Großer Waxenstein über Schlagintweitweg


Publiziert von frehel , 27. August 2017 um 21:23.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:24 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m

An seiner Nordseite bricht der Waxensteinkamm in abweisenden Felswänden ab. Im Bereich des Großen Waxensteins kommt nordseitig noch ein labyrinthisches Geflecht an Schluchten, Graten und Karen hinzu. Es gibt dort nur sehr wenige Durchstiege, die keine härtere Kletterei im IV. Grad und aufwärts verlangen. Neben der stark steinschlaggefährdeten Mittagsschlucht bietet solch einen verhältnismäßig einfachen Anstieg lediglich der trickreiche Schagintweitweg (erstbegangen 1911 durch Nonnenbruch und die Brüder Schlagintweit), der im oberen Teil unschwierig über die große Schrofenterrasse nördlich der Waxensteinscharte führt. Ich bin heute im oberen Teil statt über die Schrofenterrasse über die sogenannte Nordwestwand aufgestiegen, was sich aber nicht wirklich lohnt. Im Anschluss habe ich dann noch den wunderschönen Waxensteinkamm über Zwölferkopf und Kleinen Waxenstein bis zum Mandl erwandert.


Der Wald auf der Nordseite des Waxensteinkamms (Riffelwald) wird von einer verwirrenden Zahl von nicht ausgeschilderten Forststraßen und Steigen durchzogen. Ich bin auf der Forststraße gestartet, die ausgeschildert vom Eibsee Richtung Höllentaleingang/Hammersbach führt. Man gelangt nach einiger Zeit zu einer Kreuzung von Forststraßen, wo der ausgeschilderte Weg links hinab führt. Man geht auf der Forststrasse stattdessen geradeaus weiter bis die Straße kurz vor dem Alplesbach endet. Einige Meter oberhalb führt hier ein ebener Steig auf einer Höhe von etwa 1170 Metern durch den Riffelwald, von dem hier ein weiterer gelb/rot markierter Steig abzweigt, der in vielen Serpentinen rechts des Alplesbachs emporführt. Letzteren Steig verfolgt man bis er auf einer Höhe von 1400 Metern auf den sogenannten unteren Nordsteig trifft, der links zur Waxensteinhütte führen würde.

Stattdessen steigt man hier weglos rechts des Bachs weiter durch den Wald empor. Dort, wo vor uns eine Steilstufe auftaucht, benutzt man am besten das Bachbett zum Aufstieg bis dieses sich teilt. Hier verlässt man das Bachbett nach rechts auf einen Rücken im Wald, der, zunächst steil, sich rasch abflacht. Wo der Rücken sich verliert, hält man sich dann immer in einigem Abstand rechts des Bachbetts aufwärts bis man auf die unteren Wiesen des Bärnalpls stößt, wobei man jetzt eh nicht mehr viel falsch machen kann, denn gerade aufwärts gelangt man so oder so unschwierig über Wiesen hinauf zum Bärnalplgrat (P. 1699 aus AV-Führer und grandioser Rastplatz mit gewaltigen Blicken über die Nordwände des Waxensteinkamms und hinunter ins Garmischer Becken).

Den Bärnalplgrat steigt man bis an die Felsen hinauf und nun einige Meter rechts entlang der Felsen queren bis man an ein links in die Wand hinaufziehendes Steilband stößt (Einstieg mit Steinmann markiert). Dieses rinnenartige, schrofige Steilband verfolgt man (zu Beginn nur I+). Ein steiles Wandl stellt sich in den Weg, das meiner Meinung nach die Schlüsselstelle ist (III). Laut AV-Führer soll der Ansteig nur (II) sein, aber ich habe hier keine einfachere Möglichkeit gesehen. Oberhalb des Wandls bin ich links über die begrenzende Rippe geklettert, großartige und luftige Kletterei an festen Blöcken (III-). Die Rippe ebenso wie die schrofige Steilrinne zu ihrer Rechten endet an einer "dreieckigen Scharte links von einem schwarzgelben Zacken" (AV-Führer). Auf der anderen Seite der Scharte findet sich eine Rinne, die wenige Meter oberhalb nach links überquert wird. Die Rinne hat weiter oben eine Steilstufe, die man umgehen muss. Dazu hält man sich nach Überqueren der Rinne über ein Band ein ganzes Stück eben nach links bis man eine direkt emporführende Rippe mit Steinmann erreicht. Über die Rippe in schöner Kletterei hinauf bis man unschwierig nach rechts zurück zur Rinne oberhalb der Steilstufe wechseln kann. Hier erkennt man rechts oben bereits die Schrofenterrasse, die unschwierig zur Waxensteinscharte emporleitet.

Ich bin stattdessen in der Fortsetzung der Rinne über Schrofen hinaufgestiegen und irgendwann nach rechts zum Grat kurz unterm Gipfel des Großen Waxensteins gewechselt (unschwierig, im AV-Führer als Westwand bezeichnet und in der von mir begangenen Variante mit III viel zu hoch bewertet). Vom Großen Waxenstein geht es immer am Grat bis zum Zwölferkopf und dann von der Mittagsscharte teilweise in wunderschöner Risskletterei (III) hinauf zum Kleinen Waxenstein. Details sind in anderen Berichten bereits beschrieben worden.

Beim Abstieg vom Kleinen Waxenstein übers Mannl bin ich direkt am Grat bleibend den Mannlkamin abgeklettert (II-III), statt der üblichen Route orographish rechts des Grats zu folgen. Das Ding ist brutal eng, schmierig und steinschlaggefährdet. Ich kann nur dringend davon abraten mit einer größeren Gruppe da einzusteigen.

Fazit: Sowohl landschaftlich als auch von der Kletterei ist die Route zumindest bis zum Kleinen Waxenstein eine *****-Tour mit Einsamkeitsgarantie. Ich persönlich bin allerdings kein Fan vom Kleinen Waxenstein Normalweg übers Mannl. Das Bärnalpl ist ein wunderschöner Wiesenfleck hoch über Garmisch direkt unterhalb der beeindruckenden Nordwände und für sich schon einen Besuch wert.

Tourengänger: frehel


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Kommentare (3)


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Wagemut hat gesagt: Servus
Gesendet am 28. Februar 2018 um 20:15
frehel,

Danke für die detaillierte Beschreibung! Hat sicher eine Weile gedauert den Text zu dichten. :-) War die Orientierung auf dem Schlagintweit' und in der Nordwestwand kompliziert?

Viele Grüße,

der Joseph

frehel hat gesagt: RE:Servus
Gesendet am 1. März 2018 um 15:50
Danke Joseph, die Orientierung am Schlagintweitweg war vergleichsweise einfach; Nordwestwand war mir eher unklar, aber man kann da überall aufsteigen.
Vielleicht geht sich im Sommer ja mal wieder eine gemeinsame Tour im Karwendel aus.

BG,
Moritz

Wagemut hat gesagt: RE:Servus
Gesendet am 1. März 2018 um 17:46
Klar, da machen wir was. Ziele gibts genug!

Viele Grüße,

der Joseph


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