Klettersteige Brunnistöckli und Zittergrat


Publiziert von Chrichen , 30. September 2017 um 09:49.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:23 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K4- (S-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Ruch- und Walenstockgruppe   CH-OW 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Engelberg / Bus oder Fussmarsch bis Brunnibahn (Talstation) / Seilbahn bis Ristis / Sessellift bis Brunnihütte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Die Klettersteige Brunnistöckli und Zittergrat sind innert kürzester Zeit von der Bergstation Brunnihütte der Brunnibahnen aus zu erreichen. Beide Klettersteige sind kurz und führen auf denselben Gipfel, der eigentlich keiner ist. Vom Charakter her sind die beiden Steige ziemlich unterschiedlich. Der Klettersteig Brunnistöckli führt mit verhältnismässig wenig Eisen über meist nicht allzu steiles Gelände in moderater Schwierigkeit zum Ausstieg hoch. Der Zittergrat hingegen wartet mit sehr viel Eisen und senkrechten bis minim überhängenden Passagen in einer exponierten Felswand auf. Er fordert durchaus etwas Armkraft und kann guten Gewissens als eher anspruchsvoll bezeichnet werden. So ist für viel Abwechslung gesorgt!

Für das Wochenende wollten Aichen und ich uns nochmals an einem Klettersteig versuchen. Eigentlich wären der Graustock oder der Rigidalstock unsere Favoriten gewesen. Nach dem letzten Wintereinbruch und bleibend kühlen Temperaturen ist die Schneegrenze immer noch eher tief, so dass oberhalb von ca. 2100m bis 2200m je nach Exposition mit Schnee zu rechnen war. Deshalb und wegen der nicht ganz so traumhaften Wetterprognose entschieden wir uns schlussendlich, die beiden Klettersteige bei der SAC Brunnihütte auszuprobieren. Das würde uns einen gemütlichen Ausflug mit kulinarischen Genüssen und dennoch einem Hauch von Abentheuer einbringen. Das Wetter war dann viel besser als erwartet, was umso schöner war.

Klettersteig Brunnistöckli (K2)
Nachdem wir mit Seilbahn und Sesselbahn hochgefahren sind, und kurz das Herzseeli in Augenschein genommen haben, breiten wir uns auf dem Bänklein neben der SAC Brunnihütte für den ersten Klettersteig vor. Gurt uns KS-Set montieren wir bereits hier, denn bis zum Einstieg sind es nur ca. 15 Minuten. Der Weg ist in blau angeschrieben ("Klettersteig Brunnistöckli") und führt zunächst einige Meter dem Wanderweg zur Rugghubelhütte entlang. Der folgende Abzweiger ist mit einem kleinen Täfelchen markiert.

Nach einigen weiteren Höhenmetern Aufstieg erreichen wir den Einstieg bei einer kleinen Felswand. Diese lässt sich dank der Eisenhilfen leicht erklimmen. In der Folge ist das Gelände einem stumpfen Grat entlang meist nicht sonderlich steil oft nur wenig ausgesetzt. Der Steig geht eher sparsam mit Eisen um, so dass Tritte und Griffe öfter auch im Fels gesucht werden müssen. Diese sind zwar reichlich vorhanden, die Schwierigkeit erhöht sich dadurch dennoch ein wenig. Bei diesem Steig versuche ich übungshalber möglichst auf das vorhandene Eisen zu verzichten, was nicht immer gelingt.

Nach einem Weilchen ist die kurze Dreiseilbrücke über den (gar nicht so teuflischen) "Teufelsschlund" erreicht. Es ist unsere erste Dreiseilbrücke, weshalb wir mit grossem Respekt zur anderen Seite hinüberwackeln. Für die Karabiner gibt es ein eigenes Drahtseil, so dass man nicht umhängen muss. Danach führt der "Wolkentritt" steil dem Kreuz entgegen. Die darauf folgende Sprossenbrücke ("Engelsbrücke") ist länger als die Dreiseilbrücke zuvor. Die Sprossen sind rutschig, insgesamt ist mir diese Brücke aber sympathischer als die Seilbrücke. Bei Aichen ist es grad umgekehrt. Wiederum gibt es ein separates Seil für die Karabiner. Nach Überwinden der Brücke wartet ein Kässeli auf den freudigen Spender für den Unterhalt der Klettersteige. Wir werden es im Nachmittag mit einer kleinen Gabe beehren. Die Schwierigkeiten sind nun eigentlich mehr oder weniger vorbei. Die "Himmelsleiter" (eine klassische Metallleiter) führt zu einem einfachen und kaum exponierten Grat hinauf. Über diesen ist bald schon der Ausstieg erreicht, wo der Klettersteig auf den Wanderweg zum Rigidalstock-Klettersteig trifft.

Wir steigen über den schmierig feuchten Wanderweg zur Brunnihütte ab. Vom Weg aus beobachten wir einige Klettersteiggeher auf dem Zittergrat, was sehr spektakulär aussieht. Aichen ist schon jetzt begeistert, obwohl wir einige Bedenken haben, ob die Route nicht unsere Fähigkeiten übersteigen könnte. Zuerst gibt es aber eine Mittagsrast auf der Terrasse der Brunnihütte bei Sonnenschein und feinem Essen.

Der Klettersteig Brunnistöckli ist liebevoll eingerichtet und bietet einige "Gags", die trotz seiner Kürze für Abwechslung sorgen. Die Attraktionen sind jeweils mit Täfelchen angeschrieben. Das passt irgendwie zum Ambiente dieses Steigs mitten im Tourismusgebiet Engelberg. Sicherlich gehören auch Kinder zum Zielpublikum. Der Steig war etwas fordernder als erwartet, wobei wir uns mit den Schwierigkeitsbewertungen noch nicht wirklich auskennen.

