Churer Vorstadt-Abenteuer


Publiziert von Delta Pro , 10. März 2018 um 14:48.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Calanda
Tour Datum:10 März 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 1:45
Aufstieg: 300 m

Alpinwanderung im Vorgarten - wenn "überlaufen" und "wild" nur durch 50 Meter Fluss getrennt sind

Alpinwandern in der Stadt Chur? Mitten in der Zivilisation ist das sicher nicht möglich - mag man denken. Die Rheinpromenade, die sich von Haldenstein bis Felsberg auf dem rechtsseitigen Rheindamm entlang zieht, ist jeden Tag von hunderten von Spaziergängern, Hüdelerinnen, Kinderwagen-Schieberinnen und Joggerinnen frequentiert. Dass es nur 50 Meter weiter aber noch unberührte Natur gibt, zeigt sich an der Wildbeobachter-"Szene" (man muss es so nennen), die sich ausgebildet hat. Zu fast jeder Tageszeit werden mit Feldstecher und Mega-Teleobjektiv Gämsen und anderes auf der anderen Seite des Rheins ausspioniert. Ein Streifen des linken Rheinufers von knapp 1.5 Kilometern Länge ist nämlich (fast) unzugänglich, da die Wände des Calandas bis zum Wasser vorstossen. Und dann gibt's auf der Rheinpromende auch noch den Delta, der sich bei seinen >100 "Begehungen" jedesmal fragt: Kommt man auf der anderen Rheinseite durch? Wie sieht die Wildnis dort drüben aus? Nah, und gleichzeitig fern - dieser Kontrast übt Anziehungskraft aus!

Noch ein weiteres Juwel liegt am Stadtrand von Chur: Mitten im Rhein steht wohl seit Jahrhunderten ein riesiger Felsblock (ich bezeichne ihn hier als "Churer Rhein-Fels"). Dieser erlangte letztes Jahr erstaunlich grosses Medien-Interesse (klick), als eine Selfie-schiessende Touristin in den Rhein fiel und sich schliesslich dort retten konnte. Nur die ausrückende Rega konnte sie schliesslich befreien. Nicht jeder Hikr-Wegpunkt ist so bekannt! Jedes Mal, wenn ich diesen unzugänglichen, von zwei Rheinarmen umströmten Felsblock nur 30 Meter neben den Fussgängermassen sehe, juckt's in den Fingern. Heute gab's also viel Entdeckergeist und Abenteuer nahe der Stadt Chur - ein spannender Morgen!


Start um 6.30 mit dem Velo. Dank der neuen Haldensteiner Fussgängerbrücke ist man schon nach wenigen Minuten am Ausgangspunkt. Entlang des Rheinufers bei starkem Föhn und bedecktem Himmel nach Südwesten. Die erste Schlüsselstelle kommt bald. Eine Passage in einer Felswand ist mit geschlagenen Tritten entschärft. Anschliessend muss man etwas exponiert über dem Wasser abklettern. Ohne Schwierigkeiten weiter durch dichten, verwachsenen Wald, bei wenig Wasser auch entlang des Ufers. Auf Höhe der Einmündung der Plessur gibt es ein paar spannende bauliche Relikte, wahrscheinlich neben der noch bestehenden, aber sehr maroden, noch weitere Seilbahnen zur Kiesförderung über den Rhein.

Ich stelle hier auf die anderen Schuhe um und stürze mich in den ersten Rhein-Arm um die lange Sandbank zu erreichen, die gegen den Rheinfels führt. Obwohl der Rhein sehr wenig Wasser führt im Moment, ist die Strömung doch ziemlich stark und das Wasser ist erwartungsgemäss eisig. Der zweite Wat-Passage ist einiges länger, geht aber gut. Dann kann ich mitten im Rhein dem "Gipfel" zustreben - ein fast schon heeres Gefühl, auch wenn man von der Rhein-Promenade wohl kopfschüttelnd auf mich runterblicken würde. Doch ich bin (absichtlich) sehr früh unterwegs, so dass ich nicht unter Beobachtung stehe. Nach rund einem halben Kilometer Strecke rheinaufwärts ist der Fels erreicht. Der "Vorgipfel" ist einfach zu besteigen. Leider muss ich aber feststellen, dass die Erklimmung des eigentlichen Rheinfelses ein paar schwierigere Kletterzüge erfordert, obwohl er nur ca. 4 Meter hoch ist. Auf der einfachsten Linie ist der wichtigste Griff dazu lose und meine Schuhe nass. Da ich keine Lust habe in der ausgestellten Position rumzuprobieren, verschiebe ich das Erreichen den höchsten Punktes auf einen Tag mit wärmerem Rheinwasser und wandere / wate wieder zurück. 

Freudiges Schuhe-Wechseln und weiter geht's entlang des Rheins. Die Wände rücken jetzt wieder näher an den Rhein und es wird klar, dass sich ein schwaches Weglein dem Fluss nach schlängelt - offenbar ist das linke Rheinufer doch bei ein paar Leuten bekannt. Ziemlich genau auf Höhe des Rhein-Fels kommt die zweite Schlüsselstelle. Über glatte Platten über dem Wasser geht es schräg hinauf (T5). Anschliessend eine recht exponierte Querung im Gras (es sollte trocken sein hier). Erstaunlicherweise wurden hier sogar "Fixseile" verlegt. Ob die 3mm dicken Drähte allerdings mehr als den Hund des Installierenden zu halten vermögen, wollte ich nicht austesten. Anschliessend ziemlich steil wieder runter zum Rhein und bald auf den Trittspuren wieder ansteigend in den Wald, wo man schliesslich einen breiteren Weg aus dem Militär-Areal findet. Von dort könnte man einfach zum Waffenplatz absteigen, doch das ist natürlich nicht erlaubt. Auch käme man dank der Stacheldrahtzäune schlecht wieder raus... Also folge ich dem Weg unmittelbar ostseits der grossen Mauer des Arabühel aufwärts (deren Zweck kenne ich nicht). Ab einer Stellung wird's steiler und weglos. Ich steige auf bis zum Querweg auf ca. 800 m.ü.M. durch den Arabühel - dieser ist leider mittlerweile auch am Wochenende gesperrt mit Gitter und Schloss (früher ganz nett mit dem Bike). Von dort entlang des Strässchens bis zu den Häusern von "Im Bofel" und dann weglos durch schöne, ehemals bewirtschaftete Lichtungen hinunter zur Fussbrücke.

Tourengänger: Delta


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