. Ein sehr schöner Abschnitt der Wanderung! Wir passieren eine kleine Jagdhütte und erreichen bald darauf eine Wiesenschulter, genannt Bergle.
Hier knickt der Weg nach rechts und führt nun in östlicher Richtung durch Kiefernwald die nächste Steilstufe empor. Dahinter kommen wir nun ganz aus dem Wald und über von dichtem Heidestrauchgewächs bedeckten Südrücken geht es hinauf zum kreuzgeschmückten Narrenkogel (2309m).
Nun geht es am breiten Wiesenrücken, genannt Am Joch, in nordöstlicher Richtung dahin, ein wahres Schaulaufen mit super Ausblicken. Wir nähern uns dem Poschachkogel, dem ersten Gipfel des Südwestgrates. Hier werden wir später zurückkommen, doch auf dem Hinweg muß man nicht bis auf den Gipfel. Am Fußes dieses kommt eine Verzweigung. Rechts geht es nach Niederthai, wir steigen geradeaus Richtung Gipfel. Etwas unterhalb von diesem kommen wir zu einer zweiten Verzweigung.
Hier nehmen wir den rechten Weg Richtung "Gruesee". Er führt uns durch die steile, teilweise erosinsgeschädigte Flanke des Poschachkogels. War es wegen der Südausrichtung zunächst aper, kommen wir nach einem Eck wegen der Nordostausirchtung in harten Schnee. Der Weg ist aber zu sehen und gut zu gehen (die Querung ist durchaus T3). Vom Eck hat man einen sehr schönen Überblick über den Süd- und Südwestgrat bis zum Vereinigungspunkt. (siehe hier).
Der Weg senkt sich nun ins wunderschöne Gruekar. Am tiefsten Punkt kommt erneut ein Abzweig ins Hollachtal nach Niederthai. Wir folgen dem Pfad über einen Moränenrücken bergan direkt auf das gut sichtbare Gruejoch (2747m) zu, erreichen aber auf 2620 Meter höhe eine kleine Flachstelle, wo in einer Mulde etwas rechts vom Weg der wunderschöne Gruesee liegt. Wir umrunden ihn und werden Zeuge eines tollen Naturphänomen: der See ist von einer bereits recht dicken aber glasklaren Eisschicht bedeckt, die nun wohl wegen der Sonneneinstrahlung unter Spannung gerät und dadurch schwingt und singt. Bis hoch zum Joch können wir den See immer wieder hören, faszinierend in dieser absoluten Einsamkeit!
Am Gruejoch rasten wir kurz und blicken ins Wannenkar hinab. Wie Eingangs bereits erwähnt, führt der Wanderweg dort hinab und dann nach Nordwesten zum Gipfel. Wir entscheiden uns jedoch für den sonnigen Grat. Zunächst geht es problemlos über einen breiten Rücken bergan doch bald stellt sich ein wild zerborstener Fels in den Weg. Wir entscheiden uns, ihn linksseitig zu umgehen und steigen dazu in die mit riesigen Felsblöcken übersäte Flanke ab. Eine faszinierende Gegend, die aber so ihre Tücken hat. Denn Schnee bedeckt die Stellen zwischen den Felsen und manchmal kann man hier in ganz schön tiefe Löcher verschwinden. Wir suchen uns den besten Weg und steigen wieder langsam an und halten dabei auf eine kleine Karmulde zu.
Zu Beginn dieser geht es wieder rechts hoch zum Südgrat. Und nun geht's los. Zunächst noch über steile Schrofen, wird der Grat bald recht schmal und ab und zu muß man auch klettern (I). Immer wieder muß man auch übersteigen, als würde man auf ein Pferd aufstitzen. So geht es kurzweilig dahin, bis man kurz in die linke Flanke ausweichen muß, um dann über eine Rinne (I+) wieder zum Grat hochzukommen. Nun geht es einen Schrofenhang hoch und wir haben den Kulminationspunkt vom Süd- un Südwestgrat erreicht (P. 2940m).
Nun geht es in nördlicher Richtung weiter. Der Grat ist sehr zerklüftet, immer wieder geht es in tiefe Scharten. Der Fels schaut zwar recht brüchig aus, ist jedoch erstaunlich fest. Das ist auch notwendig, denn es kommen immer wieder recht schmale, ausgesetzte Kletterstellen (immer wieder II). Die schwersten Kletterstellen sind im Aufstieg alle beim Abklettern. Eigentlich bleibt man immer am Grat und weicht nur kurzzeitig  auf die Westseite aus. Es gibt einige Gemsspuren etwas 50 Hm tiefer, die in der Flanke queren, aber sonderlich solide schauts da nicht aus. Also besser oben bleiben.
Wir sind wie bereits erwähnt zeitlich im Verzug und stoppen auf einem der letzten Gipfelzacken. Wir rasten kurz und klettern dann am Grat zurück zu dem Gipfel, wo sich die Grate verzweigen. Wir nehmen nun den rechten Ast. Deutlich einfacher geht es nun zunächst über einen Geröllrücken abwärts, später gar über grasige Schrofen. Erst kurz vorm Schönjöchl (2709m) wird es wieder anspruchsvoller. Steigt man direkt auf, folgt nochmal ein kurzes, sehr schmales Gratstück (II) bis zum Gipfel. Oben legen wir nochmal eine Pause in der Sonne ein, ehe sie im Westen hinter den Ötztaler Bergen verschwindet.
Vom Schönjöchle geht es hinab in eine Scharte und dahinter wieder etwas bergan zum Poschachkogel (2574m) mit Kreuz (kann auch auf schmalem Pfad in der Westseite umgangen werden). Nun geht es nach Süden abwärts und bald treffen wir wieder auf den Anstiegsweg.
Das letzte Stück im Wald müssen wir dann noch die Stirnlampe anschmeißen, um heil am Ausgangspunkt anzukommen.

