Gamperstock 2274m, Sirtenstock 2300m


Publiziert von Bombo , 1. November 2011 um 01:10.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:30 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Ratzi - Ober Gisleralp - Geisgrätli - Gamperstock - Grätli - P.2215 nördlich umgangen - Sirtenstock - Grätli - Sidenplangg - Älpeli - Ratzi
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Klausenpassstrasse bis Spirigen, Seilbahn- / Parkplatzwegweiser Ratzi. Kostenlose Parkplätze vorhanden. Mit der 8er--Seilbahn hoch nach Ratzi.
Unterkunftmöglichkeiten:z.B. Berggasthaus Ratzi, wo man vor und / oder nach der Tour gemütlich auf der Sonnenterrasse einkehren kann.
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1172 "Muotatal" & Bl 1192 "Schächental"

Aussichtsreiche Gratour auf der Sonnenseite des Schächentals


Wer die Sonne ganztägig trotz tiefem Sonnenstand geniessen möchte, der ist aktuell auf der Nordseite des Schächentals bestens bedient - zahlreiche Kletter-, Kraxel- und Wanderrouten bieten jedem Alpininteressierten etwas nach seinem Gusto. Die Bergbeizlis sind meistens noch offen, die Bergbahnen transportieren ebenso, nur eines gibt es heuer nicht: der grosse Rummel, welcher die sonst so gesuchte Ruhe stört. Perfekt also, wieder einmal dem Schächtental einen Besuch abzustatten. 

Mit der 8er--Seilbahn lasse ich mich von Spirigen 923m (Bushaltestelle gleich bei der Bahn, wichtig für Rundtouren!) direkt hoch zum  Berggasthaus Ratzi 1513m chauffieren, wo es dann erst einmal einen gemütlichen Kaffee auf der Sonnenterrasse gibt. Als Solist in evtl. unwegsamen Gelände - diverse Pläne schweben in meinem Kopf vor - teile ich dem Gasthofbesitzer meine Tourenidee mit und verbleibe mit ihm, dass ich nach der Tour wieder auf ein Drink vorbeikomme. 

Von der Bergstation Ratzi 1513m steige ich dem rot-weiss-markierten Wanderweg entlang in direkter Linie nordwärts, bis der erste Hof erscheint. Dort verlasse ich die Markierungen und folge meiner Diretissima-Linie nordwärts mehr oder weniger stets entlang des Skiliftes. Es erscheinen die Gebäude der Ober Gisleralp 1837m, wo es für mich eine erste Verschnaufpause gibt. Die Nachwirkungen der Volksfeste der letzten Tage hinterlassen gehörig Ihre Spuren und ich frage mich, wie meine Lunge den weiteren Aufstieg noch aushält (dabei ist man an diesem Punkt eigentlich noch "nirgendwo"). 

Für mich geht es nun direttissima weiter - gleich hinter dem Hof setze ich meine Nordlinie fort, stosse dann noch kurz auf blau-weisse Markierungen, diese gehen dann jedoch rechts Richtung Grätli. Vor mir aber steilt sich das Grasgelände auf und ich kann der kleinen Felsbastion nicht widerstehen und erreiche  nach einer knappen Marschstunde P. 2079. Schon wieder muss eine Verschnaufpause her - was ist heue auch nur los? Da trinkt man mal ein paar Gläser (Flaschen?) zuviel und schon ist man 40 Jahre älter...

Mein erstes Tagesziel - der Gamperstock 2274m - triumphiert schon längst direkt vor mir - nichts wie los also. Nordwestlich von P. 2079 entdecke ich rote Farbmarkierungen im Schotterfeld, folgt man diesen, erreicht man nur wenige Minuten später auch den problemlosen Übergang auf das Geissgrätli bei P. 2116m (10min von P. 2079). Natürlich muss auch hier wieder der Schweiss abgewischt werden - es ist aber auch sehr warm heute...

Der Weiterweg ist nun definitiv klar, man bleibt immer auf dem Grat oder mindestens in der Nähe davon - hin und wieder mahnen einige Karstlöcher zur Vorsicht und auch die Gratkante bricht bedrohlich tief ab - und steigt dann durch die steile, grasige, jedoch gut gestufte Westflanke hoch zum Gipfelkreuz des Gamperstock 2274m (ca. 20 - 30 Minuten vom Geissgrätli P. 2116).

Ein Gipfel, welcher definitiv seltener besucht wird, als viele bekannte Ziele rundherum (Gipfel der Chaiserstockkette, Höch Windgällen, etc.) - bei meiner Ankunft jedoch herscht riesiger Jubel-Trubel und ich erfahre auch schon bald weshalb: Der Kletterclub "Steinbeisser" feiert gerade seine Jubiläumstour anlässlich der Gipfelkreuzspende und hat heute quasi ein neues Gipfelbuch getauft - denke, so gegen die knapp 20 Personen dürften es schon gewesen sein. Doch als dann der ganze Fest-Umzug wieder zu Tale stieg, kehrte auch auf dem Gipfel wieder Ruhe ein - Zeit für mich, in die Sonne zu liegen und ein längst überfälliges Nickerchen zu machen...

