Hoher Angelus (3521m) und Vertainspitze (3545m) Überschreitung


Publiziert von Kottan , 18. Juli 2017 um 16:48.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:17 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Unterkunftmöglichkeiten:Düsseldorfer Hütte

Die Laaser Berge, eine Untergruppe der Ortleralpen, bieten eine Vielzahl an einfacherern Hochtouren und aussichtsreichen Gipfeln, die Höchsten beiden lassen sich sogar kombineren. Als Unterkunft dient die sehr schön gelegene Düsseldorfer Hütte im oberen Zaytal.

Start unserer Tour war am Berggasthof des Kanzellifts, den wir nach unserer anstregenden Tour auf den Piz Sesvenna an diesem Vormittag gerne einmal zuhilfe nahmen, zudem ist der Anstieg bis hierher von Sulden ohnehin unspektakulär. Von dort ging es auf einem guten Weg die Flanke der Vertainspitze querend etwas hinab bis man auf einen zweiten Wanderweg aus dem Zaytal trifft. Ab hier führte der Weg nun steil hinauf zur gut sichtbaren Hütte, einmal querend und dann noch kurz steiler hinauf zur Unterkunft, deren Terrasse eine geniale Aussicht auf das Suldener Dreigestirn bietet. Da unsere geplante Überschreitung zeitintensiv war, planten wir einen frühen Aufbruch um 5 Uhr.

Nach ein paar Bissen zum Frühstück ging es dann auch los, schon nach ein paar Minuten wurden Ortler und Königsspitze von den ersten Sonnenstrahlen eindrucksvoll beleuchtet, während wir uns einen Weg durch die Bachlandschaft suchten. Der Weg führte nun bestens markiert durch den Schutt und das Geröll der sich zurückziehenden Ferner unter den Berggipfeln entlang. Je weiter wir hinaufkamen, desto steiler wurde der Pfad, der nun geradewegs auf den steilen Abbruch des Nordwestgrats zuführte. Kurz davor flachte der Weg nocheinmal etwas ab, sodass wir hier gut eine Pause einlegen konnten und Helm und Klettergurt samt Klettersteigset vorbereiteten. Der Weg führte nun als "Reinstadler Weg" klettersteigartig druch die steile Flanke (B) hinauf, sodass wir schnell an Höhe gewannen. Nach gut 150hm hörte dann der Klettersteig auch wieder auf und wir folgten wieder den Markierungen durch das Blockgelände hinauf. Ungefähr 200 Höhenmeter unter dem Gipfel konnte man dann auch wieder normal steigen, das steile Eis der Nordwand wurde dabei nicht berührt. Nocheinmal ging es nun steil hinauf bis zum Gipfelgrat, wo wir unsere Sachen deponierten. Zum Gipfel ging es dann in leichter Kletterei entlang des Grates, ein Stück gingen wir am Kurzen Seil, meistens ging es jedoch einfach ohne Kletterei.
Dann erreichten wir das "Kreuz", dass auf einem bequemen Gipfelblock montiert war und genossen die fantastische Aussicht. Von der Berninagruppe, über die Ötztaler, Zillertaler, Venediger, Glockner und Ortleralpen war alles zu sehen, die Dolomitenzacken erhoben sich aus dem Dunst des Eisacktals.
Nach einem kurzen Abstieg zum Depot machten wir uns auf, den Grat hinunter zur Angelusscharte zu steigen, dieser war nicht besonders schwer, ein Seil ist hier mit sicherem Gehen nicht notwendig.

Von der Scharte ging es nun in extrem losen Geröll hinab auf den Laaser Ferner, wo wir auf dem fast komplett aperen Gletscher eine Pause einlegten. Nun qurerten wir den Gletscher gerade auf das Rosimjoch zu, ohne dabei auf Spalten zu treffen. Kurz unterhalb des Jochs war jedoch noch Schneebelag, der unangenehm weich war. Etwas problematisch gestaltete sich dann der Übergang über die Randspalte, deren Brücken weich und teilweise schon gebrochen waren. Mit zwei beherzten Schritten sprang ich über die Spalte und sicherte über einen Block nach, sodass wir beide wohlbehalten im Rosimjoch ankamen.

Der Weiterweg zur Vertainspitze erfolgte nun auf dem Normalweg, erst querend auf Firnfeldern entlang, dann sehr steil und teilweise über grobe Blöcke zum großen Gipfelkreuz. Die Sicht war hier in etwa gleich, nur die Schauseite von Ortler, Zebru und Königsspitze war hier durch nichts verdeckt. Nach ein paar Minuten ging es wieder hinab ins Joch. Nun folgte der gefühlt ewige Abstieg erst im Schutt zum Rosimferner und dann immer am Rand des Gletschers unproblematisch entlang bis zu seiner senkrecht abbrechenden Zunge. Dann noch einmal sehr steil hinab in einen weiteren ehemaligen Gletscherboden und dann wieder nach einer Steilstufe hinab auf nun besserem Weg. Der Weg kam uns nach diesem langen Tag endlos lang vor, doch nach einem letzten Abstieg erreichten wir die Abzweigung des Querweges zur Kanzel. Dort tranken wir dann noch einen Eiskaffee und fuhren wieder mit dem Lift nach Sulden ab, wohl die knieschonendere Variante.

Die Tour ist generell nicht schwer, aber fordert dennoch routinerte Bergsteiger, auf ein Seil sollte man trotz einfachem Gelände und spaltenarmen Gletscher nicht verzichten, ein Helm ist hingegen dringenst zu empfehlen! Der alte Weg aus der Angelusscharte auf die Vertainspitze ist laut mehrerer Quellen nichtmehr begehbar, sodass dies wohl die einzige Möglichkeit ist, beide Gipfel zu kombinieren.

Tourengänger: Kottan


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Kommentare (4)


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gero hat gesagt:
Gesendet am 18. Juli 2017 um 18:39
Servus kottan

wenn ich Deinen Bericht richtig interpretiere, kann man inzwischen den Angelus ohne Gletscherberührung und damit ohne Steigeisen bzw. Pickel begehen?

Gruß, gero

Kottan hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Juli 2017 um 19:14
Servus gero,

ganz richtig, der Gletscher wurde nicht berührt, rechts daneben geht inzwischen fast schon ein Weg hinauf. Für Juli ist alles schon extrem ausgeapert dieses Jahr.

Viele Grüße

AndiK hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2017 um 09:23
Hallo,

wenn man am Laaser Ferner ist, sieht man rechts vom Gipfelkreuz der Vertainspitze in einer der Scharten eine markante Holzstange. In diese Scharte, und in weiterer Folge zum Gipfel, führt ein markierter Weg, der mmN schöner ist als der Umweg über den Rosimferner.

lg

Kottan hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Juli 2017 um 08:13
Servus andi!
Der Walterweg ist seit Jahren nichtmehr in "Topform" und wird inzwischen von den Hüttenwirten und aktueller Alpinliteratur nichtmehr empfohlen. Daher unser Umweg, den ich im übrigen auch ziemlich schön fand ;)


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