Die Schneewühlerei am Camoghè hat sich gelohnt!


Publiziert von 360 Pro , 12. November 2009 um 16:16.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Sottoceneri
Tour Datum:11 November 2009
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Camoghè   I   Gruppo San Jorio-Monte Bar 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Colla, Paese
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Colla, Paese

Eigentlich hatte ich für diesen Tag geplant den Westgrat des Camoghè via Cima Calescio zu besteigen und anschliessend via Gazzirola hinunter ins Valcolla zu gehen. Da die Gegend um Isone aber militärisches Schiesstummelfeld ist, wollte ich vorgängig herausfinden, ob es denn an diesem Tag möglich wäre, den Westgrat ohne Einschusslöcher zu überstehen. Leider konnte mir weder das Wachtbüro (091 935 85 11, die offizielle Nummer) noch das KP (091 935 8543) in Isone mit Sicherheit Auskunft darüber geben, ob die Armee an diesem Tag Schiessübungen in dieser Gegend durchführen würde oder nicht. So musste ich meine Pläne wohl oder übel ändern und beschloss den Camoghè von Colla aus via Gazzirola und Monte Segor zu besteigen. Eine weitere Frage war, wie denn die Schneesituation um den Camoghè so aussah und ob der Schnee eine Tour überhaupt zulassen würde oder nicht. Meine Abklärungen beim SLF und einer Freundin, welche im Tessin wohnt, ergaben beide, dass es auch ohne Schneeschuhe gut machbar sein würde...

Dank der neuen ersten Zugverbindung vom der Nordschweiz ins Tessin (vgl. hier, erreicht man heute cff logo Colla, Paese schon um 10 Uhr. Schon im Bus von Tesserete nach Colla kommen erste Bedenken über die erwartete Schneesituation auf, denn ich sehe jemanden, der auf seinem Rucksack Schneeschuhe montiert hat. Bei der Wanderung auf den Gazzirola (zuerst entlang dem markierten Wanderweg, auf halber Höhe querfeldein in mehr oder weniger direkter Linie zum Gipfel) merke ich, dass der Schnee nicht allzu schlimm ist. Ab ca. 1600m ist die Schneedecke ziemlich durchgehend und ab und zu gibt es die eine oder andere Verwehung, bei welcher man bis zu den Knien im Schnee steckt. Zwar überhole ich noch einen anderen Wanderer, der schon die Schneeschuhe montiert hat, alles in allem ist der Aufstieg zum Gazzirola zu Fuss und mit Gamaschen aber momentan gut machbar.

Auf dem Gipfel treffe ich einen weiteren Schneeschuhläufer. Ich staune ob der wunderbaren und sehr guten Fernsicht die man schon hier hat, mache mich aber bald auf den Weiterweg zum Monte Segor, denn schliesslich ist der Gazzirola heute nicht mein Haupttagesziel. Auch auf dem Grat zum Segor kann ich den Schneeverwehungen immer gut ausweichen. Kurz vor dem Monte Segor sehe ich die eingeschneite Wegspur, welche zum Verbindungsgrat zwischen Camoghè und Monte Segor führt und schlage diesen ein. Zwar sinke ich hier ab und zu bis fast zu den Knien ein, aber das ist ja weiter nicht schlimm. Auf dem Grat angelangt fängt die Schneewühlerei dann jedoch definitiv an. Der tiefe meist pulvrige Schnee reicht mir oft bis über die Knie und das Spuren ist sehr Kräfte-raubend obwohl es abwärts geht. Der Grat ist zwischendurch leicht ausgesetzt, verlangt ab und zu die eine oder andere Kraxelei und ist unter diesen Umständen wohl mit T4 zu bewerten.

Von der Bocchetta di Revolte an sieht die Sache dann wieder etwas besser aus und der Schnee reicht mir nicht mehr bis über die Knie. Der Zick-Zack Weg über den Südostgrat zum östlichen Ende des Canoghè ist dann wieder fast schneefrei. Für den restlichen Aufstieg zum Gipfel wähle ich dann nicht den Weg welcher zum grössten Teil nordseitig verläuft, sondern den Grat selbst, da dieser deutlich weniger Schnee hat (ebenfalls T4). So erreiche ich nach fast zwei Stunden (seit dem Gazzirola) den Gipfel und bin glücklich diesen trotz der widrigen Umstände erklommen zu haben.

Wer es noch nicht weiss, dem sei hier gesagt, dass die Aus- und Fernsicht auf dem höchsten Gipfel des Sottoceneri an einem Tag wie diesem schlichtweg umwerfend ist. Die Walliser 4000-er scheinen zum Greifen nah, der Tiefblick ins Bellinzonese, Locarnese, nach Lugano und auch der Blick zum Comersee sind herrlich, vor allem deshalb, weil die Gipfel alle „verzuckert“ sind und mit dem herbstlichen Braun darunter einen schönen Kontrast bilden. Am Horizont im Südwesten winkt der Monviso und auch in der Poebene kann man die eine oder andere Stadt ausmachen. Die Schneewühlerei hat sich definitiv gelohnt. Auch die Temperatur ist so angenehm, dass ich, bis ich vom Schwitzen etwas abgekühlt bin, sogar eine Weile im T-Shirt dasitzen kann.

Allzu lange verweile ich jedoch nicht auf dem Gipfel, denn schliesslich wird es um diese Jahreszeit schon ziemlich früh dunkel und ich habe ja noch die „Rückweg-Wühlerei“ – dieses Mal im Aufstieg – vor mir. Der Abstieg zu Bocchetta di Revolte klappt wie zu erwarten war gut und auch der Aufstieg zum Monte Segor ist gar nicht soo schlimm, insbesondere da auch die Gämsen meine Spur entdeckt haben und diese seit meinem letzten Durchkommen noch weiter „ausgebaut“ haben. Trotzdem zeigen sich so langsam Ermüdungserscheinungen und ich bin froh, den Grat hinter mir zu haben. Auf dem Rückweg besteige ich den Grat bis ganz hoch zum Monte Segor. Der Gipfel ist zwar nicht sonderlich markant hat aber als Wasserscheide doch eine gewisse Bedeutung; man findet dort auch den Grenzstein Nr. 1.

Ursprünglich hatte ich geplant meinen Abstieg vom Gazzirola via S. Lucio und danach nach Bogno zu machen, da ich jedoch wegen der Schneewühlerei zu viel Zeit verloren habe, liegt das nicht mehr drin. Ich gehe auf dem gleichen Weg zurück nach Colla, wie ich hochgekommen bin und geniesse den wunderbaren Sonnenuntergang und erreiche Colla kurz nach dem Eindunkeln.

cff logo Colla, Pase – Barci di Colla – P. 1516 – Gazzirola – Bocchetta di Revolte – Camoghè - Bocchetta di Revolte – Monte Segor – Gazzirola - Barci di Colla - cff logo Colla, Pase


Tourengänger: 360


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