Klettersteig Zittergrat (K4 - K4+)
Der Klettersteig Zittergrat überwindet die senkrechten Wandteile vom Brunnistöckli. Die Route lässt sich von der Brunnihütte aus gut einsehen. Wie vielerorts erwähnt wird, würde man wohl besser von der "Zitterwand" sprechen, denn schwierige Gratabschnitte gibt es nicht. Dafür aber exponierte und fordernde Passagen in der Wand.

Der Einstieg ist innerhalb von ca. 5 Minuten erreicht. Auf dem Wegweiser bei der Bergstation vom Sessellift ist der Klettersteig angeschrieben. Es geht einige Meter auf dem Wanderweg zum Rigidalstock-Klettersteig hoch und dann rechts weg, markiert mit einem Täfelchen "Klettersteig Zittergrat". Nach einigen Serpentienen auf einer Kiesspur finden sich schon die ersten Drahtseile. Das KS-Set haben wir wiederum bereits bei der Hütte montiert. Einem Einzelgänger lassen wir gerne den Vortritt, denn wir möchten uns viel Zeit lassen.

Der Steig beginnt ziemlich rabiat mit einer senkrechten Wand, die zu einem kurzen Quergang unter einem Felsdach führt. Die Querung unter dem Dach ist eine der Schlüsselstellen und für uns der unangenehmste Teil des Steigs. Für Aichen sind die Griffbügel etwas zu weit voneinander entfernt, und das lockere Seil ist wenig hilfreich. Hier muss ich kurz beim Umhängen helfen. Für mich ist die Stelle ein bisschen leichter, aber dennoch fordernd. Danach geht es wieder einfacher über die fast senkrechte Wand hoch zu einem Band, welches eine gute Gelegenheit für eine Verschnaufpause bietet.

Wiederum geht es etwas anstrengend in der Senkrechte hinauf zu einem zweiten Quergang über Stifte mit etwas lockerem Seil. Für Aichen ist dieser ziemlich einfach, während ich mich am Seil hangelnd etwas aus der Wand hinauslehnen muss. Der Einstieg in die folgende senkrechte Passage verlangt nochmals Vorsicht, danach geht es einfacher zu einem stumpfen Grat hinauf, der kaum Schwiergkeiten bietet. Ein kurzer Abstieg führt zu einem Felsspalt, der sich bei genügender Körpergrösse mit einem Spreizschritt überwinden lässt. Ein Abstieg in die Scharte ist nicht möglich, da das Seil dafür etwas zu hoch gespannt ist. Aichen muss sich ein Stück weit hinüberhangeln, was auch gut geht.

Nun folgt eine letzte Felswand, die anfangs noch leicht ist, dann aber zunehmend schwierig wird. Ein Überhang wird mittels nicht ganz ideal platzierter Hilfen überwunden und stellt eine letzte Schlüsselstelle dar. Danach geht es einfach zum Kreuz weiter. Kurz nach dem Überhang unterhalte ich mich mit Klettersteiggehern von der benachbarten Route, die wir am Morgen gemacht haben. Wie ich ein Foto machen will, stelle ich fest, dass meine Hand blutet. Wahrscheinlich eine kleine Verletzung, die ich mir unbemerkt am scharfkantigen Fels bei der letzten Schlüsselstelle geholt hatte. Aichen macht sich Sorgen und ist erst beruhigt, wie ich ihr beweise, dass der Schnitt nur 2mm gross ist. Die "Wunde" ist schnell versorgt, dennoch muss ich mir eine Standpauke über Handschuhe am Klettersteig anhören.

Beim Kreuz vereint sich die Zittergrat-Route mit der Brünnelistock-Route, und somit geht es weiter auf bekanntem Weg zum Ausstieg und über den bekannt-schmierigen Pfad hinab zur Brunnihütte, wo das Bier schon auf uns wartet.

Der Zittergrat Klettersteig war ein spannendes Erlebnis für uns, ist aber trotz seiner Kürze nicht zu unterschätzen. Ein bisschen haben wir schon gezittert :-). Das viele vorhandene Eisen ist (vielleicht absichtlich) nicht immer ganz ideal platziert. Ausser an zwei Stellen ist das Umhängen der Karabiner jedoch meistens bequem zu bewerkstelligen. Der Steig ist vorbildlich gesichert. Oft dienen Stifte als Griffe und Tritte, was etwas mehr Vorsicht und Handkraft verlangt als Bügel. Der Einstieg lässt sich übrigens über eine Abkürzung beim Abstieg vom Brünnelistock direkt erreichen, falls man nicht bis zur Brunnihütte absteigen möchte.


Der Tag war eine schöne Mischung aus Bergausflug und Abenteuer. Alpinistisch sind die Klettersteige sicherlich weniger interessant, da man sich stets in unmittelbarer Nähe der Zivilisation befindet. Wir hatten Glück, dass wir bei beiden Steigen kaum Verkehr antrafen. Für den Brünnelistock Klettersteig waren wir recht früh unterwegs, am Zittergrat war kurz nach unserer Durchsteigung plötzlich sehr viel Betrieb. Vielleicht weil die Wand erst nach Mittag von der Sonne beschienen wird.

Tourengänger: Chrichen, Aichen


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt: als Wiederholung ;-)
Gesendet am 18. Oktober 2017 um 18:25
super Bericht und Fotos - besten Dank!

animiert mich sehr, endlich auch einmal auf den Zittergrat zu gehen :-)

lg Felix

sameg hat gesagt: Super Bericht!
Gesendet am 2. August 2019 um 11:59
Das was ich gesucht habe! Perfekte Dokumentation mit Wort und Bild. Das erleichtert die Tourvorbereitung ungemein.
vielen Dank sameg


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