Vorderskopf (1858 m) - wegen Kälte und Schnee "Am Sattel" abgebrochen


Publiziert von gero , 24. Januar 2011 um 10:29.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:23 Januar 2011
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 785 m
Abstieg: 785 m
Strecke:Hinterriß - Vordersbachau - Am Sattel (16,0 km)
Kartennummer:Freytag & Berndt WK 322 (Wetterstein - Karwendel)

Als Walter und ich kurz nach 7 Uhr aus dem mollig warmen Auto hinaussteigen in die klare und gerade deshalb arktisch kalte Winterluft, zeigt das Thermometer -18°C an.
Der innere Schweinehund ist fast übermächtig: "Eigentlich sollte man jetzt gemütlich am familiären Frühstückstisch sitzen - bleibt wenigstens im Auto und wartet, bis die Sonne etwas höher steht!", meldet er sich lautstark zu Wort.
"Nix da - raus an die frische Frühlingsluft" - das ist die Stimme des Auftriebs, die uns letztlich doch zu früher Stunde hinaustreibt. Der Vorderskopf steht auf dem Programm, er ist von trainman als Sommertour_2007 bzw. von FelixW84 als Herbstwanderung_2009 beschrieben worden.

Am Karwendel-Info-Zentrum in Hinterriß (ca. 930 m) folgen wir der Beschilderung Richtung Rohntal, Torscharte, Vordersbachau und Fereinalm, zunächst noch auf geräumter Forststraße. Doch schon nach einer Vierteltunde zweigen wir vom Weg ins Rohntal ab, nun geht es ebenfalls beschildert weiter Richtung Vordersbachau, Fereinalm und Mittenwald - und zwar auf ungespurtem Wanderweg durch ziemlich tief verschneiten Wald.

Erstaunlich - hat es seit meiner Tour auf die Brecherspitze so viel geschneit? Vor 5 Tagen lag dort ja nur wenig Schnee, heute aber ist von Anfang an die Spurerei ziemlich mühsam. Der Waldweg macht etliche Bögen um die Ausläufer des von der Rohnbergalm herunterstreichenden Kammes und mündet dann in den weiten Sattel der Vordersbachau (ca. 1200 m). Im Sommer rund eine Stunde Gehzeit ab Hinterriß - wir haben über 90 Minuten gebraucht. Von der Spurarbeit ist uns aber wenigstens etwas wärmer geworden.

Den gemäß Landkarte nach Norden direkt zum Vordersberg hinaufleitenden Steig finden wir im Schnee nicht. Statt dessen geht es von Vordersbachau ein Stückchen westseitig abwärts, anschließend leitet eine Forststraße in weitem Bogen aufwärts. Erst hier kommen wir in den Genuß wärmender Sonnenstrahlen - die Schneekristalle glitzern und funkeln, daß es nur so eine Pracht ist, und der Schnee knirscht bei jedem Schritt, wie es eindrucksvoller nicht sein könnte. Dazu daß Winterpanorama der gegenüberliegenden Karwendelberge (Soierngruppe, Wörner, Vogelkarspitze usw.) - ein Wintertraum aus dem Märchenbuch.

Kehre für Kehre spuren wir in sanfter Steigung die Forststraße aufwärts. Je höher wir kommen, desto tiefer wird der Schnee. Kurz nach 11 Uhr haben wir den Punkt "Am Sattel" (ca. 1617 m) erreicht - 4 Std. für 700 Hm, das ist schon eine stolze Zeit. Aber diese Wanderung ist geprägt durch große Horizontalentfernung, weniger durch Höhenunterschied. Inzwischen hebt sich der Gipfelbereich des Vorderskopfes gegen den blauen Himmel ab, aber bis dort hinauf dauert es unter den gegebenen Umständen noch lang. Jenseits des Sattels liegt wohl eine kleine Almwiese und gemäß Landkarte auch eine Jagdhütte - wir sehen nichts davon, der Schnee hat alles unter seinen weißen Massen begraben.

Ein Stückchen wühlen wir uns noch bis zum Beginn des eigentlichen Gipfelhanges (im Bericht von FelixW84 heißt es hier "Danach wird der Weg deutlich steiler" - dann lassen wir es gut sein: laut GPS befinden wir uns zwar exakt auf dem Steig, aber davon ist absolut nichts zu merken. Der Schnee ist jetzt fast knietief, es würde unter den gegebenen Umständen bestimmt nochmals 2 Std. bis zum Gipfel dauern - sofern der "Durchbruch" dorthin zu Fuß überhaupt möglich ist.

Wir kehren hier um - die Vernunft behält die Oberhand.

Am Sattel machen wir Brotzeit, dann geht es auf eigener Spur wieder hinunter. Ab Vordersbachau steigen wir nicht entlang des Aufstiegsweges ab, sondern folgen der Forststraße hinunter nach Hinterriß. Auch sie ist verschneit, und so ist selbst der Abstieg kein gemütliches Dahinschlendern, sondern relativ mühsam. Gegen 14 Uhr sind wir wieder am großen Wanderparkplatz am nördlichen Rand von Hinterriß - und sind uns einig: Kälte und Stapferei haben uns mehr angestrengt, als ursprünglich vorhergesehen.


Die Tour ist bei den derzeitigen Verhältnissen zwar zu Fuß begehbar, aber keine Winterwanderung im Sinne dieses Wortes. Als Schneeschuhtour könnte ich sie aber guten Gewissens empfehlen.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 4804.gpx Von Hinterriß zum Vorderskopf - ein Versuch

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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt: man(n) darf auch abbrechen ...
Gesendet am 25. Januar 2011 um 19:45
wie du ja trefflich vor kurzem auch geschrieben hast, lieber Georg - und auch hier:
schön war's ja alleweil - das sieht man auch ...

lg Felix

ADI hat gesagt:
Gesendet am 13. Februar 2011 um 01:27
Schade, daß ihr den Gipfel nicht erreicht habt.
Aber ohne Schneeschuhe wär's wohl eine üble Quälerei gewesen.
War übrigens an dem Tag auf dem Lüsener FK auf 3300m, war nicht gerade warm.....

beste Grüße aus "Monaco", ADI


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