Greina mit Kids


Publiziert von phono , 4. Oktober 2011 um 18:56.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:30 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Piz Terri   Gruppo Pizzo Corói   CH-TI   Gruppo Piz Medel   CH-GR   Gruppo Pizzo di Cassimoi 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Pian Geirett (nicht ganzjährig) oder Alpentaxi
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Diga di Luzzone (nicht ganzjährig) oder Alpentaxi
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Scaletta Terrihütte Capanna Motterascio

Drei Tage, drei Kleinkinder, eine Hochebene.

Wandern mit Freunden und dazugehörigen Kindern ist keine einfache Angelegenheit. Es beginnt mit dem richtigen Zeitpunkt: Die Babies sollten "alt genug" sein um den Höhenunterschied zu ertragen (eine Kontroverse für sich) und doch noch so klein dass man sie problemlos auf dem Rücken tragen kann. Grössere Kinder sollten fähig sein, einen Grossteil der Strecke innert "vernünftiger" Zeit selbst zu bewältigen so dass man sie nicht ständig tragen muss. Elterntechnisch ist es von Vorteil wenn gerade niemand schwanger ist. Hinzu kommt natürlich, dass sämtliche Beteiligten überhaupt Zeit haben und alle Kinder gerade gesund sind.

Die Hütten zur Übernachtung sind seit Monaten reserviert. Die Wetterprognose verspricht eitel Sonnenschein und die Kinder machen einen gesunden Eindruck. Somit sind stehen alle Ampeln auf grün und das "Experiment Greina" kann beginnen. Familie phono besteht aus zwei Erwachsenen und phono08 (3.5 Jahre) sowie phonine10 (15 Monate). Familie siju besteht aus zwei Erwachsenen und siju10 (11 Monate).
Familie phono packt einen Rucksack voll mit je einem Satz Ersatzkleider und Hüttenschlafsäcken, einer Apotheke sowie genügend Windeln und Wasser. Der zweite Rucksack ist eine Kindertrage wo zusätzlich noch die Verpflegung für drei Tage Platz finden muss.

Tag 1
Dermassen ausgerüstet gehts früh morgens mit dem ÖV los Richtung Olivone wo uns ein Alpentaxi für die Weiterfahrt zur Pian Geirett erwartet (Die reguläre Busverbindung ist seit einer Woche eingestellt). Die abenteuerliche Fahrweise des Taxifahrers hat ihre Konsequenzen: Beide Kleinkinder müssen weinen und siju10 lässt sich das Morgenessen nochmals durch den Kopf gehen. Nach einer ersten Säuberungsaktion sind wir dann bereit für den Aufstieg: Knapp 300 Höhenmeter hoch zur Scalettahütte.

Nach 500 Metern ist bereits die erste Pause angesagt. phono08 verweigert den Weiterweg. In Anbetracht der Zeit machen wir ein gegenüber der Planung vorgezogenes Mittagessen. Mit der Aussicht auf Schokolade bei der Scaletta ist er wieder mental bereit für den Aufstieg. Und tatsächlich: es klappt. Mit zwei Wanderstöcken in der Hand erklimmt er den gesamten Weg bis wir auf Höhe der Hütte sind. Dort gibts dann die versprochene Stärkung. Jetzt ist endgültig Zeit für einen Mittagsschlaf. Da der Weg zur Terrihütte noch weit ist, kommt phono08 in die Kindertrage und phonine10 in den Ergo Carrier. So gehts weiter in moderater Steigung zum Passo della Greina und alsbald auf die linke Seite wechselnd Richtung Terrihütte. Ganze 4 km werden beide Kinder getragen. Danach ist phono08 wieder wach und motiviert für den Weiterweg. Dieser zieht sich noch hin. Bis zur Terrihütte sind weitere 4 km fällig. Vorbei an kleinen Tümpeln mit jungen Fröschen und einer kurzen kettengesicherten Stelle, dann über geröllige Pfade absteigend zum Tagesziel. Unterwegs gibt es hunderte von "wieso-Fragen" zu klären.
Der Weg liegt mittlerweile im Schatten, der Wind pfeift um die Ohren. Die Hütte vor Augen ist bei phono08 fertig mit der Motivation. Dennoch kommen wir langsam zum letzten Anstieg, den brutalen 50 Höhenmetern hoch zur Terrihütte.

