Clariden (3267m)


Publiziert von أجنبي , 30. Oktober 2011 um 00:17.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:29 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe   Ortstockgruppe 
Aufstieg: 1360 m
Abstieg: 1360 m
Strecke:Klausenpass – P. 2346 – P. 2739 – P. 2872 – Iswändli – Chammlijoch – Vorgipfel (P. 3191) – P. 3155 – Clariden – retour auf gleicher Route
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Klausenpass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Klausenpass
Kartennummer:LK 1:25.000: 1192 Schächental, 1193 Tödi

Auf meinen letzten paar Touren gewann ich den Eindruck, das „weiter oben“ nicht (mehr) allzu viel Schnee liegen würde. Das stabile, gute Wetter steigerte zusätzlich das Bedürfnis, vor dem Winter nochmals hoch hinaus zu gehen. Der Clariden stand zwar schon lange auf meiner Wunschliste, doch erst seit meiner Klettertour auf den Obertalstock, welche bei mir einige Knoten löste, mutete ich mir diesen Gipfel auch wirklich zu. Also stand der Plan für Samstag. Beim Stichwort „Clariden“ gesellten sich in Windeseile die Tourenpartner hinzu und los ging's.

Der Klausenpass ist ab 8 Uhr geöffnet und als wir 10 Minuten früher bei der Barriere eintrafen, drehte ein Gemeindearbeiter gerade die Verbotstafel um. Kurze Zeit später trafen wir auf dem Pass ein und bald stiegen wir bestens ausgerüstet bergan. Zu Beginn wechselten sich Schneefelder und apere Passagen ab, doch bald war alles nur noch weiss. Der Schnee trug ziemlich gut, wodurch wir einigermassen schnell vorwärts kamen. Neue Spuren gab es keine, doch hin und wieder sichteten wir ältere Aufstiegsspuren von Skitourengängern im Schnee. Da wir ohne Skis unterwegs waren, wählten wir aber natürlich meist eine direktere Route.

Nach etwas mehr als zwei Stunden kamen wir beim Iswändli an. Wir entschlossen uns, die Steigeisen nicht anzuziehen, was sich als vernünftig erwies. Problemlos stapften wir das Iswändli hoch, erreichten etwa eine halbe Stunde später das Chammlijoch und seilten uns an. Der Clariden und sein Vorgipfel schienen nun endlich etwas näher gekommen zu sein und die Sonne leistete einen weiteren Beitrag zur Motivation für den Schlussakt.

Teils auf Geröll, teils auf etwas Schnee stiegen wir zum Vorgipfel hoch, wo mir nun definitiv klar wurde, auf was ich mich eingelassen hatte. Wir entschlossen uns, den Abstieg zu P. 3155 mit Steigeisen zu bewältigen und in bestem Trittschnee ging's vorsichtigen Schrittes über den Grat hinunter. Da die Flanke und der Grat zum Gipfel noch einiges an Eis und Schnee aufwiesen, behielten wir die Steigeisen an, deponierten aber unsere Stöcke.

Der Einstieg in die Kletterei hoch zum Gipfel war aufgrund der massiven Ketten deutlich zu erkennen. Letztere lagen übrigens ausser an zwei ganz kurzen, einfachen Stellen überall frei. Trotz den Ketten, um welche ich ziemlich froh war, blieben wir angeseilt. Für mich persönlich war die Kletterpartie nahe, doch knapp unterhalb meines Limits. Da ich im Umgang mit meiner Höhenangst insbesondere diesen Sommer eine sehr offensive Strategie verfolgt und als Resultat davon grosse Fortschritte gemacht hatte, war ich überzeugt davon, es auf den Gipfel zu schaffen. Angst hatte ich nie wirklich, auch wenn ich die Kletterei oft als ziemlich ausgesetzt empfand. Einmal mehr aber spürte ich an meinen verkrampften Unterarmen, dass doch einiges an Anspannung vorhanden war.

Nach viereinhalb Stunden Aufstieg (ab Klausenpass, inkl. Pausen) erreichte ich als Letzter unserer beiden Seilschaften den Gipfel. Selbst diesen Juni auf dem Galenstock war ich nicht so überwältigt wie in dem Moment, als ich auf dem Clariden eintraf. Die Anspannung in der Kletterei, das weitsichtige Panorama auf dem Gipfel, viel Stolz und das Gefühl, es mit starker Willenskraft mal wieder geschafft zu haben und einen weiteren, wichtigen Schritt vorwärts gekommen zu sein, hatten einen ziemlich surrealen Gefühlsmix entstehen lassen. Nach ein paar ruhigen Minuten und einem starken Kaffee aus der Thermosflasche landete ich wieder in der Realität...

An dieser Stelle möchte ich insbesondere meinem Seilpartner (ich nenne im Internet keine Namen, aber der Betroffene weiss schon, dass er gemeint ist...) explizit danken. Dank seiner Geduld und Unterstützung habe ich dieses Jahr nicht nur den Clariden erreicht, sondern auch einige andere (für mich) anspruchsvollere, wunderbare Gipfel erklimmen und viele schöne Momente erleben können und ziemlich rapide Fortschritte gemacht. Auch die anderen Tourenpartner von heute, mit welchen ich schon öfters unterwegs war, sind nicht ganz unschuldig daran, weshalb ich auch ihnen sehr dankbar bin. Hätte mir anfangs Jahr jemand gesagt, dass ich in wenigen Monaten bspw. vom Klausenpass auf den Clariden steigen würde, hätte ich das nie geglaubt und gesagt: „In ein, zwei Jahren vielleicht wär's dann eventuell mal einen Versuch wert...“


Allora, fertig mit dem Exkurs und zurück auf den Clariden. Nach einer halbstündigen Pause auf dem Gipfel begaben wir uns in den Abstieg. Irgendwann diesen Sommer scheint bei mir etwas umgeschaltet zu haben. Hatte ich früher bei etwas diffizileren Aufstiegen oft noch ein äusserst mulmiges Gefühl bzgl. des Abstiegs („Junge, hoch kommst du ja vielleicht noch, aber irgendwie musst du da auch wieder runter!“), macht mir nun aus irgendwelchen Gründen der Abstieg meist weniger Sorgen als auch schon, so unter dem Motto: „Wenn du da hochkommst, kommst du auch gut wieder runter.“ So war es auch heute. Zwar langsam, aber ohne Angst und weitaus entspannter als im Aufstieg kletterten wir vom Hauptgipfel hinunter zu P. 3155. Über den teils etwas schmalen Grat ging's problemlos zurück auf den Vorgipfel und schliesslich von diesem wieder hinunter. Die grössten Herausforderungen des Tages waren somit bewältigt.

In relativ raschem Tempo ging's über den Firn zum Chammlijoch, wo wir uns kurz vor dem Iswändli des Seils entledigten. Dieses stiegen wir problemlos ab und nach einigen schönen Rutschpassagen und etwas häufigerem Einsinken kamen wir zweieinhalb Stunden nach Aufbruch auf dem Clariden auf dem Klausenpass an. Dort war angenehmerweise noch immer kaum los. Am ganzen Tag waren übrigens (inkl. uns) bloss zehn Bergsteiger auf dem Clariden, wovon drei die Tour als Skitour machten.


Tourengänger: أجنبي


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