Monte Viso - South Face am 19 Juli 2018


Publiziert von RobinH , 10. August 2018 um 00:22.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:19 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:10
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Q Sella

Der Berg ist ja ausreichend beschreiben, weswegen ich mich lediglich auf den Gipfeltag und auf die Beschreibung der aktuellen Verhältnisse konzentriere.

Ausgangssituation: Die drei Wochen Sommerurlaub im Piemont/L'Ecrins-Gebiet neigen sich dem Ende entgegen und es musste noch ein ordentlicher Gipfel her. 2018 liegt noch sehr viel Schnee, sodass selbst noch einige Talstraßen nicht befahrbar waren. Außerdem sind mitte Juli noch ungewöhnlich viele Schneefelder bei sonst aperen Hüttenzustiegen oder Rundwanderungen zu queren wie z.B. dem Giro del Viso.

Der Zustieg von Pian del Re war relativ kurz, sodass ich an der Hütte noch eine Seilschaft getroffen habe, die den Ostgrat gewählt hatten und über den Normalweg abgestiegen waren. Viele brauchbare Infos erhielt ich zwar nicht, da man sich über die Verhältnisse nicht einig werden konnte. Einer fand die schrecklich, der andere sprach von Top-Verhältnissen. Steigeisen und Pickel hatte ich ohnehin dabei, da man vor Mitte August sicherlich selten apere Verhältnisse vorfinden wird. Auch wenn ich ab der Hütte alleine unterwegs war, packte ich noch Gurt, 30m Halbseil und einige Schlingen in den Rucksack für alle Fälle. Die Schwierigkeiten sollten den III Grad zwar nicht übersteigen, aber ich wollte nicht auf die Möglichkeit verzichten heikle Stellen bei Nässe abzuseilen.

Trotz relativ guter Wettervorhersage, wollte lediglich ein weiteres Pärchen am nächsten Tag auf den Gipfel, was mich doch schon etwas stutzig werden lies. Kurz vor 5 klingelte dann den Wecker und startete nach kurzem italienischen Frühstück um ca. 5.15 noch vor Sonnenaufgang. Ich hatte am Vortag den Weg bis zum Einstieg des Klettersteiges bereits erkundet und hatte eigl. keine Zweifel den richtigen Weg zu finden. Allerdings war ich wahrscheinlich so damit beschäftigt das Gewitter das noch über der Po-Ebene tobte zu fotografieren, dass ich auf alten Wegspuren in Schuttcoloir gelaufen bin. Vor einigen Jahren wurde ein Klettersteig auf einer Rippe installiert, um von Osten über den Passo delle Sagnette (P.2991) zu kommen. Jedenfalls bin ich in recht ausgesetzter aber undschwieriger Kletterei vom Coloir auf die Rippe gewechselt. Der Verhauer ist jedenfalls im GPS-Track zu erkennen und sollte vermieden werden! Das Problem ist, dass der Klettersteig zweigeteilt ist. Nach dem ersten Kettenabschnitt muss man sich weit rechts halten, um den richtigen Einstieg zur Rippe zur finden.
Um kurz nach 6 war ich dann zum Glück auf der anderen Seite. Vom Pass steigt man nochmal ca. 50 Höhenmeter nach Westen ab. Ich hatte das Glück, dass ab hier Schnee lag und ich konnte mit Steigeisen auf besten Trittfirn rasch zum eigl. Einstieg der Südwand über dem Andreotti-Biwak aufsteigen, wo ich das Pärchen von der Hütte wiedergetroffen habe.

Um kurz halb 8 waren die Steigeisen und Pickel dann am Rucksack befestigt und ich kam durch gutgriffigen Fels schnell vorran. Die Kletterei ist wirklich prima, wobei die Wegführung trotz der sehr engen Markierung nicht ganz einfach ist. Im Prinzip schlängelt sich der Weg irgendwie durch die Südwand bevor man nach der Hälfte eine schwach ausgeprägte Rippe erreicht die dann auf den Ostgrat führt. Wenn man diesen erreicht hat, sind die größten Schwierigkeiten bewältigt und man steigt leichter (II) zum Gipfel.

In meinem Fall musste ich dazu aber ca. ein Dutzend  hartgefrorener, steiler Schneefelder überwinden. Dazu verzichtete ich - vielleicht muss man sagen leichtsinnigerweise - auf die Steigeisen und vertraute auf meinen Pickel. Man hätte zwar sicherlich auch die gesamte Südwand mit Steigeisen klettern können, doch ein Genuss ist das sicher nicht. Man hätte auch sicherlich die Steigeisen nach jedem Schneefeld wieder ausziehen können. Jedoch war ziemlich sicher das bei der aktuellen Wetterlage der Gipfel ab 9 Uhr und die gesamte Südwand ab 10 Uhr mit hoher Wahrscheinlichkeit in Wolken hüllen würden.

Glücklicherweise konnte ich um kurz ca. 9 Uhr den Gipfel erreichen und hatte noch etwa 15 Minuten ungetrübten Rundblick bis zum Mont Blanc und Monte Rosa. Auf dem Rückweg traf ich noch das Pärchen und einen weiteren Franzosen der ebenfalls allein unterwegs war. Vermutlich aufgrund der wechselnden Verhältnisse kehrten diese um.

Der Abstieg ging besser als ich es vermutet hatte ohne Abseilen von der Hand. Beim Aufstieg hatte ich schon einige Abseilpunkte sondiert, um einige heikle Passagen nicht abklettern zu müssen. Dies wird stellenweise auch durch Schweineohren vereinfacht. Insgesamt profitierte ich auf dem Weg zurück zum Col von den noch vorhandenen Schneefeldern, die mir ein zügiges Vorankommen ermöglichten, sodass ich um 12.30 die Sella Hütte wieder erreichte.

Als Empfehlung kann ich sagen, dass es nicht schadet am Abend zuvor den Weg auf das Col zu sondieren, sofern noch Schneefelder den richtigen Weg verstecken. Auf jeden Fall sollte man es vermeiden durch das Colour aufzusteigen! Dazu muss man sich rechts nah am Berg halten sobald der erste Kettenabschnitt (Klettersteig kann man es hier eigl. noch nicht nennen) überwunden ist.

Insgsamt auf jeden Fall ein lohnender Berg! Ich dachte ich registriere mich mal, da noch keine Beschreibung von 2018 bzw. zu Zeiten schneereicher Verhältnisse online ist.



Tourengänger: RobinH


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