In der Hütte beziehen wir einen Schlag ganz für uns alleine: Ein 7er-Schlag mit einmal drei und einmal vier Liegeflächen nebeneinander. Perfekt.
Vom Speisesaal aus beobachten wir den Hütten-Steinbock "Gian" aus nächster Nähe. Plötzlich rennt dieser davon. Der Grund ist schnell klar: Ein Helikopter der Air Grischa landet vor der Hütte. Der An- und Abflug ist nicht nur für phono08 ein Spektakel.
Um sieben gibts dann das Nachtessen. Für die Kinder ist es zeitlich schon fast zu spät und so gehts dann auch relativ fix ins Bett. Alle drei schlafen ohne Probleme ein (und durch). So können sich die Erwachsenen noch in Ruhe ein Bier genehmigen.

Tag 2
Nach erholsamer Nacht genehmigen wir uns den Zmorge in der Hütte. Draussen ist ists 10 Grad kalt und es windet heftig. Glücklicherweise dürfen wir einen gewichtigen Teil des Gepäcks - die vollen Windeln - in der Hütte lassen. Dick eingepackt machen wir uns auf den Weg mit dem Ziel Capanna Motterascio. Gleich zu Beginn dürfen wir nochmals den Steinbock Gian bewundern. Dann gehts aber los - gleich 150 Höhenmeter in T3-Gelände. phono08 ist nur schwer zu motivieren, schafft aber den Aufstieg mit Händchenhalten und gutem Zureden. Kaum "oben" angekommen gehts schon wieder T3-mässig steil runter. Hier hat phono08 gar kein Problem und will auch auf keinen Fall an den Händen geführt werden. Ziemlich sicher klettert er selbständig hinunter zur kleinen Brücke über den Rein da Sumvitg. Dort wird auch gleich eine grosse Marschpause eingelegt, gefuttert und mit Steinen den Flusslauf verändert.
Als die Plaun la Greina komplett in der Sonne liegt, laufen wir weiter. Doch bereits nach 500m mag phono08 nicht mehr. So kommt er wieder in die Kindertrage und macht für die nächsten 4 km bis zum Crap la Crush ein Nickerchen. Wie er wieder aufwacht, sind dafür sämtliche Sherpas fix und fertig. Also wieder Zeit für eine ausgedehnte Verpflegugspause. Aus der Entfernung sind Murmeltiere erkennbar, für die Kids sind sie allerdings zuweit weg als dass eine nachhaltige Erinnerung haften bleibt.
Die Zeit ist bereits dermassen fortgeschritten, dass ich meinen Plan, den Piz Terri zu besteigen, langsam begrabe und auf ein andermal verschiebe. So bleibt aber genügend Zeit, um gemächlich den weiteren Weg zur Capanna Motterascio anzutreten, wo wir am späten Nachmittag ankommen.
Die Zeit bis zum Nachtessen um 7 verbringen wir zwischen ausgetrockneten Kuhfladen am nahen Bächlein in der Nähe der Hütte.

Das Nachtessen selber ist für die Kids einfach zu spät. siju10 ist schon vorher im Bett erschöpft eingeschlafen. phono08 will auf keinen Fall von der Suppe oder dem Risotto probieren. Nur phonine10 spachtelt zur Freude des Hüttenwarts als hätte sie Tage nichts gegessen. Noch vor dem Dessert sind dann alle Kinder im Bett, dicht gefolgt von den Erwachsenen.
Die Nacht selber verläuft nicht so reibungslos wie in der Terrihütte. Bis spät in die Nacht ist mindestens eines der Kinder jeweils am schreien. Die Person, welche mit uns das Zimmer teilt, hat eine ganz schlechte Karte gezogen. Die Hütte ist nicht auf Akustik optimiert. So werden auch sämtliche benachbarten Zimmer etwas abbekommen haben...

