Chüebodenhorn (3070m) - Versuch No. 1


Publiziert von أجنبي , 20. Juni 2011 um 00:04.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:19 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Pizzo Rotondo   CH-TI   CH-VS 
Aufstieg: 1160 m
Abstieg: 1380 m
Strecke:All'Acqua – Capanna Piansecco CAS – Gerenpass – Capanna Piansecco CAS – P. 1964 – Alpe di Ruino – P. 1938 – P. 1867 – P. 1630 – Ronco
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis All'Acqua
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV ab Ronco
Kartennummer:LK 1:25.000: 1251 Val Bedretto

Es gibt so Tage, an denen überall die Sonne scheint – ausser auf dem einen Gipfel, den man besteigen will. Heute war so einer. Das Chüebodenhorn erreichten wir jedenfalls nie. Eisiger Wind blies uns sozusagen vom Gerenpass hinunter.

Der Tag begann, wie er zu beginnen hat, wenn man in Airolo aus dem Loch kommt: Mit Sonnenschein. Der Wind war schon kräftig am Blasen und die Restbewölkung war auf und daran, die Berggipfel des Val Bedrettos zu verlassen – glaubten wir jedenfalls.

Das Postauto spuckte uns in All'Acqua aus und nach 35 Minuten genussvollen Aufsteigens auf gutem Weg erreichten wir bereits die Capanna Piansecco CAS. Der Pizzo Lucendro war mittlerweile von Wolken befreit und wir hofften, dass sich das Grau, in dem sich Gerenpass und Chüebodenhorn versteckten, ebenso auflösen würde.

Zügig stiegen wir auf dem Wanderweg hoch, wobei wir einige rauschende Bäche zu überqueren hatten. Bald war die verschlossene Hütte auf 2360m erreicht und wir mussten feststellen, dass auf dem Gerenpass nach wie vor heftiger Wind blies und sich am Grau nichts geändert hatte. Nichtsdestotrotz hoffnungsvoll kletterten wir in der Fläche über grosse Felsblöcke, um in die frisch verschneite Geröllhalde unterhalb des Gerenpasses zu gelangen.

Links, also unterhalb des Poncione di Cassina Baggio, sahen wir Spuren im Schneefeld. In bestem Trittschnee gewannen wir schnell an Höhe. Auf ca. 2600m pausierten wir, um uns ein letztes Mal zu stärken. Uns war klar, dass wir bald in die graue Suppe eintauchen, der Wind und die eisige Kälte nicht gerade angenehm sein und wir so schnell kaum mehr anhalten und eine Pause einschalten würden. Im Ausstieg aus dem Schneefeld bogen wir um die letzte Felsnase, welche uns bislang noch vor dem Wind geschützt hatte – und der Kampf begann.

Der Wind peitschte uns Eis und Schnee um die Ohren so dass wir das Gefühl hatten, in einem Schnee-oder Hagelsturm gelandet zu sein. Wir zogen über die Ausläufer des Chüebodengletschers Richtung Gerenpass hoch, welchen wir im Grau noch immer nicht ausmachen konnten. Trotz des kräftigen Gegenwinds kamen wir schon bald auf der Passhöhe an und erblickten kurz darauf den See am Rande des Gletschers. Das Chüebodenhorn hatten wir jedoch noch immer nicht vor Augen, obwohl wir an seinem Fuss standen.

Wir beschlossen zu warten. Unter diesen äusserst garstigen Bedingungen machte ein Aufstieg zum Gipfel nicht viel Sinn. Hinter einem Felsblock beschlossen wir, eine halbe Stunde auszuharren und dann den Rückzug anzutreten, sofern sich an Wind und Nebel nichts geändert hatte. Nach Ablauf der Frist, die wir uns gegeben hatten, begannen wir abzusteigen. Im Schneefeld auf ca. 2500m bemerkten wir, dass es hinter uns zwar noch heftig windete, der Nebel sich aber ein wenig gelichtet hatte. Ein paar Minuten lang erwogen wir, erneut aufzusteigen und es nochmals zu versuchen. Als das Blau aber wieder einheitlichem Grau wich, verabschiedeten wir uns definitiv und schweren Herzens von diesem Gedanken.

Handschuhe, Windjacken und Kappen behielten wir bis zur Capanna Piansecco an. Dort waren mittlerweile nicht nur viele Menschen, sondern auch viel Wind angekommen. Nach der Mittagsrast wagten wir einen letzten Blick hoch zum Chüebodenhorn. Unsere Befürchtungen bestätigten sich: Der weisse Gipfel zeichnete sich von blauem Himmel ab. Wir waren heute zwei, drei Stunden zu früh dort oben. Seufz...

Da das Wetter nun zunehmend besser wurde, entschädigten wir uns für den verpassten Gipfel und die eiskalten Hände mit einer genussvollen Wanderung über die Alpe die Ruino zur Alpe di Pesciora. Der Höhenweg geizte nicht mit seinen Reizen. Von der Alp stiegen wir schliesslich auf schmalem Pfad durch den Wald nach Ronco ab, wo wir an der Sonne auf's Postauto warteten. Der Szenenwechsel schien absurd: Erst noch spürten wir eisige Kälte, doch nun war Schwitzen angesagt.

Das Beste am verpassten Chüebodenhorn-Gipfel ist, dass wir so einen guten Grund haben, bald wieder in dieser überaus schönen Gegend aufzutauchen.


Tourengänger: أجنبي


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4 L I
ZS-
9 Apr 16
Poncione di Cassina Baggio · ᴅinu
T5- L
6 Sep 20
Chüebodenhorn · lukspikxs
T4
31 Jul 13
Chüebodenhorn 3070 m · Bergstiger
T4 I
T4 I
1 Aug 11
Chüebodenhorn (3070m) · أجنبي

Kommentar hinzufügen»