Vom Osterfelderkopf über Alpspitze und Hochblassen zur Vollkarspitze


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 6. Juli 2017 um 19:17.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum: 4 Juli 2017
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1 Tage 11:45
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Fahrrad zur Talstation der Alpspitzbahn, Bahn zum Osterfelderkopf
Unterkunftmöglichkeiten:Knorrhütte Kreuzeckhaus

Am 04.07.17 radelte ich morgens von meinem Wohnhaus in Garmisch zur Alpspitzbahntalstation, wo ich um 08.40 Uhr mit der Seilbahn losfuhr.

Am Osterfelderkopf ging ich zuerst mal aufs Alpspix, dessen Besuch ich bei der letzten Besteigung der Alpspitze vergessen hatte. Ganz so spektakulär, wie ich es mir vorgestellt hatte, war es aber nicht! Von dort aus sieht man das Höllentorköpl mit Gipfelkreuz, das ich ebenfalls übersehen hatte (ich war an einem 28.12. zur Alpsitze unterwegs, hatte es wegen des kurzen Tages eilig!). Ich wanderte kurz zum Höllentor u. stieg von dort rasch entlang von gespannten Kletterseilen auf das Höllentorköpfl (I-II).

Anschließend beging ich den Nordwandsteig der Alpspitze, auf dem ich vorher noch nie unterwegs gewesen war, zum Oberkar. Dabei geht man durch 2 Tunnel, wofür man aber keine Lampe braucht. Im Oberkar stieg ich entlang von roten Markierungen über Geröll u. in schrofigem Gelände weiter auf. Zuletzt geht es nach rechts auf den Grat u. bald auf den höchsten Punkt. Dort hielt ich mich nicht lang auf. Ich stieg ab zur Grieskarscharte, querte unterhalb des schroffen Grates zum Beginn des Jubiläumsgrates. Über ein Schneefeld erreichte ich eine Felskante, hinter der man in einer drahtseilgesicherten Rinne etwas absteigt. Dann geht es in leicht zu begehenden Gelände zum Grat, der vom Hochblassen nach Westen führt. Unterwegs sagte mir ein 60-jähriger, dass es hinter der Vollkarspitze senkrecht abwärts ginge. Da ich kein Klettersteigset bei mir hatte, schien für mich dieser Gipfel das Ende meiner Tour auf dem Jubiläumsgrat zu bedeuten. Am Grat angekommen, ließ ich meinen Rucksack liegen, stieg ca. 3m ab auf seiner Südseite ab u. querte unter dem schwierigen Grat, an dem ich eine angebrachte Sicherung aus einer Schlinge sah, die Flanke ein Stück nach Osten. Über eine breite Rinne erreichte ich dann wieder den Grat. Im Geröll querte ich auf seiner Nordseite zu einer weiteren Rinne zwischen Felswänden. Dort wo sie schwierig zu begehen wird, stieg ich ca. 3m nach rechts aufwärts zu einer kurzen geröllbedeckten Leiste. Ihre Begehung ist heikel, da man im Geröll ausrutschen u. in die Rinne stürzen könnte. An Griffen in der senkrechten Felswand kann man sich aber notdürftig festhalten.

Am oberen Ende der Rinne gelangt man in eine schmale Scharte, von der aus man in die Firnrinne in der Nordwand schauen kann, die man bei guten Bedingungen auch hinaufklettern kann. Im steilen Fels geht es nach rechts auf den Hochblassen-West- bzw. -Signalgipfel. Einige Eisenstifte sind die Überreste von inzwischen abgebauten Seilsicherungen. An diesen kann man sich gut festhalten. Auf dem Signalgipfel angekommen, sah ich den zunächst flachen Grat u. den Steilaufschwung zum Hauptgipfel. Auf dem ausgesetztem Grat ging ich weiter, das letzte Stück vor dem genannten Aufschwung geht man etwas unterhalb des schmalen Grates in der Flanke auf der Reintalseite.

Der Aufschwung ist ebenfalls ziemlich ausgesetzt. Eisenstifte erleichtern den Aufstieg (I-II). Tiefhängende Wolken verhagelten mir auf dem Grat u. dem Gipfel die Aussicht. Über dieselbe Route stieg ich wieder ab u. ich wunderte mich danach, dafür ca. 45min. gebraucht zu haben!

