Vertainspitze (3545 m) über Südostgrat


Publiziert von SEalpin , 27. Februar 2019 um 14:08.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:22 Juli 2018
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 1245 m
Abstieg: 1245 m
Strecke:11,5 km

Auf die Vertainspitze führen neben dem einfachen Normalweg (L, I) noch drei weitere Anstiege - über den Nordwestgrat (WS+, III), durch die Nordwand (S+, I) sowie den hier beschriebenen Südostgrat. Die Kletterei entlang des Südostgrats bietet abwechslungsreiche und spannende Kletterei an großen Platten und Blöcken im I. bis II. Grad mit vielen individuellen Variationsmöglichkeiten.

Normalweg und Südostgrat trennen sich nahe des Rosimjochs. Bis dorthin führt der Weg von der Bergstation des Kanzellifts oder direkt von Sulden durch das Rosimtal, steiler ansteigend vorbei an der Gletscherzunge des Rosimferners und dann schließlich am Rand ebendieses Gletschers entlang fast bis zum Rosimjoch. Der Aufstieg bis dorthin sowie auch die weitere Route über den Normalweg ist in anderen Berichten schon gut und ausführlich beschrieben und bebildert worden, z. B. in diesem Bericht von gero

Auf einer Höhe von ca. 3260 m teilen sich der Weg über den Südostgrat und der Normalweg durch dessen südwestliche Flanke. Wählt man die Route entlang des Südostgrats, ist die Orientierung im Aufstieg nicht sonderlich schwer, natürlich abhängig von den Bedingungen. Der Anstieg führt erst durch einfacheres Gelände über Blockhalden. Hier kann man eigentlich noch von keinem Grat sprechen, es handelt sich eher um einen vorgelagerten Bergrücken. Dementsprechend besteht auch noch keine Absturzgefahr, wenngleich das unebene Gelände Trittsicherheit erfordert. Nach einiger Zeit steilt der Bergrücken auf und die leichte Kletterei entlang des Südostgrats beginnt.

Ab hier erfolgt der restliche Anstieg in konstantem Auf und Ab entlang des Grats bis zum Gipfel, wobei sich anspruchsvolles Gehgeläde und Kletterei im I. bis II. Grad abwechseln. Anfangs ist der Grat noch "gutmütiger", erfordert ungefähr ab der Hälfte aber ein Ausweichen auf die in Aufstiegsrichtung linke/südwestliche Seite, da er nach rechts/Nordosten zusehends steiler abbricht. Diverse Varianten sind bei der Kletterei möglich, der Südostgrat besteht überwiegend aus großen Blockhalden und v. a. zwei bis vier Meter großen, kreuz und quer geschichteten, Platten, die eine abwechslungsreiche leichte Kletterei ermöglichen. Das Material am Grat ist sehr großförmig und fest, mit ausbrechenden kleinen Griffen oder Tritten ist kaum zu rechnen. Dafür sollte vorsichtig der feste Sitz der großen Platten getestet werden, da einige recht lose am Grat liegen oder stehen. Die letzten Höhenmeter vor dem Gipfel steilt der Grat nochmals etwas auf.

Am Gipfel angekommen bietet sich laut anderer Tourenberichte und nach dortigen Fotos eine großartige Aussicht bis zu Gipfeln wie Südliche Zufallspitze, Cevedale, Königsspitze, Zebru, Ortler, Piz Bernina, Piz Buin, Weißkugel, Similaun, Wildspitze, Hochfeiler, Marmolada - bei 20 bis 30 m Sicht im Nebel konnten wir uns dieses Panorama zumindest vorstellen.

Der Abstieg auf dem Normalweg erfolgt in der in Aufstiegsrichtung linken bzw. südwestlichen Flanke des Südostgrats. Die Kletterschwierigkeiten sind hier gering bis nicht vorhanden, dafür ist auf dem schottrigen und brüchigen Untergrund Trittsicherheit und eine durchdachtere Routenwahl erforderlich. Der Weg ist immer wieder mit Steinmännern markiert, gerade bei Nebel ist die Orientierung jedoch nicht immer trivial, insbesondere auf eventuell noch vorhandenen Firnfeldern. Die bei dieser Besteigung vorhandenen Firnfelder waren nicht besonders abschüssig und einfach zu spuren, sollten aber dennoch bei der Planung in Betracht gezogen werden. Zurück nahe des Rosimjochs und Rosimferners erfolgt der restliche Abstieg auf dem Aufstiegsweg.

Ich habe für die Tour die beiden im Voraus erzeugten und unten im Bericht eingefügten GPS-Trcks verwendet, welche den Wegverlauf recht gut nachzeichnen und auch im starken Nebel zuverlässig die Richtung gewiesen haben. Die aufgezeichneten Tracks habe ich leider nicht mehr. Aufgrund des Nebels habe ich wenige Fotos gemacht, daher fehlen leider detailliertere Ansichten von der Route entlang des Südostgrats.


Schwierigkeiten:
Bergstation Kanzellift bis Rosimtal T3
Rosimtal bis Rosimferner T4
Rosimferner bis Rosimjoch/Anstieg Südostgrat L
Aufstieg Südostgrat WS-, II
Abstieg Normalweg L, I

Objektive Gefahren:
- Der äußerste Rand des Rosimferners war von geringer Mächtigkeit und spaltenfrei, dementsprechend war die kurze Gletscherberührung relativ unproblematisch. Wie bei Gletschern üblich können sich die Bedingungen jedoch laufend bzw. jährlich ändern.
- Die Kletterei am Südostgrat ist verhältnismäßig wenig absturzgefährdet, v. a. wenn man sich immer leicht südwestlich der Kante hält, an einigen Stellen jedoch nicht ausgeschlossen. Insbesondere besteht die Gefahr unsanft an den großen Platten abzurutschen oder dass sich Platten (im Aufstieg) oder der teils schottrig-lockere Untergrund (im Abstieg) in Bewegung setzen.
- Bei Nässe oder Vereisung kann die Tour schnell heikel werden.

Markierung und Orientierung: Bis zum Rosimtal eindeutiger und markierter Weg, ab dort bis zum Rosimferner vermehrt eigene Routenwahl erforderlich. Im Aufstieg entlang des Südostgrats eindeutige Richtung, mehrere Varianten sind möglich, mit entsprechender Vorsicht v. a. vor der abschüssigen Nordwestkante. Im Abstieg auf dem Normalweg bei guten Verhältnissen rechte einfache und immer wieder mit Steinmännern markierte Linie durch die Südostflanke, bei starkem Nebel deutlich schwierigere Orientierung, v. a. durch evtl. ungespurte Firnfelder.

Bedingungen: Starke Bewölkung mit dicht geschlossener Wolkendecke/Nebel ab 2800 m, teilweise leichter Niederschlag, leichter Wind, Temperaturen zwischen 15 °C (Bergstation Kanzel) und <0 °C (Gipfel).

Tourengänger: SEalpin


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Geodaten
 43542.gpx Vertainspitze - Aufstieg über Südostgrat (im Voraus erzeugter Track)
 43543.gpx Vertainspitze - Abstieg über Normalweg (im Voraus erzeugter Track)

Galerie


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