Geologische Höhentour im Murgtal (Tour 2): Auf den Spuren der Bergleute
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Die zweite Geo-Tour im Murgtal führt uns über alte Wegspuren und einsame Pfade zu wahren Kuriositäten in der Walensee- Region, die das Herz jedes Geologen, Montanhistorikers und Hobbyforschers höher schlagen lassen.:
- Der alte Sondierstollen im Chalttal
- Die Halde Erzbett
- Das Kupferbergwerk Mürtschenalp
- Die Uranvererzung in der Trockenrinne „Silberplangge“
- Das Riesenstufen-Areal „Uf den Charen“ mit seinen Kupfer- und Uranvererzungen
Der Charakter dieser Tour entspricht einer Entdeckungsreise, welche die einzelnen Gebiete vorstellt, sie „beschnuppert“ und Pläne schmieden lässt für gezielte Ausflüge zu den einzelnen Lokalitäten, die jeweils genügend Spannendes für eine Ganzestages-Tour zu bieten haben.
1. Der alte Sondierstollen im Chalttal
Vom Parkplatz 1 im Murgtal (Merlen 1100m) geht es den urigen Naturweg hoch nach Gspon am Taleingang der Region Mürtschen. Kurz vor der Brücke bei der Materialbahn, verlässt man den Hauptwanderweg und schlägt sich links ins niedrige Gesträuch des Gspon-Waldes. Eine Wegspur schängelt sich dort links am ersten grossen Findling vorbei ins tiefere Dickicht der Felssturz-Region und zieht im Zick-Zack steil durch einen mystisch wirkenden Schuttwald bergauf bis zu einer grossen schräg liegenden Felsplatte, die es im oberen Abschluss nach links (Osten) zu queren gilt. Nun befindet man sich im Schuttwald des Grossen Chalttals, einer Art Hochplateau voller übermooster Felstrümmer, niedriger Sträucher und urwaldiger, weicher Pfade kreuz und quer durch dieses völlig stille, leicht unheimlich wirkende Areal, das völlig entrückt wirkt und die Phantasie problemlos zu Assoziationen wie "Kobolde, Zwerge und Lindwürmer" einlädt. Wer genau hinschaut, entdeckt an einigen Tannen noch die Reste der roten Wegmarkierungen zum Bergwerk im Chalttal. Man hält sich vom Standpunkt oberhalb der Felsplatte aus östlich und durchschreitet den lockeren Tannenbestand in Richtung Absturz zum Murgtal hin. Der Pfad ist zwar überwiegend nur zu erahnen, aber aufmerksamen Berggängern entgeht er nicht. Nach rund 5 min steht man auf einer grossen, aussichtsreichen Lichtung am Rande des Gspon-Waldes, die zugleich auch die obere Halde des alten Sondierstollens ist. In der Mitte der Halde zeugt ein tiefes Loch von jüngsten Versuchen einen Querschlag zum verstürzten Bergwerk zu schaffen. Zum Eingang des alten Stollens gelangt man über das östliche Ende der Halde. Er liegt unmittelbar am Absturz zum Tal hin hinter dichtem Gesträuch. Eine niedrige Natursteinmauer weist den Weg. Der Stollen reicht etwa 20m in den Berg und ist dann verstürzt. 100m weiter westlich findet man Bergbauspuren eines späteren Versuches den alten Stollen, der 1857 angelegt wurde und rund 80m tief in den Berg vordrang, wieder zu erreichen. Prächtige Kupfer- und Silbererze wurden im Chalttal gefunden. Als 1957 ein Schweizer Geologe auf der Halde zusätzlich auch uranhaltiges Erz fand, hatte dies erneute umfangreiche Sondierarbeiten der Bergwerk Gonzen AG in der gesamten Region Chalttal-Tschermannen-Walenchenel zur Folge.
Noch heute sind auf der Halde interessante kupferhaltige Resterze und auch leicht radioaktive Basisgesteine zu finden. Eine stärkere radioaktive Vererzungszone liegt 200m westlich und 50m höher im anstehenden Fels oberhalb des Schuttwaldes. Man erreicht diese Zone über die Wegspur, die rechts neben dem Bergwerkseingang dem Grat entlang aufwärts führt, einen alten Belüftungsstollen schneidet und in Richtung Chli Chalttal/Chalttalkopf weiterführt. Man verlässt diesen Weg bei rund 1560m querfeldein in Richtung Westen, zu den anstehenden Felsen hin.
Der Rückweg ins Tal zur Brücke über den Gspon-Bach erfolgt auf dem selben Wege.
2. Die Halde Erzbett
Der Weg zu den Bergwerksresten Erzbett/Hauptgrube Mürtschenalp ist auf der Karte bei den Fotos ersichtlich.
Die alte Halde der Grube Erzbett (grosse Terrasse bei 1720m) bietet auch heute für noch Sammler und Neugierige interessante Fundstücke. Der obere Eingang ins Bergwerk der Grube Erzbett liegt unmittelbar in Haldennähe, ist jedoch fast vollständig verstürzt. Zum Eingang "Weinmann Stollen" (auf 1690m) gelangt man über die Halde abwärts. Dort heisst es allerdings suchen, suchen, suchen: Hinter dichtem Gestrüpp bei einem Entwässerungsrinnsal wird man schliesslich fündig, sollte sich aber nicht allein und ohne Ausrüstung in den Stollen wagen.
