Winterwandern, Frühlingserlebnisse - und Gastfreundschaft am Wellenberg


Publiziert von Felix , 10. März 2011 um 16:00. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum: 8 März 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Ruch- und Walenstockgruppe   CH-NW 
Aufstieg: 875 m
Abstieg: 875 m
Strecke:Wolfenschiessen, Gruebi - Eltschen - Leimi - Änetbachs - St. Joder - P.931 - P. 1007 - Schwandrain - Eggeli - Eggeligrat - Vogelsmatt - Wellenberg - P. 1213 - P. 1236.8 - Ober Ifängi - Obermatt - Leimi - Gruebi
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW über Autobahn Luzern - Stans nach Wolfenschiessen
Kartennummer:1190/1

Nun hat's also doch noch geklappt: eine für letzte Woche mit Fraroe geplante Wanderung findet nun statt - als Reha-Wanderung 5 auf den im hikr nicht allzu bekannten Wellenberg; seine Berühmtheit verdankt er der NAGRA. Für diese, auf der Suche nach einem Endlager für hochradioaktives Material, stellt er einen der favorisierten Lagerungs-Orte dar ...

Wir starten im frostigen Talboden bei Gruebi (zu Wolfenschiessen gehörend), auf einem grossen Platz neben einem älteren, beinahe etwas baufälligen Haus-Komplex (mit acht "Schüsseln" dran); gleich geht es einen kleinen, doch wild wirkenden Bach hoch. Swisstopo weist hier einen Wanderweg bis nach Eltschen auf Altzellen hoch aus; die Abzweigung aus Bach- und Waldgelände ist noch knapp zu erkennen, auf dem offenen Wiesengelände ist der Weg nicht mehr vorhanden. Immerhin hat ein wegfahrender Anwohner Freude an unserer "merkwürdigen" Wandergruppe, welche da so zielstrebig über offenes Gelände komme - sie würden ja sonst kaum jemanden zu Gesicht bekommmen ...

Nun anschliessend mal auf dem nun spärlich markierten Weg (wrw Metalltafeln), mal mittels Abkürzungen übers noch gefrorene Wiesland immer weiter hoch bis zur von weitem sichtbaren kleinen Kirche St. Joder.
Eine kleine Verschnaufpause - und Besichtigung dieser hübschen sakralen Anlage auf exzellentem Aussichtspunkt - gönnen wir uns hier, bevor wir weiterwandern. Ein nächster Fotohalt ist beim kleinen Fischteich (mit Picknickanlage) etwa bei P. 1007 angesagt; die beträchtlich grossen Fische müssen gut gefuttert werden - sie verschmähen das von Franz angebotene Brotstückchen ... Ein kleines Kunstwerk stellt hier die gekonnte Schnitzerei unter einem ebenso schmucken Holzdach dar.

Immer noch im Schatten, also bei kühlen Temperaturen hochsteigend, gelangen wir kurz vor Eggeli erstmals an die wärmende Sonne - und erleichtern unser Tenü. Doch wenige Meter nach dem bereits schweisstreibenden kurzen Anstieg dringen wir in eine wiederum sehr winterliche Waldlandschaft ein, welche uns auf romantischen Weglein und auf gut 20 cm Schnee bis zum Eggeligrat führt.

Hier öffnet sich uns der Blick auf die östliche Kantonsgrenze: während wir im Aufstieg stets den Widderfeld Stock, Schluchi-, Gräfimatt- und Arvigrat im Rücken resp. im Blickfeld hatten, zeigt sich uns nun der Haldigrat mit Brisen und Chaiserstuel: beide Seiten sehr eindrücklich - und speziell, den Kanton Nidwalden so von Grenze zu Grenze überblicken zu können.

