Rothorn - Bella Tola 1969


Publiziert von FJung , 17. April 2017 um 19:01.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 1 August 1969
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 1 Tage

Am 1. August 1291 wurde die Unabhängigkeit der Schweiz erklärt. Der Tag ist heute noch ein Feiertag, und am Abend werden auf den Bergen Feuer entfacht, die in die Täler hinableuchten, damit jeder weiß, daß er nicht allein ist, daß sie zusammenhalten und sich treu bleiben wie einst beim Rütlischwur. Dieses Feuer wollte ich mir aus der Nähe ansehen. Weil meine Kollegen aber den Feiertag feierlich beim Tanz (es gab ja nicht nur Arbeit und Bergsteigen) verbringen wollten, machte ich Autostop ins Wallis.
Hinter Sierre stieg ich aus, um die neue Straße ins Val d'Annivièrs zu benutzen. Das Wetter war herrlich, und unter mir lagen die Fabriken der größten schweizerischen Aluminiumfabrik und die Rhone, die aber hier, wo wieder deutsch gesprochen wird, Rotten genannt wird. 
Die gewundene Straße kannte ich noch vom letzten Skifahren im Mai in Zinal, und auch diesmal beeindruckte sie mich, wie sie zeitweise in den Felsen hineingebaut wurde. Bald war ich in Chandolin, dem Ende der Straße. Nach einer halben Stunde Marsch durch Wald sah ich vor mir die Skihütte des SAC (wohl die Cab. Illhorn), die von einem  Ehepaar in einsamer Umgebung bewohnt war.
Der Mann hatte schon viel Holz gesammelt, und als es zu dunkeln anfing, machte er das Feuer an, denn nun leuchteten auch von Montana, Vercorin und anderen Orten und Hütten die Feuer zu uns herüber. Wir schauten in den herrlichen Funkenregen.
Am Morgen ging ich in Richtung Bella Tola, an einer Alm in 2370 m Höhe (La Grande Remointse) vorbei zum kleinen Lac Noir. Über mir erhob sich die Arete des Ombrintses, ein Ausläufer des Rothorns. Da sah ich auch, daß mein Plan,den Gipfel von hier erreichen zu können, scheitern würde. Die F elsen waren locker, und es ging zu steil bergan. Also ging ich über den Grat, dann wollte ich weitersehen. An haushohe Felsbrocken ging ich vorbei, und auf der anderen Seite des Grates mußte ich absteigen, sah aber auch, daß von dieser Seite der Berg begehbar war. Es war aber ungemütlich. Zwischen den lockeren Steinen war Gras und Humus, und bald grub ich meine Hände in die Erde und stampfte mir mit den Füßen eine Plattform aus, das war sicherer als die Felsbrocken. Endlich  war diese heikle Stelle. Über Gras ging ich zu Gipfel des Rothorns in 2998 m Höhe. 
Das Wetter war nicht mehr gut, und von der vielgepriesenen Aussicht sah ich nicht viel. Für einige Augenblicke mal das Matterhorn, dann das Brunegghorn, Weißhorn, und ich wollte bei schölnem Wetter hier gerne wieder herkommen, denn auch von den Berner Alpen war nicht viel zu sehen. Also ging ich noch auf die Bella Tola, ein harmloser Spaziergang, aber nun war ich doch über 300 m hoch. Absteigen wollte ich ins Turtmanntal, und über lose Steine ging ich hinab, an einem Berg von angehäuften Steinen, der aussah wie ein Kegel, vorbei, und dann ging es auf einmal wieder steil bergab. Ich mußte duch ein vereistes Couloir, und ich war über meinen Pickel froh. Meist schaute ich aber noch nach oben, ob von dort keine böser Überraschung kommen würde. Es blieb aber ruhig, und über Wiesen und alte, fast kaum begangene Wege und Pfade kam ich in Oberems, einem Dorf im Turtmanntal, an, wo es auch zu regnen anfing und ich per Autostop ins Rhonetal gebracht wurde, von wo ich in vier Stunden zurück nach Montreux trampte. Am nächsten Tag fuhren wir auf Les Diablerets zum Skifahren in 3000 m Höhe.

Tourengänger: FJung


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