Der Hermannsweg - Velmerstot, Externsteine, Hermannsdenkmal (Etappe 09)


Publiziert von dasMue , 9. September 2018 um 01:29.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum:16 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 730 m
Abstieg: 830 m
Strecke:ca. 17 - 21km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug o. Auto zum Bahnhof Leopoldstal

Meine Lieblingsetappe des offiziellen Hermannsweges, Etappe 09, führt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Von den bewaldeten Höhenzügen des Teutoburger Waldes über die "mysteriösen" Externsteine bis zum höchsten Gipfel des Eggegebirges.
 

Vor allem aber besticht diese Strecke mit einer aussergewöhnlichen Mischung: Eine kontrastreiche, "märchenhafte" Landschaft, praktische Infrastruktur, die sportliche Herausforderung. Und jede einzelne Station auf der Strecke steckt dazu noch voller Geschichte, so dass man beim Laufen manchmal das Gefühl bekommt, sich auf einer Sightseeing-Tour zu befinden. Nicht nur die Legende schlechthin, die Varusschlacht, wird gerne in den Wäldern um die Grotenburg verortet. Auch die Geschichten, die sich um Orte wie die Externsteine, die Velmerstot oder das Hermannsdenkmal ranken, sind so interessant, wie sie zahlreich sind und machen diese Strecke zu einer Besonderen. Auch Naturbegeisterte kommen hier definitiv auf ihre Kosten.
 

Sportlich ist die von mir angepeilte Strecke, je nach Variation, eine leichte bis mittlere Herausforderung. Ein Großteil der 17 - 21km langen Strecke führt über angenehm zu gehende Waldwege oder geschotterte Pfade. Der höchste Punkt befindet sich auf ca 468m. ü. Nn. und die gesamte Strecke führt einen jeweils gute 750 Höhenmeter hinauf und wieder hinab.
 

(Bei der nun folgenden Beschreibung sollte man allerdings beachten, dass ich die Etappe 09 immer andersrum laufe, als es die offizielle Beschreibung angibt. Dies hat mehrere Gründe, v.a. aber ist eine finale Ankunft am Hermannsdenkmal dramaturgisch weit eindrucksvoller als ein Finale am Leopoldstaler Bahnhof.)
 

 


Die Strecke beginnt für mich deshalb am Leopoldstaler Bahnhof. Dieser ist, nach einem Umstieg, recht leicht zu erreichen und bietet genügend Parkplätze für Autofahrer. Von eben jenem Parkplatz aus geht man nun zur einzigen dort sichtbaren Straße und wendet sich nach rechts, Richtung Norden.

Nach einem kurzen Spaziergang über Asphalt biegt man in die erste größere Straße links namens "Silbergrund" ein und folgt dem Wanderweg zunächst geradeaus in Richtung Westen; bis der asphaltierte Weg einem Waldpfad weicht und die Bäume beginnen, sich weiter in die Höhe zu strecken. Die Strecke ist ab hier entweder mit einem X ( = Eggeweg) oder mit einem H ( = Hermannsweg) markiert.
 

Nun beginnt der erste und gleichzeitig anstrengendste Aufstieg der ganzen Wanderung, der Gang auf die Velmerstot (468m). Dieser Berg ist der höchste im Eggegebirge, hat eine bewegte Geschichte hinter sich und bietet für die Bergsteiger unter uns sogar zwei Gipfel:
 

Früher wahrscheinlich als Pferdeweide der örtlichen Adligen genutzt, erlitt die südlicher gelegene preußische Velmerstot (468m) von 1964 bis 1994 ein ähnliches Schicksal wie der Brocken und wurde durch niederländische NATO-Truppen zur Militärbasis umfunktioniert. Inklusive der Stationierung von Patriot-Raketen und Flugabwehrstellungen. Nach Abzug der Truppen entschieden sich die zuständigen Regierungen dann, das Gelände zu renaturieren und wieder für die Öffentlichkeit freizugeben. Im Jahr 2003 wurde dann sogar ein hölzerner Aussichtsturm namens Eggeturm hier errichtet, welcher einen den Großteil der westfälischen Landschaft und im Nordwesten sogar das Hermanndenkmal erblicken lässt. Ein perfekter Ort für eine Pause und einige Fotos.
 

