Fels und Firnkurs zum zweiten


Publiziert von Fraroe , 30. Juli 2011 um 13:09.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:19 Juli 2011
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 

Fels und Firnkurs im Kröntengebiet
 
Paul Nigg, Bergführer aus Kriens und Mitglied unserer SAC Sektion Mythen hatte im Jahresprogramm einen sechstägigen Kurs Fels und Eis in der Kröntenhütte ausgeschrieben.
So trafen sich am Sonntag 17. Juli 2011 beim Treffpunkt Bahnhof Erstfeld unser Führer Paul Nigg, die Sektionsmitglieder Paul und Ruth und ich, dazu die Gäste Rolf und Armando. Schon im Alpentaxi  nach Bodenberg Pt.1002 wurde rege diskutiert und der eine oder andere Spruch geklopft. Anhand der Wettervorhersage wählten wir den kürzeren und steileren Aufstieg über Hutzi, Geissfad, in der Hoffnung, die Hütte trocken zu erreichen. Aber schon bald fielen die ersten schwachen Tropfen, die uns dann mit kurzen Unterbrüchen bis ans Ziel begleiteten. Aufgrund der schlechten Wetterprognosen war die Hütte nur zu ¼ besetzt und wir konnten unter komfortablen Platzverhältnissen unser Lager beziehen. Nachdem wir das Kaffee mit dem obligaten, feinen Kuchenstück aus der Hüttenküche genossen hatten, machten wir uns im Nebenraum an die Seil – Sicherung - und Knotenkunde. Dabei bestätigte sich meine Vermutung, dass ich trotz des gleichen Kurses wie im Vorjahr bei der Bergschule Montanara noch einiges dazulernen konnte. Aus den Tipps und Infos von Paul spürte man seine über 30jahrige Führer Erfahrung. Als unsere Köpfe so richtig rauchten, beendeten wir das Tagesprogramm. Beim anschliessenden Jass liessen unsere Gegner Paul und Rolf, mir und Armando keine Chance. Ich begründete diese Niederlage nicht mit dem schlechteren Können, sondern den ungleich verteilten Karten, das sich bei späterer Gelegenheit bestätigte und wir uns rehabilitieren konnten.
 
Der zweite Tag begann mit der Repetition des erlernten vom Vortag. Als es draussen etwas abtrocknete, wurde das Klettermaterial in die Rucksäcke verpackt und wir begaben uns in ein aus grossem Blockschutt durchsetztes Gelände. Beim Anseilen der Zweierseilschaften am kurzen Seil zeigte sich, dass das korrekte Abbinden des aufgenommenen Seiles gar nicht so einfach ist. Das wachsame Auge von Paul erkannte jeden Fehler, der dann auch sofort korrigiert werden musste. Beim Queren, rauf – und runtergehen durch die Blocklandschaft wurde erlernt, wie man sich beim begehen von heiklen Graten am effektivsten absichern kann. Nach einer durch eine kurze Regenfront erzwungenen Pause in der Hütte galt es am Nachmittag dann ernst. Im Klettergarten Wätterfescht wurden die ersten Routen im 3. und 4. Schwierigkeitsgrad bezwungen. Im  Nu verging die Zeit und schon bald konnten wir den Tag mit dem feinen Nachtessen aus der Hüttenküche zu beschliessen.
 
Am dritten Tag war die Hochtour auf den Krönten geplant mit Tagwache um 4 Uhr. Eine kleine Föhnphase vom frühen Morgen bis nach Mittag sollte gute Bedingungen bringen. Aber um 4 Uhr tropfte es draussen in schöner Regelmässigkeit. So verzogen wir uns wieder in unsere Schlafsäcke, um gegen halb sieben Uhr die Verhältnisse erneut zu begutachten. Das zuwarten hatte sich gelohnt, der Himmel hatte sich aufgehellt und die ersten Sonnenstrahlen kitzelten unsere Nase. Nach dem Morgenessen starteten wir Richtung Krönten. Über Pt.2057 und Mändliteitli betraten wir auf 2700m den Glatt Firn. In zwei dreier Seilschaften stiegen wir, bei sich wieder verschlechterndem Wetter, auf zur Kröntenlücke. Von da ging es in östlicher Richtung auf Wegspuren hoch auf das Gipfelplateau. Nun galt es bei immer noch trockenen Bedingungen den Gipfelaufschwung durch die Kaminroute zu erklimmen. Mit Bauch einziehen und einigen Verrenkungen meisterten diese Passage alle bravourös. Bei einsetzendem Schneetreiben mussten wir aber sofort den Abstieg antreten. Nach kurzer Zeit beruhigte sich das Wetter wieder etwas und wir konnten den Abstieg bei relativ guten Bedingungen hinter uns bringen.
 
