Rigi Hochflue via Ostgrat und Leiter


Publiziert von Chrichen , 5. Juni 2017 um 12:05.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:25 Mai 2017
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Rigigebiet   CH-SZ 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 750 m
Strecke:ca. 9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug nach Brunnen / Bus bis "Seilbahn Urmiberg" / Seilbahn bis Obertimpel
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Schon öfter habe ich Aichen von der Rigi Hochflue vorgeschwärmt. Kein Wunder also, dass sie schon seit längerem ein grosses Interesse für diese schöne Voralpen-Kraxeltour hegt. Am Auffahrtstag konnten wir nun endlich die durchaus fordernde Wanderung bei besten Verhältnissen geniessen. Aufgestiegen sind wir via Ostgrat und abgestiegen über die Leiter, wobei wir danach die weglose Abkürzung eingeschlagen haben, um zurück zur Bergstation Urmiberg zu gelangen.

Eigentlich handelt es sich um eine exakte Wiederholung *dieser Tour, die ich schon vor einem Weilchen einmal machen konnte. Es handelt sich dabei quasi um die ÖV- Kurzvariante.

Bergstation Urmiberg - Egg (T2)
Gemächlich starten wir morgens um 9:30 Uhr bei der Bergstation Urmiberg. Ein schöner Ort, der auch für einen Ausflug ohne Wanderung empfohlen werden kann, wenn man gutes Essen bei grandioser Aussicht geniessen möchte. Wir laufen über den mit einigen Treppenstufen versehenen Wanderweg durch Wald bis zum P.1196 und dann auf ausgeschilderten Wegen und Strässchen weiter zur Alp Egg. Den Aussichtspunkt beim Gotterli lassen wir aus. Bei Egg, direkt neben dem Alpgebäude, beginnt der Alpinwanderweg zur Rigi Hochflue via Ostgrat. Dies ist die anspruchsvollste Variante der drei offiziellen Wege zur Hochflue. Obwohl auch im Abstieg begangen, empfiehlt sich diese Route eher für den Aufstieg.

Egg - Rigi Hochflue (via Ostgrat) (T5-, I-II)
Wir laufen am Alpgebäude vorbei und auf deutlicher Wegspur den dahinterliegenden Wiesenhang hoch. Sicherheitshalber ziehen wir Gstältli und Helm an. Erwartungsgemäss wird das Seil aber bis zum Schluss im Rucksack bleiben, Aichen meistert alle Herausforderungen mit Bravour. Der Helm ist eigentlich nicht nötig, ausser vielleicht im Kamin. Lieber aber einmal zuviel als zu wenig. Heute sind viele Leute unterwegs - schon während unseren Vorbereitungen ziehen etliche Grüpplein an uns vorbei.

Im lichten Wald folgen bald schon die ersten Kraxeleien und Gratabschnitte. Die steile Rampe - ein erster Test - erkraxelt Aichen problemlos. Danach helfen Fixseile über eine Passage auf der Nordseite des Grates, die bei Nässe eher heikel sein kann. Eine Gedenktafel erinnert hier an einen besonders tragischen Vorfall, der sich vor 35 Jahren zugetragen hat. Weiter geht es über den anregenden Grat immer näher den Felsen im Gipfelbereich entgegen, wobei viele Wurzelgriffe helfen. Hie und da ist der Weg fast flach, dann wieder werden einige Höhenmeter gut gemacht. Bei einer plattigen Stelle schaffe ich einen zusätzlichen Griff für Aichen mit einer Bandschlinge. Gleich danach folgt der obligatorische Mini-Versteiger: zum dritten Mal gehe ich zuerst geradeaus weiter hoch anstatt nach links. Das ist aber schnell korrigiert. Eine kurze Traverse auf der Nordseite vor Erreichen des oberen Randes vom südseitigen Geröllkegel ist meine moralische Schlüsselstelle. Heute kostet sie mich kaum mehr Überwindung. Sicherlich hilfreich ist, dass alles schön trocken ist. Auf der Gratschneide geht es danach oberhalb vom Geröllkegel vorbei und schliesslich über ein recht schuttiges Teilstück mit viel losem Material weiter in die Höhe. Es lohnt sich, einen Blick nach hinten zu werfen. Denn die Aussicht über den Ostgrat hinweg in Richtung Mythen ist sehr lohnend.

Nach dem schuttigen Abschnitt, wo das Terrain etwas flacher und breiter wird, machen wir eine gemütliche Pause. Gleich anschliessend hilft ein eher loses Drahtseil über einen kurzen erdigen Absatz hinweg. Hier kann man nochmals durchschnaufen, denn gleich darf angepackt werden. Nach einer kleinen Traverse hilft ein dickes Drahtseil über einen sehr steilen Abschnitt hinauf. Unten ist es eher ein Gemisch aus Steinen, Gras und Land. Nach oben hin wird es zunehmends felsig und kaminartig. Ist diese Stelle geschafft, folgt ein kurzes flacheres Zwischenstück bis zum Kamin, durch den der Felsriegel zum Gipfelplateau hin überwunden wird (I-II). Der Kamin ist mit zahlreichen Bügeln und einem eher dünnen Drahtseil versichert, das einem auch mal in den Weg geraten kann. Dank der Nordexposition ist der leicht vegetarische Kamin oft ein bisschen feucht. Heute sind die Verhältnisse recht gut. Dennoch darf im oberen Bereich kraftvoll zugepackt werden.