Im Abstieg durch halboffenes Wald-Wiesengelände zum tiefsten Punkte des Grates erwartet uns teilweise bis zu 30 cm Schnee - Gamaschen wären für diese kurze Strecke nützlich. Doch wir erkennen bald, dass der Schlussantieg zum Wellenberg, sehr südlich exponiert, nicht allzu grosse Schneeauflagen hat. Gemächlich geht es erst zu einem speziellen Bänklein - Walti-Bänkli angeschrieben - und dem daneben aufragenden Kreuz (mit Kreuz-Buch). Wie uns dann später ebendieser Walti erklärt, ist unweit davon ein Mini-Altar mit Glocke und Glockenzug angebracht; wir haben ihn nur knapp wahrgenommen.
Nebst bereits beim Heraufwandern beobachteten Krokussen und Frühlingsglöckchen (zum Teil noch vom Schnee umgeben) entdecken wir hier eine stattliche Anzahl der wunderschönen Leberblümchen.

Nun wird es jedoch definitiv steil; gelegentlich ist auf dem Grat eine minime Wegspur auszumachen - meist liegt jedoch am Grat und in der machmal zu traversierenden sehr steilen grasigen Ostflanke Restschnee. Diese, und die unter dem trockenen Gras feuchte Unterlage erfordert ein trittsicheres Gehen - ein Ausrutschen hätte eine längere Schussfahrt Richtung Oberrickenbach zur Folge ... Die letzten ungefähr 15 Höhenmeter sind im mindestens so steilen fels-, baum- und wurzeldurchsetzten Gelände zu absolvieren. Der Stacheldraht-Hag ist bereits ersichtlich - und es besteht hier mindestens keine weiterreichende Ausrutschgefahr mehr; doch die Hände sind hier einzusetzen ... Und dann stehen wir oben auf diesem wenig begangenen, doch berühmt-berüchtigten Wellenberg - und geniessen eine lange vergnügliche Mittagsrast etwas nordöstlich des Gipfelpunktes; mit genussvollem Betrachten des Gebietes um den Brisen (mit Nassschneerutschen) - und v.a. der drei Adler über uns!

Weglos marschieren wir in nördlicher Richtung durch den schneebedeckten Wald und kommen östlich der Alp in den Tiefschnee - 30 cm sicherlich; Schneeschuhe wären von Vorteil, doch ab der Alp führt uns an der wieder wärmenden Sonne eine gute Spur zum einfachen "Gipfelkreuz" und Triangulationspunkt. Und nochmals ändert die Szenerie beträchtlich - hier noch im Schnee - alsbald in einer anregenden kurzen Durchquerung einer Felsstufe und auf schmalen Weg hinunter nach Ober Ifängi. Hier, gerade in der gewaltigen Runse, welche seit dem grossen Unwetter von 2005 die Landschaft prägt, leuchten uns die gelb-knalligen Huflattiche entgegen - und entdecken wir ein total zerstörtes kleines Waldhäuschen.

Walti und Agnes, welche uns auf ihren Alpsitzen begrüssen, mit uns ins Gespräch kommen und schliesslich zu Kaffee ("mit") einladen, erzählen uns von dessen Geschichte. Doch erst nachdem wir Blessy wohl einige Dutzend Male den Tennisball möglichst weit weg geworfen haben - und sie mit Behendigkeit und Ausdauer diesen auch noch im tiefen Schnee einfängt und zurückbringt. Trudi Gerster soll gelegentlich in diesem nun zerstörten Häuschen Urlaub gemacht haben - die Kraft des Unwettergeschiebes sei unvorstellbar gewesen. Er erzählt uns auch, dass das rot bemalene, angeschriebene Bänklein eben das seinige sei - und dass er halt im Sommer dort oben "zur Kirche gehe"; die Glocke könne er ja selbst läuten ...

Beinahe müssen wir uns losreissen, so spannend und gemütlich ist's auf Ober Ifängi bei Walti und Agnes - es wartet der Abstieg und die Heimreise. Auf direktestem Weg, über die noch begehbaren Weiden streben wir unserem Startpunkt bei Gruebi zu, vertieft in anregende Gespräche - in den Plänen bereits die Leutschach-Hütte mit Jacobiger und Wichelhorn im Visier ... sehr gemütlich und freundschaftlich war's! Und der Wellenberg ist eine kleine Reise wert!

Tourengänger: Ursula, Felix, Fraroe


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Kommentare (1)


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bidi35 hat gesagt: sehr spannend geschildert...
Gesendet am 10. März 2011 um 20:40
...mit sehr schönen Bildern.
Liest sich fast wie ein Roman;-)
Danke Felix.

LG. Heinz


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