Ich nahm meinen Rucksack u. ging auf dem Jubiläumsgrat weiter in westliche Richtung.Mir begegneten zwei Begeher, die mir ebenfalls vom Abstieg von der Vollkarspitze ohne Sicherung abrieten. Ich ging weiter u. stieg auf eine Graterhebung, die auf der älteren AV-Karte fälschlicherweise als Vollkarspitze bezeichnet wird. Sie ist ca. 2630m hoch (der AV-Führer schreibt, dass die Vollkarspitze 2638m hoch ist, was ebenfalls eine falsche Angabe ist). Dahinter steigt man, den Grat teilweise auf der Südseite umgehend, in eine nach der AV-Karte 2560m hochgelegene Scharte ab. Dabei stellte ich fest, dass ich die Vollkarspitze nicht überschritten, sondern noch vor mir hatte. Wegen Nebels hatte ich sie erst spät als steilen Felszahn sehen können. Der Aufstieg auf ihrer Ostseite ist nicht schwierig. In der unteren Hälfte sind Drahtseile angebracht, oberhalb muss man frei gehen (I). Auf dem Gipfel angekommen, sah ich die nach Westen abfallende Steilwand. Links sah ich ein Drahtseil um die Ecke verschwinden. Ich hatte Angst, da hinunterzusteigen. Aber vielleicht hätte ich doch einmal am Drahtseil um die Ecke schauen sollen. Auf der anderen Seite sah ich einen Bergsteiger kommen, der zu mir hinaufstieg. ohne sich zu sichern. Das hätte ich wohl auch hingekriegt! Aber die Wand abzusteigen...

Ich drehte um u. folgte dem Mann. Von der Scharte aus konnte ich ins südlich abfallende Vollkar hinabsehen. Es sah danach aus. dass man dort ins Reintal absteigen kann. Ich rief die 140 an, um zu erfahren, ob man da absteigen kann, da ich im Führer keine Information darüber fand. Ich erreichte die Tiroler Bergwacht, die nicht ortskundig ist! Sie gab meine Nummer den deutschen Kollegen, von denen mich dann einer anrief. Mir wurden unnötige Fragen gestellt. Ich hatte ihnen ja gesagt, dass ich mich nicht in Bergnot befände, sonder nur gern eine Auskunft hätte! Von einem Abstieg ins Vollkar wurde mir leider abgeraten. Später fand ich im Führer eine Route durch das Vollkar auf die Äußere Höllentalspitze, für die II angegeben ist. Ärgerlich, dass ich nicht früher auf diese gestoßen bin, denn dann hätte ich nicht telefonieren müssen u. hätte die Reintalangerhütte am frühen Abend über eine kaum jemals begangene Route erreichen können! Nach der Begehung des Schützensteigs am folgenden Tag sah ich hinauf zu Felsplatten u. rechts daneben auf einen latschenbewachsenen Hang unter dem Vollkar. Da hätte ich sicherlich eine Abstiegsroute gefunden!  Ich beendete das Telefongespräch mit der Angabe, zum Kreuzeckhaus zu gehen. Es war inzwischen 17.00 Uhr.

Nach ca. 45 min. kam ich am Ausgangspunkt des Abstiegs ins Grieskar an. Ich hatte die Idee bekommen, über den Schützensteig zur Reintalangerhütte zu wandern. Aber die Begehungszeit wäre für diesen Abend zu langwierig gewesen, stellte ich am unteren Ende des Kares fest. Leider kann man in der Stuibenhütte im Sommer nicht übernachten. Das wäre ein guter End- u. für den nächsten Tag Ausgangspunkt für den Schützensteig, dessen Begehung mich reizte, gewesen! Von dem Steig in der Mitte bzw. auf der rechten Seite des Grießkars ist nicht viel zu sehen, Wegspuren im Geröll sieht man hauptsächlich links. Erst weiter unten im pflanzenbewachsenen Bereich ist er als ein schmaler, steiniger Pfad mit roten Markierungen zu erkennen. Links im Kar am unteren Ende der Flanke der Alpspitze sieht man einen Steig im Geröll. Über ihn hätte ich die Schöngänge erreichen u. so schneller zum Kreuzeckhaus gelangen können!

Der Abstieg gestaltete sich langwieriger, als gedacht. Ich kam unter der Mauerscharte an u. schaute hinauf. Dort beginnt der Schützensteig. Nach der AV-Karte hätte ich auf eine Wegteilung stoßen müssen. Ich sah aber den Steig, der hinunter zum Bernadeinsteig führt, nicht. Auch gibt es keinen Wegweiser. Ich stieg im Gras zwischen Steinen, bald zwischen Bäumen u. durch eine Lichtung das schmale, flache Tal teils weglos, teils auf  Wegspuren u. auch mal an einer roten Markierung vorbei ab, bis ich den Bernadeinsteig erreichte. Auf ihm wanderte ich zum Kreuzeckhaus. wobei ich noch einmal ca. 150hm aufsteigen musste.Ca. um 21.00 Uhr kam ich am Unterkunftshaus an, trank noch ein Bier u. legte mich dann hin.

PS:
Übrigens habe ich bei dieser Tour meinen 50. Wettersteingipfel mit über 2000m Höhe betreten.
Wahrscheinlich kann man die Vollkarspitze über Geröll(bänder) südlich umgehen!



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