Tourengänger: Tef


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Kommentare (6)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 15. November 2011 um 20:54
Gratuliere, eine super Tour - muss ich mir merken! Mir war die Idee des markierten Anstiegswegs nicht so sympatisch, aber diese Route macht echt Laune!

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2011 um 21:52
Danke!
Ja, der Grat wird dir bestimmt gefallen, ist auch im Sommer sicher nicht überlaufen...
beste Grüße
Tef

DHM123 hat gesagt: Südgrat / SW-Grat
Gesendet am 29. November 2011 um 17:49
Hallo,
in Bezug auf die Hohe Wasserfalle ist das doch nur ein Grat, wenn ich das richtig verstehe, oder ?
Denn zum Gipfel geht ja nur der Südgrat. Der SW-Grat bzw. SO-Grat wäre dann der untere Teil ...
Hat mich jetzt ziemlich irritiert. Sehr schöne Bilder und eine tolle Tour.
Mich würde mal der Ostgrat zum Gaiskogel interessieren :)

Tef hat gesagt: RE:Südgrat / SW-Grat
Gesendet am 29. November 2011 um 20:27
Servus,
es ist beides richtig, denn der Südgrat, zu dem es zuletzt zum Gipfel geht, besteht bis zum P2940 aus zwei Graten (quasi ein am Kopf stehendes Y) , d.h. die beiden Beine sind dann SO bzw SW Grat.
Der Ostgrat ist bestimmt ähnlich spannend

ADI hat gesagt:
Gesendet am 30. April 2012 um 14:31
jetzt schau' ich mir die Bilder nochmal an und muß sagen: schöner geht's echt nicht.
Wahrlich eine ***** Tour!
Den Grat muß ich auch mal gehen bei AKW.
War im März heuer mit SKI oben, denk aber, daß der Grat noch schöner ist, als meine geliebte SKT....

VlG vom ADI

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Mai 2012 um 22:34
Servus Adi,
der Grat wird dir bestimmt gefallen!
beste grüße
Tef


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