Als ich die Augen wieder öffnete und die Uhr mir noch immer genügend Zeitbudget zeigte, wollte ich mir trotz einigen Schneefeldern wenigstens den Sirtenstock mal genauer anschauen - wer weiss, vielleicht liegt da ja noch eine Hikr-Premiere drin...

Über das Grätli stieg ich mehr oder weniger immer der Kante entlang hinunter und stand schon bald bei der Felsbastion bei P. 2215. Diese wollte ich ursprünglich trotz messerscharfer Gratschneide überklettern, musste dann aber beim Einstieg infolge Alleingang und sehr brüchigem Gestein (es besteht die Gefahr, dass wenn beim Einstieg grössere Steine ausbrechen, dass gleich der gesamte "Vorbau" zusammenbricht) Forfait geben. Also umging ich diese Stele durch die steilere, schneebedeckte Nordostflanke und erreichte so dann wieder die meist schneelose, steile Westflanke des Sirtenstock. Auch diese Flanke ist wie schon zuvor beim Gamperstock meist gut gestuft, ist verglichen mit dem ersten Gipfelziel jedoch steiler und gegen den Gipfel zu auch ausgesetzter und absturzgefährdeter. Dieser Teil der Tour sollte nur von erfahrenen Berggängern besucht werden - hier wie auch in der kommenden Etappe zu P. 2271 erreicht man gut eine zünftige T5, wenn nicht gar mässige T6

Den von mir genannten Vorgipfel des Sirtenstock 2300m (der Hauptgipfel ist mind. von dieser Seite her nicht erreichbar) erreichte ich konzentriert und mühelos, ganz anders dann aber der Versuch, den Nebengipfel P. 2271 über die direkte Linie zu erreichen. Einerseits wartet da mal ein ausgesetzter Grat mit teils brüchigem Gestein, andererseits endet dieser kurz vor dem letzten Gipfelaufbau in einer Scharte, welche durch eine steile Platte abgeklettert werden müsste. Ausrutschen klar verboten - besser wieder ein paar Meter zurück bis ca. zur markanten Steinbrücke, welche galant einen Bogen spannt, dort ein paar Meter hinunter (aktuell kann ein Schneefeld als Rutschpartie genützt werden) und durch ein markantes Couloir wieder hoch zum Gipfelaufbau. Von dort sind's nur noch wenige Meter bis zum Gipfel des Sirtenstock P. 2271 - seit meinem Besuch jetzt auch mit Steinmann versehen.

Nochmals - wie schon zuvor auf dem Vorgipfel - geniesse ich das fantastische, sonnige Herbstwetter und vorallem aber auch die Sicht in die markanten Pfaffentürme, zum Pfaffenstock und selbstverständlich zum beliebten Skitourenziel Höch Pfaffen.

Der Abstieg glich dann mehr einem zügigen Berglauf - einerseits konnte ich vom Gipfelaufbau bis hinunter zur Traverse bei der Felsbastion ein Schneefeld als Fussrutsche benützen, die Traverse war dank meinen vorherigen Trittspuren ebenfalls problemlos machbar, weshalb ich schon bald die Abstiegsmöglichkeit bei P. 2186 vorfand. Von dieser teils weglos, teils den blau-weissen Markierungen nach hinunter zu P. 1809, in direkter Falllinie südwärts weiter zu den Hütten von Sidenplangg 1740m, nochmals in direkter Falllinie weiter hinunter zu den Wegweisern bei Älpeli und anschliessend den Markierungen entlang bis nach Ratzi 1513m, wo ich noch einen der letzten Tische auf der gut besuchten Sonnenterrasse ergattern konnte. 

Der weitere Abstieg nach Spirigen versüsste ich mir nochmals mit der Seilbahn, auch wenn bei diesem schönen Wetter genügend Zeit eingerechnet werden muss - vorallem, wenn die Steinbeisser mit Chind und Chegel die gleiche Idee haben...


Fazit:

Eine wunderschöne Rundtour in einem Gebiet, welches definitiv von den grossen Touristenströmen verschont ist. Hier kennt man sich und als Nicht-Einheimischer gilt man fast schon als Exot. Das Gebiet eignet sich vorzüglich für Rundtouren aller Art, kann man doch perfekt die diversen Seilbahnen mit einem Rundticket verbinden, nicht zu vergessen die diversen Bergbeizlis unterwegs und natürlich auch die ÖV-Haltestellen jeweils direkt bei den entsprechenden Seilbahnstationen. Meine Tour könnte auch noch über das Chinzig Chulm erweitert werden (statt die eher anstrengende Variante über die genannte Felsbastion P. 2079) und für Konditionsbolzen mit dem Höch Pfaffen via Rinderweid verbunden werden. Der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt...


Tourenzeiten: 

Start Ratzi 1513m: 10.15 Uhr
P. 2079:  11.10 Uhr
Geissgrätli P. 2116: 11.20 Uhr
Gamperstock 2274: 11.40 Uhr

Abstieg Gamperstock ca. 13.15 Uhr
Sirtenstock "Vorgipfel": 13.50 Uhr
Sirtenstock P. 2271: 14.30 Uhr
Sideplangg: 15.05 Uhr
Ratzi ca. 15.30 Uhr


Tour im Alleingang.


Tourengänger: Bombo


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