Die nördlicher gelegene lippische Velmerstot (441m) hingegen bietet auf ihrem Gipfel ein "natürlicheres Ambiente". Eine teils unter Naturschutz stehende Heidelandschaft (Egge-Osthang), die einen starken Kontrast zum restlichen Wald bildet, wechselt sich hier ab mit freiliegenden Sandsteinfelsen und einer äußerst interessanten Felsformation auf der Gipfelregion. Dieser Ort bietet mit seiner violett-grünen Heidelandschaft und den antik anmutenden Felsen auf dem Gipfel eine ganz besondere Atmosphäre und ist in meinen Augen ein erstes Highlight der Etappe.
 

Nachdem man die direkt untereinander liegenden Gipfel besucht hat folgt man nun seinem Hinweg zurück nach Norden, bis man zurück an den Ausgangspunkt gelangt.
 

Jetzt gehts den Westhang der eben erstiegenen Velmerstot hinab; direkt ins benachbarte Silberbachtal. Namentlich erinnert dieser Ort stark an einen Karl-May-Roman und spielt, genau wie die Velmerstot, auch eine übergeordnete Rolle in der Region:
 

Früher schlicht Osning genannt, bilden heute der Teutoburger Wald und das Eggegebirge streng genommen zwei verschiedene Gebirgsgruppen. Das eben erwähnte Silberbachtal ist die Nahtstelle zwischen diesen beiden Gebirgsgruppen und gleicht atmosphärisch am ehesten einer Szene aus einem Märchenbuch (ja, hier wurde wirklich mal Silber abgebaut).
 

Verglichen mit dem verhältnismäßig anstrengenden Auftakt bietet dieses Tal eine beinahe meditative Stimmung und ist meines Wissens auch geologisch nicht ganz uninteressant. Einer der schönsten Orte der Wanderung. In der denkmalgeschützten Silberbachmühle befindet sich heute zwar nurnoch ein Restaurant, welches für hungrige Wanderer aber auch nicht gänzlich uninteressant sein sollte.
 

Nach einer kurzen Einkehr im Restaurant oder einer Verschnaufpause fängt nun wohl der Teil der Wanderung an, bei dem man ernsthaft wandern muss. Das erste etwas längere Stückchen der Strecke führt einen, größtenteils durch Waldgebiet, in nordöstliche Richtung zum zweiten Highlight der Etappe (manch einer würde gar sagen, zur Hauptattraktion der gesamten Strecke):
 

Die Externsteine sind, geologisch betrachtet, eine Formation von recht markanten Sandsteinen und bilden seit jeher einen beliebten Bezugspunkt für Menschen aus der umliegenden Region. Heute sind die Steine Anzugspunkt für Historiker, Wanderer, Esoteriker und Ewiggestrige. Auch Festivitäten wie die Sonnenwende werden gern hier zelebriert.


Nach dieser eindrucksvollen Station befinden wir uns nun am ersten "Umkehrpunkt" der Wanderung. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir fast 10km zurückgelegt und haben noch mehr als die Hälfte der Strecke vor uns. Gegenüber der ersten Hälfte bietet die zweite Hälfte der Etappe aber nicht annähernd so viele Sehenswürdigkeiten oder Gelegenheiten, gemütlich Pause zu machen. Daher sollte man die Wanderung ab hier nur fortsetzen, falls man sich wirklich in der Lage für weitere 10-11km fühlt.
 

Falls man sich für ein Weiterwandern entscheidet gehts ab nun fast durchgehend geradeaus in Richtung Nordwest durch den Wald. Eine kleinere Sehenswürdigkeit auf dem Streckenabschnitt hier ist ein Denkmal namens Vogeltaufe, dass direkt an einem Hang steht und paderbornischen Mönchen gewidmet ist. Vor allem aber auf die X- oder H-Markierungen sollte man ab hier besonders Acht geben; hier habe ich mich schon öfter nicht konzentriert und stand dann plötzlich an einem falschen Abzweig.
 

