Walenstöcke - Rund 2267m


Publiziert von Sputnik Pro , 26. Mai 2009 um 20:25.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:24 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Ruch- und Walenstockgruppe   CH-NW 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 1420 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der S-Bahn vom Luzern nach Wolfenschiessen, dann mit dem Postauto nach Oberrickenbach. Von dort mit der Luftseilbahn auf die Bannalp.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:analog Zufahrt zum Ausgangspunkt, jedoch ohne Seilbahn.
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthaus Urnerstaffel mit Massenlager (112 Plätze). Ausser im November immer offen. Telefon 041 628 15 75.
Kartennummer:LKS 1:25000 Engelberg (Nr. 1191)

ÜBER DEN WALENGRAT AUF DEN RUND - EIN KRÖNENDER ABSCHLUSS VOM PROJEKT NIDWALDEN.

Mein NW-Gipfel Nummer 78.


Der Rund (2267m) ist ein nördlicher Vorgipfel vom Grossen Walenstock (2572m). Wie sich diese Graskuppe, hoch über jähen Abbrüchen, am einfachsten besteigen lässt, erschien mir lange als eine verzwickte Nidwalder Angelegenheit. Gegen Osten fällt der Rund in einer 300m hohen Felswand ab; die Südwestflanke dagegen wäre zwar nicht so steil, aber sie ist mit mehreren Felsbänder durchzogen. Gegen Norden steilt sich von der Walegg der steile Walengrat zum Vorgipfel vom Rund auf - und genau diese Route erschien mir als übersichtlicher Aufstieg am Besten geeignet. Im Führer "Zentralschweizer Voralpen" ist der Walengrat (ZS) kurz beschrieben mit Fels III+, die Hauptschwierigkeiten müssten aber im weiteren Verlauf vom Rund zum Gross Walenstock legen. Zudem studierte ich die Route tags zuvor bei einer Tour auf den Maisander, sie erschien mir machbar und so erlebte ich eine kaum begangene, super schöne T6+ Tour in gutem Fels.

Zustieg (T2):

Von der Bannalp beim Bannalpsee (1587m) auf dem Walenpfad über Alp Oberfeld (1826m) und den Kessel Walengräben zur Walegg (1951m). Im Sommer bis hierher ein gut abgesicherter Bergwanderweg. Vor Eröffnung des Walenpfades (meist Mitte Juni) liegen in den Walengräben oft noch grössere steile Firnfelder für die man Steigeisen und Pickel dabei haben sollte um sie sicher überqueren zu können. Bei er Aussichtskanzel Walegg beginnt der eigentliche Walengrat hinauf zum Rund.

Walengrat / Rund-Nordgrat (T6+; Fels bis III):

Von der Walegg zuerst über den nur wenig ansteigenden Grasrücken 50m entlang der Zaunpfähle hinauf. Danach in steilerem Gras hinauf zum 1.Aufschwung und diesen direkt übersteigen. Nun steht man vor dem 2.Aufschwung, einer steilen Kalkwand. Dieser Aufschwung wird nicht direkt erklettert sondern man quert 10-15m nach links über Bänder bis unter eine steile Grasrinne. Man steigt durch die Rinne direkt hinauf (Pickel !) wo man oben wieder nach rechts auf den Grat queren kann. Alsbald beginnt der 3.Aufschwung der meist direkt über die Kante erklettert wird (II), der Fels weist hier gute Griffe auf. Oberhalb des 3.Aufschwungs verengt sich der Grat und macht einen kleinen Bogen, hier erkennt man ein sehr deutliches Grasband nach Rechts. Auf dem so genannten "Unteren Band" quert man nach rechts bis man einfach nach oben über den 4.Aufschwung klettern kann (Fels II). Man gelangt so wiederum auf den Grat und kommt so zum "Oberen Band". Auch über dieses Band folgt man nach rechts bis zu einem Schlaghaken mit einer Schlinge. Hier ist die Schlüsselstelle, eine kleingriffige 3m hohe Stufe die im III-Grad sehr ausgesetzt erklettert wird. Oberhalb der IIIer-Stelle folgen noch wenige Meter einfache Kletterei (I-II), danach sind die Schwierigkeiten überwunden. Über mässig steiles Gras wird der Vorgipfel erreicht von wo man über eine Wiese zum Rund-Hauptgipfel wandern kann. Für den Walengrat sollte man einen Pickel sowie ein Seil für die Schlüsselstelle mitnehmen.

