Nicht lange, nachdem ich als Kommentar zu diesem Foto die Skiabfahrt vom Schwarzchopf zum Projekt erklärt hatte, trifft ein SMS von Reto ein: "Gutes Wetter am DO. Kommst Du auf eine Skitour zwischen Lütispitz und Stoss?". Da war der Plan natürlich schnell gemacht. Wie sich dann sogar herausstellte, war Reto zwei Jahre zuvor mangels mitgeführter Alpinausrüstung bereits einmal abgeblitzt am Schwarzchopf, und zeigte daher selbst höchstes Interesse an dessen Begehung.
Unsere Tour startet um 9.15 Uhr beim Chüeboden, P. 1032 ob Unterwasser (Zufahrt im Winter nur bis hierher erlaubt, gebührenpflichtiger Parkplatz). Der Strasse entlang nach NNE zu P.1069, wo man links, ebenfalls der Strasse entlang, ins Oberlaui aufsteigt. Via Altstofel P.1297 und Mutteli P.1564 ins Kar zwischen Schattenwand P.1851 und Unghüür P.1817 und hinauf, auf sportlich-steiler, halb zugewehter Spur, Richtung Schwarzchopf.
An dessen Fuss angelangt, gibt es mehrere Möglichkeiten, den Gipfel zu erklimmen. Am bequemsten schien uns die marmotta-Route, welche durch eine schwach ausgeprägte, ca. 20hm lange und 45-50 Grad steile Rinne, den ESE-Grat auf ca. 1880m erreicht. Da eng, zwang die Rinne uns zum Abschnallen der Skis. Dank ganz ordentlich trittigem, und genügend Schnee waren aber heute weder Steigeisen noch Pickel nötig. Das kann aber mit Sicherheit auch anders sein, somit empfehle ich jedem Anwärter, diese mitzuführen.
Der ESE-Grat bricht nordseitig jäh ab, lässt sich aber ohne grössere Schwierigkeiten verfolgen. Während Reto zu Fuss in der noch gut sichtbaren Spur von marmotta weiterging, zog ich wieder die Skis an. Kurz vor dem Gipfel wartet ein steiler Aufschwung. Man kann hier weiter zu Fuss dem schmalen Grat folgen (Reto), eine Umgehung in der Südflanke ist auch möglich. Die dortige Rinne ist auf rund 20hm nochmals 45-50 Grad steil und zwang mich zu einer kurzen Portage. Danach in wenigen Schritten zum Gipfel, den wir fast gleichzeitig erreichten (11.00 Uhr).
Nach gemütlicher Gipfelrast ging es an die Abfahrt. Wir schnallten die Skis direkt auf dem Gipfel an. Kurzes Aufwärmen mit zwei, drei gemässigten Schwüngen, dann folgt als erster Prüfstein die obere Rinne. Der Mittelteil am Grat bietet dann fast Genuss-Skifahren, bevor die Rinne vom Grat hinunter nochmals Präzision erfordert. Danach erst in etwas krustigem Schnee zum Sattel hinter dem Unghüür, und in stiebendem Powder rasch weiter zur Alp Mutteli P.1567.
Weil so schön war, die jungfräulichen SE-Hänge lockten, und um den heutigen Tag mit einem zweiten Gipfel plus einigen zusätzlichen Höhenmetern zu krönen, klebten wir erneut die Felle auf und starteten Richtung Schafwis (11.50 Uhr), und erreichten den Gipfel, auf einer erneut sportlich-steil angelegten Spur, in gerade 30 Minuten.
Nochmals genossen wir die fast uneingeschränkte Weitsicht bei strahlend blauem Himmel, um dann über die SE-Hänge, nördlich der Schattenwand ungefähr dem Sommerweg entlang, in die Tiefe zu stechen. Vorsicht, diese Variante ist steil, verlangt Einschätzungsvermögen und ein Gespür für die richtige Linie, dafür bot sie allerbesten, gesetzten Pulverschnee.
An den Hängen unterhalb Mutteli war die Kruste inzwischen getaut, so dass in feuchtem Pulver rassige Schwünge gezogen werden konnten. Rund um Altstofel liegt nicht allzuviel Schnee, doch dank einigermassen kompakter Unterlage lassen sich die Steine problemlos und ohne Kontakt umkurven. Zuletzt wieder mehr Schnee, und dem Waldrand entlang erst noch schöner Pulver, zu P.1069, und zurück nach Chüebode (13.30 Uhr).
Fazit, Einstufung, Kommentare und Ergänzugen
Die Ersteigung des Schwarzchopfs und auch die Abfahrt von dessen Gipfel boten weniger Schwierigkeiten, als ich dies im Vornhinein erwartet hatte. Zwei kurze Stellen sind 45-50 Grad steil, jedoch nur mässig exponiert. Der Mittelteil dem Grat entlang ist deutlich flacher, und obwohl der Grat nach Norden fast senkrecht abfällt, eigentlich harmlos.
Es bleibt anzufügen, dass der Schnee heute optimal war für unser Unterfangen. Leicht krustig, kompakt, aber doch genügend weich. Eine Unsicherheit, z.B. ein Absitzen auf den Hintern bei einem Schwung im Steilgelände, hätte es heute überall leiden mögen, ohne dass gerade ein Absturz gedroht hätte. Bei Hartschnee ist dies sicher nicht der Fall.
Die von Delta gewählte Route direkt durch die Südflanke ist steiler und wohl schwieriger. Sie empfiehlt sich allenfalls dann, wenn man nicht mit den Ski vom Gipfel abfahren will, da gegenüber dem Beginn der Schwierigkeiten auf der marmotta-Route noch rund 50hm in problemlosem Skigelände aufgestiegen werden kann.
Für die Abfahrt vom Gipfel ist die marmotta-Route sicher der einfachste Weg. Es liegt jedoch genügend Schnee, um auch direkte, deutlich steilere Linien vom Gipfel runter zu fahren. Man braucht einfach das entsprechende Können dazu...
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