Calanda (2806m) - Auf schmalen Pfaden von Vättis
|
||||||||||||||||||||
Am Schweizer Geburtstag muss eine Tour auf einen der mächtigen Berge her - die Calanda! Der Aufstieg von Vättis steht schon lange auf meiner Agenda, der einzige Versuch im letzten Jahr scheiterte aber an vereistem Schrofengelände kläglich. Die Tour ist steil, anspruchsvoll und lang, zudem wohl sehr selten begangen. Weder heute noch beim letzten Versuch ist mir irgendjemand auf dieser Route begegnet. Dank der Steilheit und Ausgesetztheit gibt's auch weder Alpen noch Vieh, geschweige denn Hütten - man ist hier doch recht abseits der Zivilisation unterwegs. Landschatlich sehr beeindruckend und konditionell fordernd.
Etwas problematisch an der Tour sind jedoch:
Tour:
Vorneweg: es gibt eine sehr gute Tourenbeschreibung auf Gipfelbuch, vermutlich von einem Einheimischen? Die hat mir doch sehr geholfen und ist gut bebildert:
http://www.gipfelbuch.ch/tourenfuehrer/routen/id/2553/Alpine_Wanderung/Haldensteiner_Calanda
Die Tour von Vättis aus lässt sich ganz gut in mehrere Abschnitte Aufteilen. Der "geologische Grund" dafür dürfte an den Gletschern liegen. Charakteristisch finde ich nämlich den mehrfachen Wechsel von eher mässig steilen U-Tälern mit sehr steilen vertikalen Abstürzen - typische von Gletschern geformte Landschaft.
(1) Vättis - "Finde den Einstieg" T1
In Vättis ist die durchgehend blau-weisse Route vorbildlich markiert. Man marschiert durch hübsche Strässchen, die am heutigen Feiertag noch bunter dekoriert waren als sonst. Es geht einen Feldweg hoch bis sehr abrupt(!) der schmale Pfad zur Calanda abgeht. Diesen recht zugewachsenen Abzweig kann man leicht verpassen, wenn man noch morgendlich verpeilt ist - so bei mir letztes mal geschehen.
(2) Vättis - Gonscherolaboden T4
Es geht durch einen schönen Nadelwald auf sehr schmalem Pfad steil aufwärts. Das Gelände ist in diesem untersten Abschnitt enorm steil, was die Vegetation zum Glück etwas verdeckt. Hier sind aber an vielen Stellen definitiv keine Stolperer erlaubt. Schaut man sich diese "Wand" von unten an, glaubt man kaum, wie da ein Pfad durchführen kann. Ich hab Respekt vor diesem Abschnitt und hatte im Abstieg etwas Schiss als die dicken Gewitterwolken sich ins Taminatal geschoben haben - zum Glück kam ausser wenigen Tropfen nichts herunter.
(3) Gonscherolaboden - Gonscherolatobel T3+
Wie zuvor führt der schmale Pfad steil und ausgesetzt aufwärs. Die Vegetation wechselt aber zu Legföhren-ähnlichen Bäumchen und der Untergrund wird immer mehr kiesig und sandig anstatt erdig. Gegen Ende wird der Weg dann eher flach und quert bis zur nächsten Steilstufe beim Tobel.
(4) Gonscherolatobel - unteres Schaftäli T4
An dieser Steilstufe muss man in grasigem, teils schrofigem Gelände die Steilstufe überwinden. An sich nicht so schwierig, aber im letzten Jahr musste ich hier aufgeben, weil die Schrofen mit einer Eisschicht überzogen waren. Heute - am heissesten Tag des Jahres bislang - war das erwartungsgemäss nicht der Fall ;) Nach dem Steilhang erreicht man das wunderschöne Haldensteiner Schaftäli - hier sind mir auch Gemsen begegnet, die allerdings extem scheu waren. Offensichtlich bekommen die nur selten Wanderer zu Gesicht...
(5) unteres Schaftäli - mittleres Schaftäli T4/I
Erst gehts mässig steil übers Schaftäli bis man eben wieder eine Steilstufe erreicht. Diese ist nun recht felsig und schrofig. Dank guter Pfadführung und Markierung allerdings recht leicht zu bezwingen - Handeinsatz ist nur stellenweise nötig (I). Man erreicht also das noch schönere mittlere Schaftäli, wo es dann nur noch Gras und Fels hat.
(6) mittlere Schaftäli - obere Schaftäli (durch den Spalt) T4/II
vom mittleren Schaftäli steuert man (den Pfad hab ich hier stellenweise verloren) auf die eindrucksvolle Schlucht zum oberen Schaftälli zu. Sicherlich das Highlight der Tour und auch die Schlüsselstelle. Man steigt den Spalt hinauf, der sich zunehmend verengt - an den engsten Stellen wohl so 1m breit aber mit hohen Seitenwänden. Heute pfiff noch der Fön durch den Spalt, was das Ambiente noch beeindruckender machte - WOW.