Abstieg über die Südwestflanke (T5; Fels I):

Mangels Sicherungsmöglichkeiten kann oberhalb der Schlüsselstelle nicht mehr über den Walengrat abgestiegen werden. Die einfachste Abstiegmöglichkeit führt durch die Südwestflanke zum Walenpfad (Walenalp; 1665m). Die Flanke ist mit von oben unübersichtlichen Felsbänder durchzogen. Vom Gipfel folgt man dem Grasgrat in Richtung P.2434m bis in den Sattel, anschliessend quert man nach rechts absteigend den Hang bis über eine markante Grasrippe. Entlang eines Schuttfeldes steigt man über steiles Gras ab bis man unter einer Felsstufe ein langes Grasband erkennt auf dem man unter Felsen nach rechts queren kann. Man folgt dem "Oberen Band" solange bis man direkt über Grashänge zum "Trichter" absteigen kann. Unterhalb vom Trichter quert man nach links unter einem mächtigen Felsband (Pfadspuren) nach rechts. Bei einer Höhle muss man wenig nach oben klettern (I), danach quert man in die Gross Chälen. Durch diese gelangt man, zuletzt ziemlich steil, hinunter auf die Ebene der Walenalp. Die Route kann auch als einfachster Aufstieg zum Rund benutzt werden, ein Pickel ist aber bei nassem Gras auch hier empfehlenswert.

Genaue Route: Bannalpsee - P.1611m -Plänggeli - P.1734m - Oberfeld - P.1890m - Walengraben - Walegg - Walengrat - Rund - Rund Südwestflanke - Gross Chälen - Walenalp - Schwarzwald - Meischwald - P.1273m - Eggeligrat - Eggeli - Schwand - P.862m - Oberrikenbach.

Tour im Alleigang.

HIKR-Nachtrag: Am Bahnhof in Luzern traf ich "groebermann" der unterwegs war um auf das Stanserhorn zu rennen, wir fuhren zuammen bis Stans. Danach leisteten mir "Zaza" und "Aurora" Gesellschaft im Minibus nach Oberrickenbach. Habe mich gefreut euch zu treffen, bis bald auf eine gemeinsame tolle Bergtour :-)

Tourengänger: Sputnik
Communities: T6, Projekt NW


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Kommentare (14)


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HBT hat gesagt: Projekt Nidwalden
Gesendet am 26. Mai 2009 um 21:00
Hallo Sputnik
Gratuliere dir zum Rund und dem Projekt Nidwalden. Es gibt nicht viele Berggänger, die mit einer solchen Zielstrebigkeit einsame und anspruchsvolle Gipfel als Projekt festsetzen, planen und durchführen. Auch hier wieder ein spannender Bericht und informative Fotos. Super!
Viel Glück bei deinen weiteren Projekten an einsamen Gipfeln
Gruss HBT

danueggel hat gesagt: Krönender Abschluss
Gesendet am 26. Mai 2009 um 21:18
Salü Sputnik

Da hast du ja wirklich die ideale Abschlusstour erwischt, meine Hände wurden nur schon vom zuschauen feucht, eine ganz wilde Tour.

Mit diesem spannenden Bericht sollten deine Chancen, das Seil wieder zu erhalten, doch relativ gross sein, hast du doch den T6-Liebhabern auf Hikr einen Leckerbissen vorgesetzt, dem nur wenige widerstehen werden können...

Gruss
danueggel

budget5 hat gesagt: Gratulation...
Gesendet am 26. Mai 2009 um 21:44
...auch von meiner Seite. Es war immer wieder spannend deine spannenden Berichte zu lesen, die zum Nachmachen animieren. Folgt nun das Projekt Obwalden? Ist bestimmt auch wieder ne spannende Sache:-)

Gruss Matthias

dabuesse hat gesagt:
Gesendet am 26. Mai 2009 um 22:32
ebenfalls Gratulation von meiner Seite. War cool dich zu treffen in Luzern und auch immer spannend deine Berichte zu lesen und die schönen Fotos anzuschauen.

gruss David

kopfsalat hat gesagt: super sache
Gesendet am 27. Mai 2009 um 06:13
gratulation.

das mit den walengräben musste ich vor ein paar jahren auch mal erfahren. leider hatte ich dazumal weder pickel noch steigeisen dabei. war eine eher mullmige sache.

nun aber eine frage: wie machst du das mit der seilsicherung? du warst ja alleine unterwegs, wenn ich das richtig verstehen.

nicht dass ich diese route wohl je machen werde, mehr als frage wie ICH MICH SELBER in (subjektiv) schwierigen passagen sichern könnte, bin ich doch auch ab und zu mal alleine unterwegs?

Zaza hat gesagt: Bravo...
Gesendet am 27. Mai 2009 um 07:51
...und danke für die guten und präzisen Beschreibungen! Für Nidwaldner-Touren drucke ich künftig deine Berichte aus, statt den SAC-Führer mitzuschleppen!

A+

zaza

Fenek hat gesagt: Hut ab.....
Gesendet am 27. Mai 2009 um 08:21
lieber Andi
ich gratuliere dir auch herzlich zu diesem einmaligen Gipfelerfolg! Du schreckst einfach vor nichts zurück ;-) !!

auf bald wieder einmal....

