Claridenstock 1968


Publiziert von FJung , 12. April 2017 um 20:04.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:24 August 1968
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2605 m
Abstieg: 2497 m
Strecke:Linthal - Planurahütte - Clariden - Hüfihütte - Bristen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Bahn bis Linthal
Unterkunftmöglichkeiten:Planurahütte, Hüfihütte

Eine Tour in das Glarnergebiet hatte ich mir schon lange gewünscht, aber leider war keiner meiner Kollegen frei, mein Bruder Kalli war auch wieder in Deutschland, und weil ich allein gehen mußte, entschloß ich mich nach langer Überlegung für den Clariden, weil er nicht als so schwer gilt. Mit dem ersten Zug traf ich in Linthal, dem Ausgangspunkt des Klausenpasses, ein, und folgte rechtsseitig dem Lauf der Linth, die hier nch in einem ebenen, breiten Tala gluckerte. Aber hinter Tierfehd änderte sich dieses. Durch Wald führte der Weg steil bergan, und mir begegnete kein Mensch. Ein alter Fahrweg führte durch kleine Tunnels, über Brücken und Höhen, und bald hatte ich die Almen von Vorder- und Hintersand erreicht, wo ich kurze Rast machte und so auf die Riesenabbrüche des Claridenfirn schauen konnte, der von dem Spitzalpelistock geteilt wurde. Links von mir waren die Felsen des Tödi, von dem ich aber icht den Gipfel sah. Aber die Wolken, die sich hiter mir zusammenballten, versprachen nichts Gutes, und schnell ging ich durch Gestrüpp einen Felsabsatz empor. Zum Schluß führte ein Steg über den Oberstafelbach, der sich wuchtig in den Fels gefressen hatte. Links von dem Steg war das Wasser noch auf meiner Höhe, während es unter der Brücke etwa 30 Meter in die Tiefe stürzte. Um nach unten fotografieren zu können, stellte ich mich auf eine Sprosse des Geländers. Als ich mich etwas nach vorne beugte, brach die Sprosse ab. Ich warf die Arme zurück und konnte mein Gleichgewicht halten, während ich einige Sekunden später den Fotoapparat ins Wasser klatschen hörte. Er war genau ein Tag alt. 165 Franken waren weg, und ich fluchte nicht schlecht, denn hier hörte mich keiner. Zwei Lehren zog ich daraus:  Die  Kamera immer um den Hals hängen, und noch wichtiger: keinem Geländer trauen. Mir wurde erst später bewußt, wieviel Glück ich bei der ganzen Sachen hatte.
Bald war ich auf dem Sandfirn. Der Weg mußte weiter rechts sein, denn bei mir stürzten Bäche herab, und es war sehr ungemütlich. Dann sah ich aber im Schnee Steinmänner stehen, zusätzlich auch noch Fußspuren im Schnee. Ihnen folgend, kam ich im dicksten Nebel in der Planurahütte in 2947 m Höhe an. 
Am nächsten Morgen war das herrlichste Wetter.
Rund um die Hütte war ein Windloch, der Schnee war dort weg, und nur in Richtung Claridenpaß konnten wir die Hütte verlassen. Der Tödi zeigte von hier seine ganze Größe. Aber noch war ich viel zu unerfahren, um den Tödi zu besteigen. Eine Gruppe junger Bergsteiger nahm mich auf. Wir seilten uns an. Über Firn ging es auf dem Claridenfirn bergan, zum Schluß sehr steil, so daß ein jeder den Pickel zur Sicherung brauchte, bis zum Gipfel des Clariden in 3267 m Höhe, wo der Schneegrat sehr schmal war. Wir reichten uns die Hände. 
Unten war die Klausenstraße mit den dahinter liegenden Bergen zu sehen, wir sahen Titlis, die Schärhörner in der Nähe, Tödi und auch Tessiner Alpen. Die Gruppe ging wieder zur Hütte zurück,  während ich zum Chammlijoch sehr steil bergab ging, immer mit dem Pickel, den ich an der Reppschnur festgemacht hatte, die ich mir wiederum um den Bauch gebunden hatte, sichernd. Vor mir war der große Firnkessel, auf dem sogar Flugzeuge zur Versorgung der Planurahütte landen, wobei bisher zwei Flugzeuge in das Windloch rund um die Hütte fielen.
Das große Schärhorn hatte ich schon längst aus meinem heutigen Programm gestrichen. Den Chammlihoren zu meiner Rechten, ging ich langsam und vorsichtig in den Kessel bergab. Der Firn war schon weich, und die Schritte waren mühselig. Am anderen Ufer des Firnes sah ich Fußspuren, die von der Planurahütte führten. Einen markanten Punkt in den Felsen des Heimstocks merkte ich mir, aber oft mußte ich anhalten und mir den Schweiß vn der Stirn wischen, denn die Sonne schien unbarmherzig. Endlich erreichte ich die Wegspur, und auch genau am richtigen Ort. Bis dahin hatte ich keine Gletscherspalten gesehen, aber schon 100 Meter weiter verteilten sie sich über den Firn, und obwohl ich nun eine Spur hatte, mußte ich noch manche kleine Spalte überspringen. Als ich bei der Hüfihütte in 2334 m Höhe ankam, war ich doch froh. Die Hütte steht über der kleinen Gletscherzunge des Hüfifirnes, der hier von den Felsen sehr eingezwängt wurde. Gegenüber erblickte ich die Felsen der Großen Windgälle und des Groß Ruchen, in dem auf einem Felsabsatz Gemsen standen.
Mir stand noch der Abstieg durch das Maderanertal bevor, 14 km lang, und mit Blasen an den Haxen. Von Bristen nahmen Autofahrer mich bis Zürich mit, von wo ich mit der Bahn weiterfuhr.
Es war meine letzte Tour von Winterthur aus. Anschließend zog ich nach Montreux.
Ich muß noch sagen, daß ich diese Tour nicht gemacht hätte, wenn ich gewußt hätte, was auf mich zukam, denn alleine war sie doch zu gefährlich und ich empfehle diese Tour keinem Einzelgänger!!!



Tourengänger: FJung


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