Liegt im Spalt noch ordentlich Restschnee hat man wohl ein Problem - dann brauchts mit Sicherheit Steigeisen und womöglich auch Kletterkünste. Ich hatte Glück, es war zwar noch ein Schneeblock vorhanden, den konnte man aber umgehen. Dennoch finde ich den Part recht anspruchsvoll und durch neue Klemmblöcke kann sich die Schwierigkeit wohl auch schnell mal ändern - ich hatte an einem Block etwas Schwierigkeiten und stufe den Abschnitt daher mit (II) ein.
(7) obere Schaftäli - Südgrat T3
Dieser Abschnitt ist ohne Probleme, allerdings wird die Pfadspur immer schwächer und auf dem Grat hab ich gar keine Spuren mehr gefunden.
(8) Südgrat - "Normalweg von Calandahüte" - Gipfel T3+
Auf dem Südgrat bin ich weglos etwas aufgesteigen und dann auf Schutt bis zum Normalweg gekreutzt. Stellenweise recht rutschigt, aber nicht allzu steil. Ich war froh auf dem Normalweg zu sein, aber hab die vielen Höhenmeter bis zum Gipfel dann doch noch unterschätzt - das ziiiiiieht sich.
Der Gipfelblick von der Calanda ist natürlich eine feine Sache. Allerdings stören im Westen ein wenig die noch höheren Gipfel. Ausserdem war die Sicht sehr dunstig. Mein Lieblingsgifpel wird es nicht werden, allein schon weil ich einfach keine angenehme Sitzposition auf den Felsplatten finden konnte ;)
Abstieg entlang der Aufstiegsroute - stellenweise mit erhöhtem Tempo (und rotem Kopf) um dem befürchteten Gewitter zu entgehen.
Fazit:
Landschaftlich eindrucksvoller Aufstieg auf die Calanda. Zudem sehr einsam und kaum begangen. Für mein Empfinden aber auch deutlich schwieriger als der doch eher monotone Normalweg von Chur über die Calandahütte. Durchaus empfehlenswert, aber eher für konditionsstarke und sichere Geher. Die Tour kann bei schlechten Verhältnissen sicherlich sehr unangenehm werden - ich empfehle August-September bei stabiler Wetterlage. Steigeisen mögen eine gute Hilfe sein, falls es noch Restschnee im Spalt hat. Ich werds allerdings wohl nicht so bald wiederholen - dafür fand ichs heute doch zu anstrengend ;)
Etwas problematisch an der Tour sind jedoch:
- es gibt quasi keine Rückzugsräume oder einfacher Alternativabstiege. Einzig kann man natürlich vom Gipfelgrat nach Chur absteigen. Bei Gewitter oder plötzlichen Schlechtwetter (dem ich heute zum Glück entkam) hat man auf den schmalen, erdigen und ausgesetzten Pfaden vermutlich ein Problem.
- Die Tour hat einige schattige Steilabschnitte - daher vereist es hier schnell im Spätsommer/Herbst. Umgekehrt liegt in der Felsschlucht des Schaftäli lange Restschnee. Selbst heute (1. August) war noch ein ordentlicher Schneeblock vorhanden, den man zum Glück passieren konnte. Geht das nicht, kann es hier sehr schwierig werden.
- Zumindest am heutigen Hitzetag waren alle (leicht zugängigen) Bachläufe ausgetrocknet - kein Nachtanken möglich. Meine 1.5 Liter waren klar zu knapp bemessen.
Tour:
Vorneweg: es gibt eine sehr gute Tourenbeschreibung auf Gipfelbuch, vermutlich von einem Einheimischen? Die hat mir doch sehr geholfen und ist gut bebildert:
http://www.gipfelbuch.ch/tourenfuehrer/routen/id/2553/Alpine_Wanderung/Haldensteiner_Calanda
Die Tour von Vättis aus lässt sich ganz gut in mehrere Abschnitte Aufteilen. Der "geologische Grund" dafür dürfte an den Gletschern liegen. Charakteristisch finde ich nämlich den mehrfachen Wechsel von eher mässig steilen U-Tälern mit sehr steilen vertikalen Abstürzen - typische von Gletschern geformte Landschaft.
(1) Vättis - "Finde den Einstieg" T1
In Vättis ist die durchgehend blau-weisse Route vorbildlich markiert. Man marschiert durch hübsche Strässchen, die am heutigen Feiertag noch bunter dekoriert waren als sonst. Es geht einen Feldweg hoch bis sehr abrupt(!) der schmale Pfad zur Calanda abgeht. Diesen recht zugewachsenen Abzweig kann man leicht verpassen, wenn man noch morgendlich verpeilt ist - so bei mir letztes mal geschehen.