Bei einem dieser unfreiwilligen Ausflüge hab ich übrigens, ohne Absicht, einen weiteren Sightseeing-Spot entdeckt: Die Ruine Falkenburg, eine etwa 1190 erbaute und mittlerweile zerfallene Burgruine, die scheinbar seit 2005 archäologisch untersucht wird und daher zZ nicht direkt zu betreten ist. Hab irgendwo aber schonmal gelesen, dass auch dort geführte Touren angeboten werden und langfristig der Ort auch touristisch nutzbar gemacht werden soll. Ein Teil der Ruine lässt sich übrigens auch vom Bauzaun aus ganz gut betrachten. Dieser ist knappe 10min Gehweg westwärts vom üblichen Wanderweg entfernt.
 

Kurz nach der Vogeltaufe und der Burgruine, kurz vor dem finalen Stück der Wanderung, lässt einen der Weg dann nochmal in einen kleinen Ort namens Berlebeck absteigen. Dieser Ort bildet, dank Bus- und Zuganbindung, gleichzeitig unseren letzten Umkehrpunkt. Lasst euch nicht verwirren; man ist zunächst kurz irritiert, wieder an einer befahrenen Straße zu stehen, aber dieser Weg ist der offizielle Wanderweg & bietet einem die günstige Gelegenheit, ein letztes mal irgendwo einzukehren. Denn nachdem man Berlebeck verlässt folgt schon bald der finale Aufstieg der Etappe 09, der Aufstieg zum Hermannsdenkmal (Nicht-Interessierte bitte wieder überspringen):
 

Das Hermannsdenkmal wurde 1875 eingeweiht und ist ein mythologisiertes Abbild des Cheruskerfürsten Arminius; einem der Hauptakteure der legendären "Varusschlacht". Arminius war laut historischen Quellen angeblich Kopf hinter einem germanischen Hinterhalt gegen die Römer. Dabei besiegten die germanischen Stämme des erste Mal gemeinsam die scheinbar übermächtigen Römer und vernichteten dabei drei ganze Legionen.
 

Der Ort dieser Schlacht ist, Stand jetzt, noch nicht final bestimmt worden. Einer der zahlreichen möglichen Kandidaten ist jedoch der Teutoburger Wald, woran das Hermannsdenkmal unter Anderem erinnern soll.
 

Amüsant ist an dieser Begebenheit vor allem, dass der Name "Teutoburger Wald" ebenfalls in der Annahme abgeleitet wurde, dass die Varusschlacht wirklich hier stattgefunden hat. Da die Grotenburg (386m), der Berg, auf dem das Hermannsdenkmal heute steht, damals gelegentlich Teutberg genannt wurde, lag damals noch die Vermutung nah, dass der in den Quellen beschriebene Teutoburger Wald identisch mit dem um die Grotenburg herum sein könnte.
 

Der Wanderweg führt einen vorbei an einem Restaurant, einer Bushaltestelle und sanitären Einrichtungen zu einer Art großen Paradestraße, die einem letztendlich den Blick auf das komplette Denkmal freigibt. Im Winter sind die unteren Stufen um die Statue meist geschlossen; innerhalb der Saison kann man sogar die Statue hochsteigen und einen Blick von ihrer Spitze werfen. Diese Station ist der "eigentliche" Endpunkt der Wanderung, denn ab hier variieren die Wege je nachdem, wie man angereist ist.

Man hat zu ausgewählten Zeiten die Möglichkeit, die Bushaltestelle vor Ort zu nutzen oder man kann zurück nach Berlebeck laufen, um von dort den Bus/Zug zu nehmen. Auch ein Fortsetzen des Weges bis zum Detmolder Bahnhof wäre möglich, ist aber nicht zu empfehlen (sehr ungemütliche Asphaltstrecke neben einer befahrenen Straße). Ein Rückweg nach Berlebeck ist sowohl von der Strecke, als auch vom Gelände her sehr viel angenehmer. Diejenigen, die ihr Fahrzeug beim Parkplatz in Leopoldstal geparkt haben, sind von beiden Orten aus innerhalb von 15min wieder bei ihrem Auto.


Zusammengefasst bietet die Etappe 09 des Hermannsweges eine abwechslungsreiche Landschaft; in Verbindung mit leichtem bis mittlerem sportlichem Anspruch und vielen historischen Sehenswürdigkeiten, die einem jeden Meter dieses Weges erleichtern. Wahrscheinlich eine meiner liebsten Strecken überhaupt und wirklich empfehlenswert.


Tourengänger: dasMue


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