Oben angekommen gratulieren wir uns, denn die Schwierigkeiten sind jetzt eigentlich vorbei. In T2-Manier werden die letzten 100 Höhenmeter bis zum Gipfel über einen guten Pfad in der angenehm geneigten Südflanke überwunden. Nicht vergessen darf man, dass das Gelände rechtsseitig senkrecht abbricht. Auch auf dem Gipfel tummeln sich heute viele Leute, was uns nicht davon abhält, eine sehr ausgedehnte Pause an einem schönen Plätzchen zu machen. Heute ist es etwas diesig, die Aussicht vom Gipfel ist aber dennoch genial.

Rigi Hochflue - (Leiter) - Flueboden - Egg (T4)
Den Abstieg wählen wir via Leiter. Die rostige Leiter ist ca. 25m hoch und fast senkrecht (dennoch weniger senkrecht als ich sie in Erinnerung hatte). Sie endet direkt beim Gipfel und ist von dort aus sofort zu sehen. Eine Gitterplattform und überlaufende Griffe erleichtern den Aufstieg. Es braucht ein klein wenig Überwindung, aber einmal auf der Leiter stehend, geht es stetig abwärts. Acht geben sollte man auf Stellen, an denen sich die Sprossen nahe am Fels/Gelände befinden. Zuunterst kann mit Hilfe einer Kette auf eine zweite kurze Leiter gerade daneben umgestiegen werden. Eine weitere ebenfalls kurze Leiter führt von einer kleinen Plattform definitiv ins Gehgelände. Auch hier hilft die Metallkette beim Aufsteigen.

Nun geht es auf einem steilen und ruppigen Pfad dem NW-Grat entlang durch Wald hinab. Gegen den rechtsseitigen Geländeabbruch hin ist der Weg stellenweise mit Geländer aus solide wirkenden neuen Ketten abgesichert. Der obere Teil ist nicht sonderlich genussreich, weiter unten wird der Weg aber schnell angenehmer und das Gelände weniger steil. Wir gehen bis zum Beginn der Waldlichtung, in deren Mitte sich am Wegesrand ein markanter Holzstrunk mit eingeschnitztem Gesicht befindet, ein Stücklein oberhalb vom P.1387. Bis hierhin T3+ (inkl. Leiter).

Ab hier folgen wir der im SAC Führer Alpinwandern / Gipfelziele Zentralschweiz beschriebenen weglosen Abkürzung durch den Wald, gleich wie ich es bei meiner ersten Begehung gemacht hatte. Dieses Mal starten wir auf der Graskuppe zu Beginn der Lichtung, da dort der Stacheldraht auf den Boden abgelegt und somit leicht zu überqueren ist. Nach ein paar Metern erreichen wir das sanft abfallende Tälchen, das hier beinahe eine Mulde bildet. In einer Rechtskurve folgen wir dem umgefallenen Baum entlang etwas steil und leicht rutschig weiter hinab, bis erneut flacheres Terrain erreicht ist. Möglichst wenig steilem Gelände folgend ca. in Richtung Osten haltend gelangen wir zur recht flachen Terrasse. Bis hier ist der Weg ziemlich logisch.

Ab hier wird es nun für ein Weilchen ziemlich steil. Dieses Mal halten wir uns etwas weiter rechts als beim letzten Mal und steigen nach rechts traversierend ab. Es macht den Anschein als würde es sehr schwache Begehungsspuren geben. Einige Stellen sind sehr rutschig, so dass etwas Handeinsatz gefragt ist. Es ist jedoch beruhigend, dass die flache Senke schon in die Nähe gerückt ist. Wunderschön ist die einsame Stimmung im Wald. Nachdem wir fast flaches Terrain erreicht haben, halten wir wieder nach Norden, um an Flühen vorbeigehend einen überwachsenen Fahrweg zu erreichen. Diesem folgen wir noch ein paar Meter nach Osten bis er in die breite Naturstrasse mündet, die absteigend bis zum P.1182 führt. Dort wird die Strasse nach Egg erreicht, welcher wir nun wieder ca. 100 Höhenmeter aufsteigend folgen, bis wir heute zum zweiten Mal das Alpgebäude erreichen. Die weglose Abkürzung ist im Führer mit T4 bewertet.

Egg - Bergstation Urmiberg (T2)
Auf bekanntem Weg gehnt es nun zurück zur Bergstation Urmiberg, wo als Lohn für die Strapazen der Tour ein isotonisches Erfrischungsgetränk wartet :-).


Die Rigi Hochflue bietet schöne und aussichtsreiche Wanderungen, die dank der moderaten Höhe des Gipfels schon relativ früh in der Saison möglich sind. Zu beachten ist, dass in den Nordflanken im Frühjahr gefährliche Schneefelder zurückbleiben können. Bei unserer Begehung war bereits alles schneefrei. Nebst der hier beschriebenen Variante mit Abstieg über die Leiter kann insbesondere der Abstieg in Richtung Zilistock empfohlen werden (siehe auch *hier). Dieser ist meines Erachtens lohnender, führt aber zu einer etwas längeren Runde. Am frühesten im Jahr machbar ist die Variante via Südwand/Hochflueplatten (nicht offiziell markiert, T5, II, klettersteigartige Passage)  mit Abstieg in Richtung Zilistock. Diese ist durchgängig südexponiert. Es handelt sich dabei um eine recht anspruchsvolle Tour, die ich bisnoch leider nicht ausprobieren konnte.

Tourengänger: Chrichen, Aichen


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