(2) Vättis - Gonscherolaboden T4
Es geht durch einen schönen Nadelwald auf sehr schmalem Pfad steil aufwärts. Das Gelände ist in diesem untersten Abschnitt enorm steil, was die Vegetation zum Glück etwas verdeckt. Hier sind aber an vielen Stellen definitiv keine Stolperer erlaubt. Schaut man sich diese "Wand" von unten an, glaubt man kaum, wie da ein Pfad durchführen kann. Ich hab Respekt vor diesem Abschnitt und hatte im Abstieg etwas Schiss als die dicken Gewitterwolken sich ins Taminatal geschoben haben - zum Glück kam ausser wenigen Tropfen nichts herunter.
(3) Gonscherolaboden - Gonscherolatobel T3+
Wie zuvor führt der schmale Pfad steil und ausgesetzt aufwärs. Die Vegetation wechselt aber zu Legföhren-ähnlichen Bäumchen und der Untergrund wird immer mehr kiesig und sandig anstatt erdig. Gegen Ende wird der Weg dann eher flach und quert bis zur nächsten Steilstufe beim Tobel.
(4) Gonscherolatobel - unteres Schaftäli T4
An dieser Steilstufe muss man in grasigem, teils schrofigem Gelände die Steilstufe überwinden. An sich nicht so schwierig, aber im letzten Jahr musste ich hier aufgeben, weil die Schrofen mit einer Eisschicht überzogen waren. Heute - am heissesten Tag des Jahres bislang - war das erwartungsgemäss nicht der Fall ;) Nach dem Steilhang erreicht man das wunderschöne Haldensteiner Schaftäli - hier sind mir auch Gemsen begegnet, die allerdings extem scheu waren. Offensichtlich bekommen die nur selten Wanderer zu Gesicht...
(5) unteres Schaftäli - mittleres Schaftäli T4/I
Erst gehts mässig steil übers Schaftäli bis man eben wieder eine Steilstufe erreicht. Diese ist nun recht felsig und schrofig. Dank guter Pfadführung und Markierung allerdings recht leicht zu bezwingen - Handeinsatz ist nur stellenweise nötig (I). Man erreicht also das noch schönere mittlere Schaftäli, wo es dann nur noch Gras und Fels hat.
(6) mittlere Schaftäli - obere Schaftäli (durch den Spalt) T4/II
vom mittleren Schaftäli steuert man (den Pfad hab ich hier stellenweise verloren) auf die eindrucksvolle Schlucht zum oberen Schaftälli zu. Sicherlich das Highlight der Tour und auch die Schlüsselstelle. Man steigt den Spalt hinauf, der sich zunehmend verengt - an den engsten Stellen wohl so 1m breit aber mit hohen Seitenwänden. Heute pfiff noch der Fön durch den Spalt, was das Ambiente noch beeindruckender machte - WOW.
Liegt im Spalt noch ordentlich Restschnee hat man wohl ein Problem - dann brauchts mit Sicherheit Steigeisen und womöglich auch Kletterkünste. Ich hatte Glück, es war zwar noch ein Schneeblock vorhanden, den konnte man aber umgehen. Dennoch finde ich den Part recht anspruchsvoll und durch neue Klemmblöcke kann sich die Schwierigkeit wohl auch schnell mal ändern - ich hatte an einem Block etwas Schwierigkeiten und stufe den Abschnitt daher mit (II) ein.
(7) obere Schaftäli - Südgrat T3
Dieser Abschnitt ist ohne Probleme, allerdings wird die Pfadspur immer schwächer und auf dem Grat hab ich gar keine Spuren mehr gefunden.
(8) Südgrat - "Normalweg von Calandahüte" - Gipfel T3+
Auf dem Südgrat bin ich weglos etwas aufgesteigen und dann auf Schutt bis zum Normalweg gekreutzt. Stellenweise recht rutschigt, aber nicht allzu steil. Ich war froh auf dem Normalweg zu sein, aber hab die vielen Höhenmeter bis zum Gipfel dann doch noch unterschätzt - das ziiiiiieht sich.
Der Gipfelblick von der Calanda ist natürlich eine feine Sache. Allerdings stören im Westen ein wenig die noch höheren Gipfel. Ausserdem war die Sicht sehr dunstig. Mein Lieblingsgifpel wird es nicht werden, allein schon weil ich einfach keine angenehme Sitzposition auf den Felsplatten finden konnte ;)
Abstieg entlang der Aufstiegsroute - stellenweise mit erhöhtem Tempo (und rotem Kopf) um dem befürchteten Gewitter zu entgehen.
Fazit:
Landschaftlich eindrucksvoller Aufstieg auf die Calanda. Zudem sehr einsam und kaum begangen. Für mein Empfinden aber auch deutlich schwieriger als der doch eher monotone Normalweg von Chur über die Calandahütte. Durchaus empfehlenswert, aber eher für konditionsstarke und sichere Geher. Die Tour kann bei schlechten Verhältnissen sicherlich sehr unangenehm werden - ich empfehle August-September bei stabiler Wetterlage. Steigeisen mögen eine gute Hilfe sein, falls es noch Restschnee im Spalt hat. Ich werds allerdings wohl nicht so bald wiederholen - dafür fand ichs heute doch zu anstrengend ;)
Tourengänger:
Schneemann
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (7)