Mönch 1971


Publiziert von FJung , 1. Mai 2017 um 15:35.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:24 Juli 1971
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage

Nach dem Mittagsimbiß in Grindelwald stiegen wir in die Zahnradbahn, die uns hinauf zur Kleinen Scheidegg brachte, einer Gegend, die mir nicht mehr fremd war. Wir hatten Zeit und tranken noch ein Bier. Manchmal sahen wir durch die Wolken sogar die Eigernordwand, den Mönch mit seinem Grat, der von der G uggihütte gut bestiegen ewrden kann und die Jungfrau, während rund um uns herum eine riesige Touristenmenge war, der nichts weiter einfiel, als dumme Fragen zu stellen und im Wege zu stehen. 
Bei der Station Eigergletscher sahen wir für einen kurzen Moment die Guggihütte, dann begann die lange Fahrt durch den Tunnel. Auch bei den beiden Zwischenhalten, bei denen man aus Fenstern in die Eigernordwand und auf das Eismeer schauen kann, sahen wir nichts, weil Wolken die Sicht verdeckten.
Als wir den Zug verließen und aus dem Tunnel  traten, war das Wetter auch nicht besser, die Jungfrau war hinter Wolken verborgen, und den Mönch sahen wir nur für einen kurzen Moment.
Vom Jungfraujoch führt der Südwestgrat bis auf den Gipfel, und dort wollten wir morgen hinauf.
Im Hotel wollte man uns zuerst nur Matrazenlager mit Nachtessen und Frühstück für 25 Fr. verkaufen, aber dann konnten wir das Nachtessen doch weghandeln und zahlten nur noch 10 Fr. pro Person. Für diesen Preis konnten wir aber kein warmes Essen bereiten, so stellte ich die Büchse Ravioli auf die Zentralheizung. Nach einer Stunde war das Essen wirklich gerichtet!!
Danach  traten wir aus den langen Tunnel und schauten uns den Mönch an, konnten wir es wagen, ihn morgen zu besteigen? Da kamen uns zwei Engläder vom Mönchsjoch entgegen, sie hatten am Vormittag die Jungfrau bestiegen und am Nachmittag noch den Eiger auf der Normalroute! Wirklich eine beachtenswerte Leistung, aber wir wollten den Mönch auf dem Südwestgrat besteigen, der von unserem Standpunkt aus ziemlich steil aussah.
Am Abend gingen wir (das waren Vincent, Remy, Claude und Emile vom CAS Montreux) noch auf das Jungfraujoch und schauten hinab auf die Kleine Scheidegg und das beleuchtete Grindelwald, das Brienzerrothorn und Schilthorn, und  zwischen den  Wolken zeigten sich einige Sterne über der hier ruhigen Berglandschaft von Eis, Schnee und  Felsen.
Am Sonntagmorgen waren zwei Seilschaften gebildet. Zuerst gingen wir durch weichen Schnee zum Grateinstieg, Vincent turnte bald über mir herum, traversierte nach links und war dann ganz meinen Augen verborgen, und ich mußte ihm nach nacheifern. Der Fels war griffig, es war doch nicht so schwierig, wie es zuerst aussah.
In einer Platte waren zwei Haken, es war eine Stelle im 4. Schwierigkeitsgrad (sagte man mir), aber es waren genügend kleine Griffe und Tritte, und Claude filmte unseren luftigen Aufstieg. 
Vincent war plötzlich unter mir. Es war eine Scharte im Grat, und er war einfach auf eine zwei Meter tiefere Felsplatte gesprungen. Ich sollte es ihm nachmachen, aber der Stein sah wirklich nicht breit aus. Als es ihm zu lange dauerte, zog er am Seil, und ich landete neben ihm. vor uns war ein etwa 40 m langer Schneegrat. Wir machten kurz Rast. Hinter uns war eine Dreiergruppe, aber sie erreichten uns nicht, wir waren also doch ziemlich schnell geklettert.
Das Observatorium erschien uns non schon sehr klein, der Gipfel war nicht mehr weit.
Die Jungfrau errötete unter den Strahlen der aufgehenden Sonne. Auch uns war nicht kalt. Mit vorsichtigen Schritten gingen wir über den schmalen Schneegrat. Ich war froh, als ich wieder Felsen unter den Füßen hatte. Noch war eine kurze Kletterei vor uns, dann standen wir auf dem breiten Schneerücken, der zum Gipfel führt. Von links sahen wir Spuren und entdeckten auch die Guggihütte und den Mönchsnollen.
Auf dem Gipfel wehte ein scharfer Wind und wir stellten uns hinter einen kleinen Felsen.
Eine herrliche Bergwelt umgab uns! Von der Jungfrau gleitete der Blick zum Rottalsattel und dem Rottalhorn, dahinter war das Gletscherhorn erkennbar, über dem Konkordiaplatz erhob sich das Aletschhorn, dann folgte das Dreieckhorn, und über diesen beiden Bergen erkannten wir das Laquinhorn, die Mischabelgruppe, das Matterhorn und den Montblanc.
Gerade dort, wo der Aletschgletscher einen Knick nach rechts machte, sahen wir das Eggishorn, links davon die Wannenhörner, und nur am Horizont entdeckten wir einige Wolken.
Rechts von der Großen Scheidegg erkannten wir den Mettenberg und die Schreckhorngruppe, darüber strahlten der Titlis, der Urirotstock und tödi in den Himmel, und weiter rechts erkannten wir die Fiescherhörner und das Finsteraarhorn dahinter
Der Eiger, durch das Eigerjoch von uns getrennt, lag unter uns. Ein herrlicher Schneegrat führt vom Joch in die Höhe, dann folgten Felsen bis zum Gipfel, der schon so viele Opfer gefordert hat.
Aber wir mußten auch wieder absteigen, auf dem schmalen und steilen Schneegrat kamen wir mit den Steigeisen schnell voran. Am Oberen Mönchsjoch waren schon Ausflügler, die feststellen wollten, wie wasserdicht ihre Sontagsschuhe sind. Wir machten unsere verdiente Pause und öffneten die Flasche Wein.
Auf dem Jungfaufirn gingen wir wieder zurück zum Jungfraujoch. Die Dreiergruppe, die uns zuerst verfolgte, hatte gerade die Hälfte des Aufstieges hinter sich gebracht, obwohl sie mit einem Bergführer unterwegs war.
Um 11 Uhr waren wir wieder im Hotel und schauten den Bergsteigern zu, die Schwierigkeiten beim Bergschrund unterhalb des Rottalsattels (Jungfrau) hatten. Am Mittag kamen wieder die Wolken auf, und wir saßen bald zusammengedrängt in der Bahn und es ging wieder hinab nach Grindelwald.
Dieses Wochenende wird wohl immer in meiner Erinnerung bleiben.




Tourengänger: FJung


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