Fenek

eldo hat gesagt: cool...
Gesendet am 27. Mai 2009 um 08:23
super sache, genialer bericht - wie immer - und gratulation zum abgeschlossenen gipfelsammelprojekt nidwalden!!!
freue mich auf weitere berichte
eldo

denali2002 hat gesagt: Bemerkenswert
Gesendet am 27. Mai 2009 um 10:14
Herzliche Gratulation. Das ist ja ein bemerkenswertes Projekt. Konsequent auch Gipfel zu besteigen die wohl nur sehr sehr selten besucht werden.
Die Frage die ich mir immer wieder stelle: Wie kannst Du Dich auf Alleingängen sichern? Offenbar hast Du Dich in der Schlüsselstelle mit dem Seil gesichert (das Du dann nicht mehr abziehen konntest). Wie funktioniert das? Beste Grüsse und viel Erfolg bei Deinen weiteren Projekten.

Roli

Sputnik Pro hat gesagt: Danke Euch Allen des vielen Lobes!
Gesendet am 27. Mai 2009 um 10:39
Das Projekt Nidwalden hatte riesigen Spass gemacht, es war das bisher schönste Projekt welches ich erfolgreich abgeschlossen habe.

Zur Selbstsicherung:

Dies funktioniert nur wenn es schon eingerichtete Haken hat, sonst müsste man Material zurücklassen und den gleichen Weg für den Abstieg nehmen um die Schlingen usw. wieder einsammeln zu können. Den Rund habe bis ich bis auf die Schlüsselstelle seilfrei begangen. Dort habe ich das Seil durch den Hakenring gezogen und das Seil doppelt genommen. Im Falle eines Sturzes wäre ich somit mit dem sicheren Knoten im Seil maximal etwa 6-7m tiefer als der Haken gefallen - wäre zwar äusserst schmerzhaft gewesen, aber immer noch besser als ungesichert die ganze Wand hinunter.

Viele Grüsse Euch Allen und weiterhin schöne Touren!

Andrej

kopfsalat hat gesagt: RE:Danke Euch Allen des vielen Lobes!
Gesendet am 27. Mai 2009 um 13:35
ok. recht mutig von dir, diesem rostigen nagel zu vertrauen!

besten dank.

warte gespannt auf dein nächstes projekt.

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 27. Mai 2009 um 18:56
hola andi

top leischtig, top bricht und vorallem top durchhaltewille - gratuliere zu dim abgschlossnige projekt! es bruucht würkli ziit und nerve, wenn mer punkt für punkt gat go erobere wie du - aber genau das isch es ebe, weshalb nur wenig lüüt i eusem land das mached - du bisch eine devo und da chasch uf jede fall stolz uf dich sii.

weiter so, keep on going! uf es baldigs!

cheers, dom

MichaelG hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 6. Juni 2009 um 19:08
Hallo Sputnik!
Schön zu sehen, wie man eine solche Tour sauber begeht! Eindrucksvolle Bilder, die alle wesentlichen Wegstellen sehr gut aufzeigen.

Ich bin der "9-Stunden-Walengrat-Gewitter-Mann"....

In meiner Erinnerung bin ich das obere Band viel weiter nach rechts gestiegen, und nicht so frontal, wie Du es eingezeichnet hast.
Die Perspektive des Bildes wird täuschen. Den 4. Aufschwung haben wir damals gar nicht wahrgenommen.
Umso mehr den fünften, da er in meiner Erinnerung recht unangenehm war.
Sehr exponiert!

Wie Du richtig schreibst, gibt es am Ausstieg keine Rückzugsmöglichkeiten durch Abseilen. Das war unser damaliges Problem. Genau auf die Minute dort begann das Gewitter. :-(

Der Abstieg über die Südwestflanke war mir unbekannt, wäre im starken Gewitter wohl auch gefährlich geworden. Entspricht dieser Abstieg R.562 "von NW durch die Gross Chälen"?

Unsere lange Querung führte uns damals zwischen Groß-Walenstock Gipfel und Tschudi in großen Bogen zur Sätteliteufi und über den Sätteligrat in sichere Gefilde.

Ich werde wohl die Walengrat-Tour nochmals bei guten Bedingungen gehen.
Muss nur noch meine Frau davon überzeugen.

Eine wirklich klasse Beschreibung von Dir!





Sputnik Pro hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 11. Juni 2009 um 18:12
Salü Michael,

Vor meiner Rund-Tour habe ich natürlich Deinen wilden Bericht gelesen. Den Abstieg durch die SW-Flanke wäre tatsächlich bei Nebel sehr tückisch gewesen, da er im Zickzack auf Grasbändern durch steiles Gelände führt. Ich musste schon so immer Ausschau halten wo es am einfachsten nach Unten geht.

Mach die Tour bei Top-Wetter im Herbst nochmals, die Route ist dann wirklich schön und die Aussicht vom Rund ganz etwas besonderes.

Viel Glück und schöne, unfallfreie Touren,

Gruss Andi


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