Almauftrieb am Gross Furkahorn (ESE-Grat)


Publiziert von kleopatra , 5. Oktober 2011 um 14:00.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 2 Oktober 2011
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 730 m
Abstieg: 730 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PKW auf den grossen Parkplatz bei den Galenbödmen an der Furkapass-Strasse.
Kartennummer:LK 255 Sustenpass

Lange schon wollten wir das Gross Furkahorn über den ESE-Grat erklettern, doch bisher passte entweder das Wetter nicht oder wir standen schon am Einstieg in einer Schlange von 20 Leuten. Über ersteres konnten wir uns heute wahrlich nicht beklagen, bzgl. zweitem Punkt ergatterten wir diesmal die Platzkarten Nr. 15&16.

Für den Zustieg wählten wir den sanft ansteigenden Weg von den Galenbödmen bis kurz unter die Sidelenhütte. Dort querten wir den Bach - wo wir bereits fast einen Ausfall aufgrund heimtückischer kaum sichtbarer Eisglasur hatten - und anschliessend ging es über den von Geröll übersäaten Gletscher bis zum Einstieg (1,5h ab Galenbödmen). Der Wegverlauf war recht klar, hin und wieder wies ein Steinmann die Richtung.

Vom Einstieg aus sieht man gut in die ersten beiden 4c Seillängen und man nehme sich 5 Minuten Zeit und analysiere die voransteigenden Seilschaften. Dann überlege man sich SEHR genau, ob man mit diesen die nächsten 4 Stunden verbringen will! Den uns unmittelbar vorankletternden Seilschaften hätten wir wahrscheinlich mit verbundenen Augen folgen können, denn es folgte ein unendlicher Vortrag des Vorsteigers an die zitternde Nachsteigerin über die exakte Position von Griffen und Tritten - nur gut, dass das Wetter so perfekt war...

Trotz permanentem Auflaufens kamen die 2 Seilschaften vor uns nicht auf die Idee auch nur eine Seilschaft vor zu lassen. Ich frage mich in solchen Momenten, was denken sich diese netten Zeitgenossen eigentlich? Was ist so schlimm daran, für 15 Minuten eine Pause einzulegen - die Nerven der zitternden Nachsteigerin wären dankbar gewesen - und die auflaufenden Seilschaften vorzulassen? So unterschiedlich sind eben Menschen, die einen (wie ich) fühlen sich durch nachdrängende Seilschaft gestresst und gehen sobald als möglich aus dem Weg, andere sonnen sich entweder in der wachsenden Zahl unfreiwilliger Zuschauer oder agieren nach dem Motto 'wer zuerst kommt, mahlt zuerst'.

Nun gut, da wir nur ein Einfachseil hatten und uns daher Abseilmanöver in eine von links mündende Route zu riskant erschien, mussten wir wohl oder übel im Stop&Go weiter bis zum letzten imposanten Zahn. Über diese senkrechte, aber wunderbar griffige Stelle geht es in einer Seillänge zum letzten Stand (laut Topo wären es noch 2,5 Seillängen gewesen). Von dort quert man ca. 5m bis zum 'Gipfelstand' (ein Kreuz hat auf dieser kecken Gipfelzacke keinen Platz), von dem man ca. 25m in die erste Scharte abseilt (4h vom Einstieg trotz massivem Stau). Auch hier durften wir Seilmanöver beobachten, die einem die Haare zu Berge stehen liessen!

Um dem Trubel möglichst schnell zu entgehen machten wir uns sogleich an den weiteren Abstieg, wobei wir etliche Kletterer mit schmerzverzerrten Gesichtern das ganze mit Kletterschuhen absteigen sahen. Man kommt im Abstieg bald zu einem sehr grossen Steinmann. Von diesem führen Wegspuren nach links und nach rechts, wobei wir die linke Variante wählten, die zu einem 22m-Abseilstand führte. Für die Variante rechts benötigt man laut Führer mind. 40m Halbseile, dennoch wäre diese eventuell überlegenswert, denn der von uns gewählte Stand bestand aus einem uralten Sauschwanz, der sich bei Belastung beachtlich bog!

Unten angekommen führen deutliche Wegspuren zum ESE-Grat. Das Gelände ist stellenweise unangenehm sandig und erdig ist und liegt hier früh im Jahr noch Schnee, wird dieser Abstieg sehr heikel!

Retour beim Einstieg gönnten wir uns vorerst eine Pause und dann ging es ohne weitere Zwischenfälle zum Auto retour.

Material:
  • 50m Einfachseil (besser Halbseile, dann könnte notfalls ca. in der Mitte über von links kommende Routen abgeseilt werden)
  • 6 Express
  • etliche Bandschlingen
  • Camelot der Grösse: 0,75, 1, 2

Fazit:
Sehr schön Kletterei, die wesentlich alpiner gebohrt ist als das benachbarte Gross Bielenhorn (weitere Abstände, Stände bestehen jeweils nur aus einem Bohrhaken). Ich kann allerdings nur raten diese Tour auf keinen Fall an einem Wochenende zu gehen, denn obwohl es genug einfache Grate in der Umgebung gibt, scheint sich hier wirklich alles zu tummeln, was entweder gerade der Kletterhalle entlaufen ist oder zufällig heute bemerkt hat, dass er seine Kletterschuhe einmal im Jahr ausführen sollte.

Tourengänger: kleopatra, Muellix


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