Für den vierten Tag war mehrheitlich Regen angesagt. Paul schlug vor, die Rundtour über die Abseilpiste und Tyrolienen beim Fulbach Wasserfall hinunter ins Stäfeli beim Fulensee, weiterer Abstieg zum Schattig Boden und von da zum Einstieg des Stäuben Klettersteig zu absolvieren. Nach dem Steig gelangt man über den Hüttenweg zurück zur Hütte. Für diese Tour muss man sowieso teilweise Wetterfest angezogen sein, so dass das Wetter nicht so entscheidend ist. Die beiden Abseillängen à 45 und 35m hart am stiebenden Wasserfall liess bei allen Teilnehmern ein Kribbeln aufkommen. Diese Aufgabe, sowie die anschliessenden Tyrolienen - Fahrten über den stiebenden Fulbach meisterten alle gekonnt. Nach kurzem Abstieg standen wir dann am Einstieg des Stäubersteiges. Ein beeindruckendes Bild bietet sich einem da. Linkerhand der stiebende Stäuberfall, vor uns die sich fast senkrecht aufbauende, teilweise sogar überhängende Wand, durch die der Steig hochführt. Wir rüsteten uns aus und stiegen in den Steig ein. Über Stahlstifte und Bügel fast Senkrecht hoch, dann wieder auf dünnen Baumstämmen, die mit alten Schuhnägeln versehen waren, immer wieder fast waagrecht die Wand querend, stiegen wir hoch. Das Tosen des Wassers, die stiebende Gischt, der freie Tiefblick auf den Baumstämmen machte das Ganze wahrhaftig zu einem eindrücklichen Erlebnis. Als das Gelände sich abflachte und man sich auf einfachere Verhältnisse eingestellt hatte, folgte noch das Tüpfelchen auf dem i. Abrupt endete der Steig etwa 20m unterhalb der Kante am Rand des Falls. Ein Stahlseil, eingerichtet mit einer Rolle und Seilen zum sich selber hinüberzuziehen, führte über die tosenden Wassermassen auf die andere Seite. Ein spezielles Gefühl, aufgehängt am Stahlseil im Klettergurt sitzend, unter sich der ca. 150m tiefe, fast senkrechte Abgrund, in dem die Wassermassen in die Tiefe stürzten. Oben angekommen, waren wir uns einig, dass das wohl das Highlight des ganzen Kurses gewesen ist. Markus Wyrsch, Bergführer und Hüttenwart der Kröntenhütte gibt als Erbauer des Steiges gerne Auskunft über Details und weitere Aktivitätsmöglichkeiten rund um die Hütte.
 
Am fünften Tag konnten wir trotz der wechselnden Wetterbedingungen das Ausbildungsprogramm komplettieren. Am Vorder Päuggenstöckli kletterten wir eine einfache Mehrseillängenroute im III. bis IV. Schwierigkeitsgrad. Dabei zeigte sich, dass Paul uns mit seinen klaren Anweisungen und Instruktionen einiges beibringen konnte. Zügig und ohne Schwierigkeiten wurden in Zweierseilschaften die fünf Längen gemeistert. Am Ausstieg wurde auf kurzes Seil gewechselt und so stiegen wir teilweise auf Wegspuren, teilweise in weglosem Gelände hoch zum Gipfel. Weiter kletterten wir über den Grat Richtung Norden, bei dem wir das richtige Sichern am kurzen Seil bei Gratbegehungen anwenden konnten. An dessen Ende zweigten wir in eine Scharte nach Westen ab und stiegen anschliessend über ein Blockschuttfeld auf den Weg, der zurück zur Hütte führt, ab. In dieser angekommen, wurde zuerst ein Kaffee mit feinem Kuchen genossen. Daraufhin weihte uns Paul noch in die Techniken der verschiedenen Seilzüge ein. An einem Haken an der Hüttenaussenwand wurde ausgiebig geübt. Wiederum konnten wir den Tag mit einem feinen Essen aus der Hüttenküche beschliessen.
 
Am nächsten Morgen kam die Stunde des Abschieds vom Hüttenpersonal. Die Konsumationsrechnungen wurden beglichen, wobei Paul feststellte, dass seine Kuchenrechnung (nicht etwa wegen des Stückpreises) exorbitant ausfiel. Unsere Abstiegsroute führte uns hinunter ins Chüeplanggtal zu Pt.1659, am Gegenhang wieder hoch nach Hoch Biel Pt.1836, Sitenplanggen, Hinteren Bänder, Matt, Vorderen Bänder, Stäfeli, Bogli, Rüteli hinunter zur Seilbahnstation im Wylerli bei Pt.1085. Hier durften wir das wohl bald zum Aussterben verurteilte Feeling einer Fahrt im offenen Luftseilbähnli hinunter nach Erstfeld geniessen. Nach einem kurzen Marsch erreichten wir den Bahnhof Erstfeld, wo sich unsere Wege wieder trennten. Als Abschluss möchte ich im Namen aller Kursteilnehmer Paul danken für seine von grosser Erfahrung geprägte Fels – und Firnausbildung, sowie den vielen Erläuterungen zu Fauna und Gebirgsentstehung.
Franz Betschart

Tourengänger: Fraroe


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 3. August 2011 um 08:16
sehr eindrücklich, was du da alles unternommen hast! lg


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