Drei mal ex im Erzgebirge


Publiziert von lainari , 20. Mai 2017 um 22:11.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum:14 Mai 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 170 m
Abstieg: 170 m
Strecke:10,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Rehefeld-Zaunhaus, wegen Hangrutsch derzeit b. a. W. kein Zugverkehr nach Moldava v Krušných horách, NAD Osek-Moldava (Bahnersatzbus)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 6 Krušné hory - Teplicko

Verschwunden: Kalkofen, Brettsäge und Kalkofner Mühle
 
Etwas unsichere Wetteraussichten lassen mich nur zu einer kleineren Tour aufbrechen. Nicht allzu früher Stunde begebe ich mich mit dem Auto nach Rehefeld-Zaunhaus und parke dort auf einem kleinen Parkplatz an der Bushaltestelle Grenzweg. Ebendieser führt mich nun zur tschechischen Grenze. Am letzten Haus auf deutscher Seite biege ich nach links ins Tal des Großen Warmbaches ab. Genau an dieser Stelle mündet er in die Divoká Bystřice, die dann als Wilde Weißeritz nach Deutschland fließt. Hier befand sich einst auf tschechischer Seite ein Kalkofen, von dem sich heute keine Spuren erhalten haben. Nach einer Weile auf dem Talweg gehend, zeigt ein Wegweiser nach rechts zur Grenzbrücke, die den Großen Warmbach überquert. Nochmals nach rechts abgebogen, laufe ich leicht steigend bergan.
 
1.    Im durchquerten Areal wurden einst zwei Kalklinsen durch Brüche abgebaut, deren Tiefbau durch einen Stollen entwässert wurde. Ergiebigere Lagerstätten befanden sich aber auf deutscher Seite, die in der vegetationsarmen Zeit auch noch einmal erkundet werden müssen. Rechts, etwas abseits des heutigen Weges mache ich die Reste der Einschicht Vápenice (Kalkofen) aus, die sich einst auf einer idyllischen Lichtung befand und die nach dem II. Weltkrieg der tschechoslowakischen Grenzzone zum Opfer gefallen sein dürfte. Zurück auf dem Weg treffe ich an einer Kreuzung auf eine rote Wanderwegmarkierung und einen Weg, den ich schon mehrmals begangen hatte. Rechts des Weges besuche ich, bisher von mir unbeachtet gelassen, unterhalb einer Lichtung das Portal eines Wasserversorgungsstollens. An der nächsten größeren Kreuzung wechsele ich auf eine gelbe Markierung und folge ihr nach rechts.
 
2.    Der Waldweg führt an einem (Mühl-)Teich vorbei. An der Trennkante von Hochwald und der Einkerbung des mit lichtem Laubwald bestandenen Bachtälchens des Sklářský potok mache ich einen verlandeten Mühlgraben aus und folge ihm bis zu einem trockenliegenden Mühlteich. Am Abfluss sehe ich einen ersten Gebäuderest (Mühle) der Einschicht Pila (Brettsäge). In idyllischer Lage befinden sich unterhalb die wassergefüllten Mühlteiche drei und vier. Wiederum darunter finde ich einen zweiten Gebäuderest (Mühle). Etwas höher am Hang auf einer Lichtung entdecke ich später auf dem Rückweg den dritten Gebäuderest.
 
3.    Zunächst bleibe ich jedoch am Bach und kämpfe mich am Ufer abwärts, weil der Mühlgrabenauslass nicht ins Bachbett zurückführt, sondern scheinbar hinter einem Wall parallel links des Baches weitergezogen wurde. Nach etwa einhundert Metern entdecke ich so die Grundmauerreste der einstigen Kalkofner Mühle. All diese Siedlungsplätze dürften mit der Einrichtung der tschechoslowakischen Grenzzone aufgelöst worden sein.
 
Über Pila gehe ich zurück zum Waldweg und laufe weiter zum nádraží Moldava v Krušných horách (Bahnhof Moldau). Bei einem Schwellenaustausch in jüngerer Vergangenheit wurden auch einige Nebengleise gekürzt oder gänzlich ausgebaut. Ich besichtige die verbliebenen Anlagen und gehe hinüber nach Neurehefeld. Dort biege ich auf den Holperbachweg ein. Nach einer Weile entdecke ich links des Weges eine Haldenschüttung, eine relativ stark wasserführende Rösche und schließlich ein Stollenmundloch. Der Stollen trägt einen stählernen Bogenausbau und ist bis zu ¾ seiner Höhe verfüllt. Möglicherweise ist dies ein Wasserlösestollen des Kalkabbaus am Hemmschuh. Dies werde ich sicher noch einmal genauer untersuchen. Weiter talwärts gehend, erfreue ich mich an den Hinterlassenschaften vollmaschineller Holzernte im Naturschutzgebiet mit Wegegebot. Unter diesen Umständen sind Schutzzonenausweisungen heute einfach nur noch lächerlich. So auch jüngst im Nationalpark Sächsische Schweiz, wo man wegen Protesten nach restloser Zerstörung eines Wanderweges durch vollmaschineller Holzernte peinlich berührt, eilends abseits der Verwüstungen den Wanderweg neu trassieren will, wo doch sonst niemand auch nur eine kleine Zehe abseits des Weges stellen darf. Diese Gedanken werden von einem Grollen untermalt, nicht nur in mir sondern auch deutlich von Außen hörbar. Gewitterwolken verfinstern den Himmel. An einer massiven Schutzhütte kurz vor Rehefeld lege ich meine Mittagsrast ein. Schließlich beginnt es zu Regnen. Ein sportliches Wanderpaar ohne jegliches Gepäck erreicht in letzter Minute den trockenen Unterschlupf. Später zwischen Blitzschlägen, Hagel und Regenguss kommt noch ein völlig durchgeweichtes Radlerpaar dazu. Gebannt schauen wir nach Draußen es hört und hört nicht auf. Jemand will mit dem Wischtelefon das Regenradar checken aber hier ist kein Netz. Mein robustes Feldtelefon hat Netz, ich könnte also jemanden anrufen, aber davon hört das Gewitter auch nicht auf. Nach 1 ¼ h Wartezeit und bei etwas schwächerem Regen brechen alle langsam auf. Ich verpacke meine Fototasche sowie den Rucksack wasserdicht und verlasse die praktische Schutzhütte als Letzter. Wenig später komme ich zurück zum Parkplatz in Rehefeld-Zaunhaus. Unterwegs auf der Rückfahrt sehe ich Verwüstungen durch Hagelschlag und Überschwemmungen, zu Hause war gerade einmal die Erde feucht geworden.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h 15 min.
Die absolvierte Wegstrecke ist teilweise nicht als Wanderweg markiert und mit T1 zu bewerten. Die Erkundung des Areals Pila und Kalkofner Mühle hat abweichend die Schwierigkeit T2.
Informationsquellen:
Beschreibungen/Bilder/Kartenausschnitte: www.zanikleobce.cz
Historische Karten: archivnymapy.cuzk.cz
Militärische Nachkriegsluftbilder der VGHMÚř: kontaminace.cenia.cz

Tourengänger: lainari


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