vom Val Bedretto ins Binntal, März 2018, 2|4: Blinnenhorn


Publiziert von Felix , 1. April 2018 um 23:02.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:23 März 2018
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I   Gruppo Grieshorn   CH-TI 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1320 m
Abstieg: 950 m
Strecke:Capanna Corno-Gries CAS - Val Corno (P. 2480 - P. 2477) - Cornopass - Griessee - Griesgletscher - Blinnenhorn - Rifugio Claudio e Bruno
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Claudio e Bruno
Kartennummer:1251 - Val Bedretto, 1271 - Basòdino, 1270 - Binntal; 265 S - Nufenenpass

Nach komfortabler (doch eher schlafloser) Übernachtung in der Capanna Corno Gries CAS bereitet uns Monica ein wohlschmeckendes Frühstück zu - derweil wir durch die grosse Fensterfront ins endlos scheinende Grau hinausblicken; das Wetter hat sich arg verändert …

 

Bei unserem Abmarsch von der Hütte ist nur kurz eine Andeutung der Sonne über dem Grat zum Helgenhorn zu erkennen, danach schreiten wir, länger nur sanft ansteigend, im Grauweiss im Val Corno bergan. An (P. 2480) vorbei gewinnen wir erst den (unter dem Schnee nicht erkennbaren) Lago del Corno; nach wenigen Metern auch den Cornopass.

 

Bis hierhin bekamen wir vom Tal mit den umliegenden Gipfeln wenig bis nichts zu sehen, das ändert sich auf den nächsten Metern bis zum beginnenden Abstieg zum Griessee nicht.

Ist jener auf den ersten Meter noch unschwierig zu begehen, so ist doch die zweite Hälfte beinahe „gfürchig“ steil, bestimmt > 30° steil. Mit Rutschpartien und teils wenig eleganter Schrittführung „landen“ wir auf dem gefrorenen See - mittlerweile sind sogar erste Aufhellungen zu erspähen: so können wir kurz die Staumauer, Windturbinen auf Mändeli und den Beginn des Grates zum Fülhorn erkennen.

 

Noch einmal tauchen wir in den Nebel ein, während wir den Anstieg zum Griesgletscher unter die Füsse nehmen; dabei löst Bergführer Jan via Fernauslösung in unmittelbarer Nähe einen geringfügigen Wechtenabbruch aus - ein kleiner Hinwies auf die doch erhebliche Lawinengefahr …

Danach jedoch bricht die Sonne endgültig durch und gibt eine fantastische Sicht frei über den gut eingeschneiten Gletscher selbst, zum Bättelmatthorn und Richtung unseres lange nicht sichtbaren Gipfelziels.

Länger können wir auf dem Gletscher in moderater Steigung uns diesem annähern, bevor vor der Steilstufe beim Gletscherschrund erstmals in der Ferne das Rothorn auftaucht.

 

Dieser, nun von wieder beträchtlicher Neigung, ist östlich der imposanten offenen Schrundzone, gut eingeschneit und ohne weitere Schwierigkeiten zu meistern. Nach der doch länger als erwartet dauernden Bewältigung des steilen Hanges erwartet uns eine nächste Weite - nach einer Pause auf dieser, bei noch vergleichsweise ruhiger Windphase, schreiten wir darauf weiter flach hoch. Und endlich: kommt unser Gipfelziel in Sicht - „grosses“ (und Klein) Blinnenhorn; auch sie wirken auch hier noch weit weg …

Die nun beginnende nur mässig ansteigende Hangtraverse ist nicht nur vom Wind stark bearbeitet worden, dieser tritt hier nun auch aktuell bereits stärker auf.  Wie wir nun bei diesen Bedingungen weiter ansteigen, erst leicht nach links, also Richtung Rothornpass haltend, zeigt sich uns das Massiv des anvisierten Horns immer eindrücklicher - gerade in Kombination mit der östlich vorgelagerten Felsbastion wirkt es eindrücklich auf uns ein. Nur, es ist nach wie vor ein harter, und zunehmend „steiniger“ Weg zum Gipfel selbst: je mehr wir uns dem Sattel zwischen Rothorn und Blinnenhorn nähern, desto stärker wird der Wind. Und auf dem Übergang selbst, bis wir in den Windschatten des Massivs gelangen, ist er von solcher Intensität, dass er uns das Vorwärtskommen doch erheblich erschwert - die bereits zurückgelegten km tragen auch nicht zur leichtfüssigen finalen Gipfelbesteigung bei …