3. Die Hauptgrube des Bergwerks Mürtschenalp
Das eigentliche Bergwerk wurde schon um 1600 in den Glarner Ratsprotokollen erwähnt. In mehreren Bergbauperioden wurde dort wiederholt erfolgreich nach Silber- und Kupfererz gegraben. Im Gebiet der heutigen Alp Unter Mürtschen (1482m) befinden sich immer noch Reste alter Unterkünfte, Sondierstollen und Verhüttungsgebäude. Man kann sich leicht vorstellen, wie anstrengend es gewesen sein muss, das Erz aus der Höhe der Hauptgrube talwärts zu schaffen. Besonders wenn man weiss, dass hier auch im Winter gearbeitet wurde. Und die Winter waren lang in dieser Region... In grossen Körben und mittels Tieren (später auch unter Zuhilfenahme der errichteten Seilbahn bei Gspon) gelangten Erz und aufbereitetes Erz talwärts über die Saumwege nach Obstalden und Murg.
Um zum Eingang der Hauptgrube zu gelangen, folgt man der Wegspur östlich der Halde Erzbett, quert den Bach, geht rund 150m den schmalen Pfad entlang der steilen Schuttzone und verlässt 20m vor Ende des Weges denselben und geht 30m bergab durch das halbhohe Jungholz. Aufmerksame finden die Wegspur der Vorgänger. Anschliessend schlängelt sich der Pfad rund 50m gut sichtbar nach Osten hin direkt in die steile Schlucht hinein. Nach Querung des Baches dort steht man urplötzlich vor dem Bergwerkseingang, der an einer scheinbar unmöglichen Stelle zu liegen scheint und deutlich macht, wie "respektlos" damals Bergbau betrieben wurde: Steilheit und Unzugänglichkeit? Egal - Hauptsache fette Beute...
Das Bergwerk ist sehr gross, immer noch offen zugänglich, sollte allerdings nur mit entsprechender Ausrüstung erforscht werden. Mehrere Seitenstollen führen wieder ans Tageslicht. Mindestens ein Schacht im Bergwerk ist "abgesoffen", steht also völlig unter Wasser. Also gut aufpassen, wer sich dort hineinwagt! Die Einsturzgefahr ist eher gering in diesem Bergwerk, der Fels ist massiv und gut bearbeitet.
4. Die Uranvererzung in der Silberplangge
Von der Halde Erzbett führt ein gut sichtbarer Weg hinauf zur Hütte der Alp Tschermannen (Wasserstelle dort) und von dort westlich hinauf in Richtung Hochmättli. Man hält sich auf dem Weg betont westlich und steigt in die Trockenrinne "Silberplangge" hinab, folgt dieser bergauf und erreicht bei Höhe 1985m linkerhand einen grossen Erzkörper (ca. 5m hoch, 20m lang) voller dunkelbrauner und schwarzer Verfärbungen: Umfangreiche Uranvererzungen treten hier offen zu Tage und sind mit einem entsprechenden Messgerät auch noch in mehreren Ausläufern östlich, nordöstlich und sogar 50m westlich verfolgbar.
Anschliessend folgt man den Wegspuren/querfeldein in Richtung Nordhang Hochmättli.
5. "Uf den Charen": Die Titanentreppe
Unterhalb des Hochmättli-Kegels schlängelt ein gut sichtbarer Pfad in westliche Richtung durch ein umfangreiches Schuttfeld sehr unterschiedlicher Gesteinstypen. Für Geologen und Hobbyforscher sicherlich ein spannendes Areal, finden sich doch dort allerlei Mischformen und grosse Brocken vererzter Gesteine, bis hin zu sandigen Uranträgern, die in dieser Form eigentlich nur "drüben" bei den Drei Türmen zu finden sind.
Wer über einen Radioaktivitätsmesser verfügt sollte von diesem Weg aus einen Abstecher hinunter in den Chli Chänel wagen: Auf 2050m Höhe (Koordinaten etwa 731.600/213050), bei einem kleinen Teich, befindet sich ein 50 Jahre altes Uransondierungs-Areal. Wände und Boden dieser Zone sind deutlich bis überdeutlich radioaktiv (ungefährlich bei Kurzaufenthalten). Nur die grosse Abgelegenheit der Tschermannen-Region schützte diese vor einem Uranabbau. So bleibt dieses skurrile und überaus fotogene Areal also allen Naturfreunden weiter in seiner Ursprünglichkeit erhalten.
Am Westende des Hochmättlis zirkelt der Pfad hinunter in den Grossen Walenchenel und von dort wieder hinauf auf das Chli Hochmättli. Aber man kann in der gesamten Region dort problemlos querfeldein gehen, da und dort ein wenig klettern und einfach durchweg staunen: Die Riesenstufen dort sind eine kleine Welt für sich, bieten herrliche Aussicht auf Mürtschenstock, Churfirsten, Säntis, Schilt und Fronalpstock und laden ein zum Verweilen und "Herumstöbern": Sei es zum Fotografiern, sei es zum Erzadern suchen, sei es für botanische Untersuchungen oder einfach nur zum Liegen, Sonnen und Sinnieren....
Zurück geht es dann querfeldein in Richtung West/Nordwest (s. Karte 5 bei den Fotos) auf den Hauptwanderweg der Rundwanderung. Dort kann man entweder über Unter Mürtschen und Gspon zurück zum Parkplatz oder, wenn man noch nicht genug gesehen hat, über den Pass "Murgseefurgel" hinunter zum oberen Murgsee mit seiner bewirteten Alphütte.
Wer mag, kann sich bei Unter Mürtschen im Bereich der unteren Hütte und südlich des Baches auf die Suche nach den alten Spuren der Bergwerkstätigkeit machen.

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