Hin und wieder kommt es vor, dass ich Leute kennenlerne (Skitourengänger zumeist), welche einen mitleidigen Blick aufsetzen, wenn sie erfahren, dass ich im Winter mit Schneeschuhen unterwegs bin. Meine indirekte Reaktion ist dann meistens, dass ich ihnen ihre Rauflihörner und Mutteristöcke überlasse und bei nächster Gelegenheit eine Tour anvisiere, die den meisten Skifahren zu haarig wäre. So ist denn die im Folgenden beschriebene Rundtour eher anspruchsvoll, sie sollte nur bei sicheren Verhältnissen und von Leuten mit guter Schneeerfahrung angegangen werden.
Heute, bei mässiger Lawinengefahr, sollte es zunächst zum Burst gehen, dem nördlichen Endpunkt des Sigriswilergrates. Der Start erfolgte in Linden; zunächst ging es auf einer leicht eingeschneiten Skispur aufwärts, dann teilweise mühsam spurend (nicht tragende Unterlage) bis Obers Hörnli. Da stand nun also der stotzige Hang, über den der Sommerweg führt: um 40 Grad steil, manchmal auch mehr. Das war eine arge Wühlerei, aber irgendwann hatte der Hang doch ein Erbarmen und legte sich etwas zurück. Bald war der Sattel neben dem Bluemhorn erreicht und in Kürze auch der Burst. Der mitgeschleppte Pickel kam hier immerhin zum Einsatz, um das Gipfelbuch auszubuddeln (die Steigeisen hingegen durften den ganzen Tag im Rucksack bleiben).
Trotz der Wühlerei lag ich gut im Zeitplan, also machte ich zuerst einen Abstecher zum Bluemhorn (eine exponierte Stelle am Gipfelkopf) und stach dann zurück in die Hänge von Hinter Schafläger, um unter den eindrucksvollen Schaflägerzähnen hindurch zu P. 1856 zu queren. Nun stapfte ich über den Grat zum Geyerhorn, wobei es an einer gewissen Stelle eine Schrecksekunde gab, als ein winziges Schneebrett abging. Keine Gefahr, aber trotzdem unangenehm, wenn der Boden plötzlich lebendig wird. Der Gipfelhang des Geyerhorns war eine ganz üble Wühlerei, die ich etwa 3 Meter unter dem höchsten Punkt aufgab, weil ich andauernd bis zur Nasenspitze im Schnee einsoff.
Zurück zu P. 1856 und runter zum Schäferhüttli, dann linkshaltend (nicht wie der Sommerweg) runter ins Justistal. Dieser Abschnitt war mit Schneeschuhen eher mühsam, weil unter dem frischen, stark stollenden Schnee eine harte Unterlage war, auf der ich leicht wegrutschte. So waren die steilsten Abschnitte nur zu Fuss sicher begehbar. Schliesslich war die Oberhofner Hütte (offen, Übernachtungsmöglichkeit) erreicht und nun stieg ich zunächst dem Sommerweg entlang zur Sichle. Diese vielen Querungen waren etwas mühsam, offensichtlich ist es besser, in der Talachse aufzusteigen. Beim steilen und heissen Schlussaufstieg in den Pass musste ich die Spezialtechnik (Rest-Step-Technik) anwenden, die bei schwindenden Kräften zum Zug kommt.
Blieb also noch der Rückweg zur Bushaltestelle im Eriz. Zunächst in der Talachse abwärts, dann nochmals eine etwas mühselige Querung und schon war die oberste Hütte von Schöriz erreicht. Da es mir auf den früheren Bus eh nicht mehr gereicht hätte, entschied ich mich hier noch für eine kleine Bonusrunde über den Stouffe und kehrte dann nach Eriz/Linden zurück.
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