Nun denn, noch einmal gilt es einen Steilhang mit ~ 30° Neigung (mit Sicherheitsabständen) zu bewältigen, bevor wir - hier nun mit erträglichem Einwirken des Windes - den teils felsigen Grat erreichen, und heute erstmals das phänomenale Panorama bestaunen können, welches sich auf dem überaus aussichtsreichen Gipfelaufbau des Blinnenhorns darbietet: bereits hier reicht der Blick zur recht gut erkennbaren Signalkuppe / Punta Gnifetti, über Hunderte von unbekannten italienischen Gipfeln sowie zum Alpenhauptkamm mit den dominierenden Bietschhorn, Finsteraar- und Schreckhorn bis Galenstock. Auf dem Gipfel, auf welchem wir des Windes wegen nur kurz verweilen, besticht zusätzlich der Blick hinunter ins Obergoms sowie hinüber zum beabsichtigten Gletscheranstieg zu Mittlebärgpass und Hohsandhorn (sie fallen jedoch später der Schneeverhältnisse und Steilheit wegen ausser Traktanden - wir werden morgen eine andere Route zurück in die Schweiz begehen).

 

Für den nachfolgenden Abstieg halten wir uns mehrheitlich ans die Aufstiegsroute 428c; dabei sind - vergleichbar mit unserem Aufstieg vom Val Corno aus - die Schneeverhältnisse in etwa dieselben, also abwechslungsweise harter, gedeckelter, Schnee in Kombination mit Schichten, in welchen man tiefer einsinkt. Wir halten uns nun weiter ausholend erst Richtung Cima Sud, steigen noch vor dieser flacher über den Gletscher hinab Richtung Rothornpass, überschreiten jedoch noch vor diesem (~ 300 m östlich des Südgipfels) den Grat und wechseln in die steile Flanke und Mulde, welche letztlich zu unserem nächsten Hüttenziel führen wird (die Variante ab Rothornpass hinunter ist entschieden steiler).

Bei nach wie vor intensiver Sonneneinstrahlung steigen wir ab, auch im oberen Bereich einen 30° steilen Hang begehend. Hier löst der unmittelbar vor mir (mit Sicherheitsabstand) gehende Bergführer Jan ein Schneebrett aus; wie wir beide es ungefähr gleichzeitig bemerken, vermag er den in eine Mulde auslaufenden Schneemassen davonzurennen, ich halte inne, und umgehe (wie alle nachfolgenden Gruppenmitgliedern) den zwar nun wohl sicheren, doch auch von den zusammengepressten Schneemassen geprägten Hang weiträumiger - eine zwar glimpflich abgelaufene Situation (Jan und ich wussten um die Problematik des Hüttenabstieges, hatten wir uns am Vorabend noch diesbezüglich ausgetauscht), doch sehr eindrücklich!

Nach weniger anspruchsvollem Weiterabstieg stehen wir abschliessend vor der heutigen Schlüsselstelle: westlich von P. 2967 gilt es eine von Triebschnee gefüllte Mulde im Steilhang zu queren, und danach abzusteigen zum letzten Plateau vor der bereits sichtbaren Hütte - weiter oben „lauern“ zudem mit viel Triebschnee geladenen Steilhänge ... Jan werweisst und sucht länger nach Alternativen, entscheidet sich schliesslich, diese Passagen erst mal alleine zu begehen - und lasst uns danach einzeln die Strecken passieren.

Nach entsprechenden Verzögerungen (die Sicherheit hat Vorrang) legen wir schliesslich die letzten Meter zum Rifugio Claudio e Bruno zurück. Dieses resp. seine Angestellten, führen das Haus (und andere in der Umgebung) und unterstützen die Organisation Mato Grosso (vgl. link beim letzten Foto).

Zuversichtlich sehen wir, beim nächtlichen Blick hinaus zum Sternenhimmel, dem morgigen Tag entgegen …

 

unterwegs mit Donatella, Sabine, Julian, René, Thierry, Thomas, Thomas und Bergführer Jan

SLF: erheblich

 

▲ 6 h 25 min (inkl. 1 ¼ h Pausen)

 

▼ 1 ¾ h (inkl. 35 min Wartezeit)


Tourengänger: Felix


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Kommentare (2)


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Gelöschter Kommentar

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. April 2018 um 21:19
Danke lieber Ruedi

für die nach- und einfühlende Betrachtung; die Tour war toll - und anstrengend, sowie abschnittweise mit erhöhtem Lawinenrisiko behaftet ...

hg Felix


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