Tag 3
Ziemlich erschöpft von der unruhigen Nacht stehen wir gegen 7 auf und erwischen gerade noch die Resten des Frühstücks. Um halb acht ist Schluss. Überhaupt ist auf der Hütte alles streng reglementiert und schriftlich auf Plakaten festgehalten. Die Hütte versprüht wenig Charme, ist aber dennoch ein perfekter Ausgangspunkt für eine zukünftige Besteigung des Piz Terri.
Netterweise dürfen wir auch hier die vollen Windeln zurücklassen. Ich habe nicht darum gefragt und wollte die Windeln mit dem restlichen Abfall ins Tal tragen - die Hüttenwartin hat mir aber gleich selbst vorgeschlagen, die Windeln an der Reception abzugeben. So konnte sie proaktiv verhindern, dass wir die Windeln noch die Toilette runterspülen würden...
Als letzte Gruppe verlassen wir schlussendlich die Capanna Motterascio und machen uns an den Abstieg zum Lago di Luzzone. Der Weg ist über längere Strecken eher T3, doch phono08 meistert alle Hürden mit Bravour. Kaum haben wir dann wieder die Zivilisation in Form eines strassenähnlichen Wegs bei Garzott erreicht, ist die Luft raus. Die an sich ebene Strecke bis zum Staudamm verbringt phono08 grossteils auf des phonos Schultern. Nur im Tunnel, da will er dann doch nochmals selber laufen. Aber nur wegen Stirnlampe ;)

Bei der Staumauer werden wir von einem frühzeitig organisierten - anderen - Alpentaxi nach Olivone abgeholt. Die Kleinen sind mässig begeistert und tun dies auch lautstark kund, sämtliche Mageninhalte bleiben aber dort wo sie hingehören. Der weitere Rückweg verläuft - hauptsächlich schlafend - ohne Probleme.

Statistik
Im folgenden noch ein paar Zahlen für die drei Tage:
  Tag1 Tag2 Tag3
Strecke [km] 9.3 7.6 7.6
Zeit mit Pausen 6h 30 min 7h 15 min 3h 50 min
Aufstieg [m] / Abstieg [m] 590 / -230 260 / -300 50 / -560
Aufstieg phono08 [Höhenmeter / h] ca. 160 ca 125 -
ebener Speed phono08 [km/h] 2.4 2.1 - 3.0 2.7
ebener Speed phono mit Kid [km/h] 3.9 4.0 5.5


Fazit
Mehrtägiges Wandern mit Kleinkindern ist möglich. Allerdings sollte eine Tour sorgfältig geplant werden und möglichst wenig Höhenmeter im Aufstieg beinhalten.
Die angegebenen Zeiten auf den Wanderwegweisern sind mindestens zu verdoppeln.
Die Hütten zur Übernachtung sollten kleinere Zimmer in Familiengrösse anbieten. Im Massenschlag werden weder Kinder noch fremde Personen ruhig schlafen. Die Essenszeiten für das Nachtessen sind (zumindest für unsere) Kinder spät angesetzt. Evt. kann man über ein frühzeitigeres Essen für die Kleinen verhandeln. Selber Kochen ist meist in bewarteten Hütten nicht möglich und ein kalter Snack ist nicht das was die Kids wollen und brauchen.

Ganz unabhängig vom primären Kinderthema ist die Tour einfach nur schön. Darüber verlier ich keine weiteren Worte und verweise auf die Bilder.





Tourengänger: phono
Communities: Kids & Hike


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