Breithorn (4164m) Nordwand - Supersaxo-Route mit Direkteinstiegsvariante (1050m, 70°, M4)


Publiziert von pete85 , 9. Juni 2018 um 18:25.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 3 Juni 2018
Hochtouren Schwierigkeit: SS
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m

Korrekt heißt es eigentlich Bethmann-Hollweg-Supersaxo-Route mit Direkteinstiegsvariante. Das war für die Überschrift nur etwas zu lang.
Die Anreise fand am Samstag statt, mit der Gondel kommt man von Zermatt bis hoch zur Zwischenstation trockener Steg. Die Gandegghütte ist leider noch geschlossen (und hat keinen Winterraum). Ulla und ich entschieden uns deswegen nahe der Bahnstation (an einer Bar) zu übernachten. Diese war auch teilweise überdacht - sehr gut, wie sich Nachts herausstellen sollte.
Doch bevor wir uns an der Bar ausbreiteten, statteten wir der Gandegghütte mit besten Blick auf die Nordwand noch einen Besuch ab. Dort machten sich bereits 2 andere Seilschaften für die Nacht bereit.
Wir hingegen gingen zurück und konnten am Abend (und auch früh kurz nach 2 Uhr) die Sanitäranlagen der Station nutzen. So hatten wir auch Wasser und mussten nicht erst Schnee schmelzen.

Um Mitternacht begann es leicht zu tröpfeln - und in der Entfernung - meinte ich - blitzte etwas, so dass ich mich unter das Dach zurückzog und mich gedanklich (zu dem Zeitpunkt war alles in Nebel gehüllt) damit abfand, dass die Nordwand wohl nicht gehen wird. Entweder weil sie im Nebel liegt oder weil keine Abstrahlung vorhanden war...

Zum Glück kam es anders und als kurz nach 2 Uhr der Wecker klingelte konnte ich die Sterne sehen. Die Schneeoberfläche war auch schon leicht angefroren, so dass wir uns fertig machten und 3 Uhr loslaufen konnten. Nach wenigen Metern deponierten wir noch unser Material hinter einem Felsen, dieses wurde später wieder eingesammelt. 

Zunächst gingen wir den Gratrücken nach der Gandegghütte noch ca. 50 Hm weiter, um dann etwa 100 Hm auf den Gletscher abzusteigen (Flanke mit bis zu 50° und einer Stelle II im Fels). Es folgt eine flache Gletscherquerung hin zur Wand. Mit Seil ging es über den Bergschrund, dann linkshaltend zur Querung des Direkteinstieges. Relativ schnell nach dem Bergschrund wurde der erste Stand gebaut (2 NH - generell kann ich NH empfehlen bei diesem Gestein. Am besten auch 2 Messerhaken mitnehmen. Wir hatten insgesamt 6 Haken dabei, Weichstahlhaken sind wegen der ungleichmäßigen Risse vorteilhaft). Von diesem Stand startete ich am laufenden Seil, mit Tiblocs sichernd, bis über die felsige Engstelle (bis dorthin 50-60°, M2-3).
Danach wurde das Seil wieder weggepackt und sich im 60-70° steilen, tiefen Schnee weiter nach links gewühlt (teilweise einsinken bis zur Brust im Absturzgelände - sehr mühsam und nicht ohne). Vor dem Gletscherbruch mussten ein paar Meter abgestiegen werden, davor wurde Stand bezogen.

Der Abstieg erfolgte im 60-65° Gelände (Firn, wenig Eis), dann Querung hin zum Gletscherbruch mit dem ersten Aufschwung. Meine Linie (leider keine Bilder von dem Part vorhanden) direkt hoch und dann links konnte ich begraben, als ich nach 3-4 fast senkrechten Metern feststellte, dass ich dort wo ich eine Verflachung wähnte um zum nächsten Wandabschnitt zu kommen, mich mit dem linken Fuß zur Hälfte auf einer großen Spalte befand. Die 2 Meter hinqueren zum nächsten Wandabschnitt fielen somit flach - sonst wär ich in die Spalte gefallen. Also ein wenig zurückklettern und versuchen rechts hochzukommen - keine Chance. Überhängender, nicht abzusichernder, Schnee verhinderte dies. Eine Lawinenschaufel hätte hier Wunder gewirkt - und dennoch hätte es wohl 30 Minuten oder mehr für diese 3 Meter gebraucht....
Also noch weiter zurückgeklettert, gedanklich sogar die Tour schon abgehakt (es war schon 8:30 Uhr), bemerkte ich in der Querung einen Riss der nach oben führt. Circa 5-6 Meter ging es nach oben (M4, brüchiger Riss mit schlechten Tritten, Hooken konnte man gut), danach folgte nach links ein schneebedecktes Kriechband. Hier war die Kunst mit dem Rucksack und auf dem schmalen Band dasselbe von den 50-80 cm Schnee zu befreien, ohne dabei herunterzufallen. Nach 7-8 Metern war ich dann endlich im brauchbaren Gelände des Gletscherbruchs (60°, Eis). Noch ein paar Meter hoch und hin zu einem Serac (war die einzige Möglichkeit ohne viel zu buddeln eine Schraube zu drehen) um Stand zu beziehen. Kurz vorher (ich habs mir schon gedacht aber musste ja trotzdem hin...) brach ich mit einem Bein in eine Spalte ein. Gott sei dank nicht komplett durch, dass hätte noch mehr Zeit gekostet.... :D

Dieser gerade beschriebene Abschnitt ist sehr von den Verhältnissen/Jahreszeit abhängig! Die oben beschriebenen Passagen können je nachdem - leichter oder schwerer ausfallen, bzw. umgangen werden oder eine Umgehung notwendig machen! (wie bei uns die Notwendigkeit über das Kriechband zu gehen - bei Ausaperung wird man das nicht im Ansatz in Betracht ziehen, da es sicher zu weit oben liegt und man bequem über 70-80° im Gletscherwulst nach oben klettern kann....).

Dann konnte ich Ulla nachsichern und es ging mit Tiblocsicherung weiter, bis wir am Beginn des Grates waren. Hier konnte das Seil wieder im Rucksack verstaut werden. Man kann sowohl rechts einen Bogen machen und in einer Rinne nach oben (60°), als auch direkt den Gratausläufer erklettern (M2, kurz).
Es folgt 40-50° Gelände bis zur Einmündung der Welzenbachrinne, welche die beiden anderen Seilschaften gemacht haben. Die Seilschaft die am schnellsten war (die mit Skiern), entschied sich kurz nach Rinne für die Abfahrt, da ihr die Spurarbeit wohl zu stressig war.
Die andere Seilschaft hatte aber fleißig weiter gespurt und so konnten wir uns bis zum Gipfel "ausruhen". Vor der 2. Randspalte wurde wieder angeseilt, direkt nach der Randkluft wurde das Seil wieder weggepackt. Es folgt 50-(laut anderen Angaben)60° Gelände. Wir hatten guten Trittfirn (und eine Spur), so dass wir gut vorankamen. Oben folgt dann noch der gut sichtbare Felsriegel (M3, mehrere Stellen). In den ersten 2 SL klettern man bis M3, dann folgt weitgehend Schnee und Firn, mit kurzen Felsstellen garniert. Wir sind bis zum Gipfel mit Tibloc (1x Wechsel) geklettert.

Zeit für die Wand:     8:30 h
gesamte Zeit:             12:15 h

Material:
60 Einfachseil (Doppelseil ist wie immer bei großen Wänden nicht verkehrt oder man ist sich seiner Sache sicher), 6 Haken, 8 Schrauben, KK, Friends (4 Stück), 1 Hexentrick, Bandschlingen, 1 Firnanker, 1 Ice Piton.
Für den Standplatzbau ist ein Set Haken wirklich nützlich - zuweilen gibt es nur kleine Risse.

Bewertung:
Die Route (egal ob mit Direkteinstieg oder nicht) wird mit SS bewertet. Ich denke SS- bis SS ist realistischer (ist ja schwer genug). Die Welzenbachrinne ist leichter (da ist dann der Felsriegel ganz oben die Schlüsselstelle). Hier dürfte die Schwierigkeit bei S+ bis SS- liegen.

Tourengänger: pete85


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Kommentare (2)


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simba hat gesagt: Gratulation - einmal mehr!!
Gesendet am 10. Juni 2018 um 10:52
Wenn du weiter so ein Feuerwerk abfeuerst wie im vergangenen Jahr, gehen dir ja bald die Tourenziele aus ;)
Beste Grüße
Si

pete85 hat gesagt: RE:Gratulation - einmal mehr!!
Gesendet am 10. Juni 2018 um 19:03
Hi simba,

vielen Dank! Leider hab ich nur noch bis Ende Juni vermehrt frei - danach wartet eher vermehrt Arbeit. So viele Touren werden es also nicht mehr.
Aber solange noch 1 oder 2 anspruchsvollere dabei sind, bin ich schon zufrieden. :)

Gruß,
pete.


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