Ochsental September 2016, 2|4: Piz Buin Grond


Publiziert von Felix , 16. September 2016 um 21:11. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum: 7 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Buin-Gruppe   CH-GR   A   A-V 
Aufstieg: 1030 m
Abstieg: 1030 m
Strecke:Wiesbadener Hütte - Unterquerung Grüne Kuppe nordseitig - Gletschervorfeld + -tor - westliche Gletscherzunge - Ochsentaler Gletscher - Fuorcla Buin - Piz Buin Grond; Abstieg dito, doch retour via Ausstieg Gletscher ~ 2700 m - Abseilstrecke ~ 2670 m (nordwestlich des Gletschers)
Unterkunftmöglichkeiten:Wiesbadenerhütte
Kartennummer:1178, 1198

Sehr erholsam war die Nacht nicht (die Anspannung zu gross?), doch wenige min vor 6 Uhr standen wir am Buffet bereit, um Kaffee zu „fassen“ - Müesli, feines Brot, Käse und Aufschnitt etc. standen bereits bereit. Kurz vor sieben Uhr, es war bereits hell vor der Wiesbadener Hütte, der Talschluss der Ill jedoch noch im Schatten liegend, marschieren wir ungefähr zeitgleich mit den beiden süddeutschen Tischnachbarn los - von andern Tourengängern und der Hüttencrew am Vorabend darauf hingewiesen worden, bestimmt nicht über die Grüne Kuppe zum Einstieg zum Gletscher anzusteigen: zwischen der noch längsten Gletscherzunge und der Anseilstelle verunmöglicht heute eine beinahe senkrechte Eiswand die Passage L - Klimaerwärmung sei „Dank“

 

Gegen 70 Höhenmeter Ab- und Wiederanstieg erfordert die nordseitige Umgehung der Grünen Kuppe auf bereits sehr ausgeprägter Wegspur, bis man zur dem Gletscher vorgelagerten Schwemmebene mit kräftig fliessenden Bächen gelangt. Imposant erweisen sich hier die noch am weitesten hinunterreichende Gletscherzunge sowie die mächtigen Gletschertore.

Bereits heute frühmorgens bereitet die Querung der Abflüsse einige Mühe, doch ist dann der Aufstieg rechts des Wasserfalles ein kraxlig schöner - noch bewegen wir uns im Schatten, die Spaltenzone des Gletschers, das Silvrettahorn mit „Trabanten“, sind jedoch bereits von der Sonne angestrahlt. Wie wir zum Anseilplatz gelangen, beeindruckt uns die Steilheit des Rests des Ochsentaler Gletschers enorm; wie wir dann auf „crunchiger“ Unterlage in Serpentinen hochsteigen, legt sich die erste Aufregung schnell. Meist sich am rechten Gletscherrand orientierend, gewinnen wir, an einigen Spalten vorbei - und den Séracs grossräumiger ausweichend - das flachere Plateau des Gletschers.

Hier treffen wir jedoch mit fortschreitender Dauer eine zunehmend höhere Neuschneeschicht an, welche einige, heute unproblematisch zu überschreitende, Querspalten doch andeutungsweise verdeckt lässt.

 

Insgesamt bietet sich uns nun eine längere, wunderbare, Annäherung, ein herrlicher Gang über den Gletscher, Richtung Fuorcla Buin - unser Gipfelziel sich nun eindrücklich als massive Berggestalt vor uns erhebend. Bei perfekten Wetterbedingungen (angenehme Temperaturen, hier wenig störender Wind, uneingeschränkt strahlende Sonne und entsprechend blauer Himmel) ziehen wir erst flacher, zum Schluss, gegen den Übergang hin, etwas steiler, zur schneebedeckten Gletscherpforte an (wo es sehr steil zum Abstieg zur Capanna Tuoi führte).

 

Infolge der am ersten, „harmlosen“, Grathang ersichtlichen Neuschneemenge und vermuteten vereisten Stellen behalten wir - wie die meisten anderen der hier eingetroffenen Tourengänger - die Steigeisen an; Pickel und eines unserer beiden 30m-Seile deponieren wir.

Ein unproblematisches Ansteigen in Geröll und Schnee führt uns zum Beginn des WNW-Grates; bald einmal wird das Gelände anspruchsvoller: sobald wir am Grat nordseitige Passagen zu bewältigen haben, wird’s alpin, d.h. ist der Fels oft mit vereisten Stellen bestückt - das abwechslungsweise Hochsteigen und Kraxeln auf Fels und in nicht immer deutlich zu interpretierenden schmalen Schnee-Eis-Abschnitten stellt höhere Ansprüche. Die empfohlene direkte Rinne am Grat hoch (ohne Schneebedeckung) versuchen wir erst, lassen es jedoch bleiben, da sich der letzte Aufschwung etwas mutzgriffig und leicht abdrängend präsentiert.

Nach dem Wiederabstieg wählen wir die leicht abschüssige Variante nördlich des Grates; hier bin ich dankbar um die Seilsicherung - wie auch in der nachfolgenden längeren Kraxelstelle (mit vereisten Schneeabschnitten im steilen Fels doch sehr alpin anmutend; heute II - III). Wie wir diese geschafft haben, treten wir wieder an die Sonne hinaus - und zugleich auf den im Geröllfeld leicht zu begehenden Schlussteil - und erkennen bald vor uns das Gipfelkreuz. Nach wenigen Minuten stehen wir daselbst; die Freude ob der erfolgreichen „Eroberung“ des höchsten Vorarlberger Gipfels, des Piz Buin Grond, ist sehr gross!

Parallel dazu ergänzen die superbe Aussicht, die Tiefblicke, unser Hochgefühl - vom gestern gestarteten Stausee Silvretta  über die Dreiländerspitze, ins Val Tuoi, zum Piz Linard, zur Gruppe um den  Piz Bernina und bis zum Mont Blanc reicht unser Ausblick!

 

Wir schwelgen - im Glück der absolvierten Gipfelbegehung sowie der hier so friedlichen, ungetrübten, Panoramasicht; und geniessen die (Mittags)-Rast. Während dieser stossen doch immer mehr Gipfelgänger hinzu; wir steigen anschliessend ab bis zum Beginn des Grates - wählen nun jedoch die direkte Variante (mehr oder weniger) dem Grat entlang. Dafür sichert uns mit dem von mir mitgeführten Seil Franz in der doch steilen, leicht anspruchsvolleren Abkletterei (mal müssen doch Tritte erst gefunden werden, mal ist’s doch auch hier wieder schnee- und eisbedeckt; hier sind wir mit den Steigeisen ausgerüstet). Die letzte anforderungsreiche Stelle - wo wir beim Aufstieg umgekehrt sind - erscheint auf den ersten Blick wiederum schwierig; doch Franz, welcher vorsteigt, zeigt uns auf, wie wir (nun ohne Seilsicherung) auch so Tritte und „Untergriffe“ zur letztlich unschwierigen Abkletterei verwenden können.

Der nachfolgende Gang in der nordwestseitigen gerölligen Flanke ist nur noch Zugabe; auf der Fuorcla Buin rüsten wir uns wieder zum Gletschergang auf.

 

Ein etwas anderer ist’s nun: mit dem Stolz und der Freude ob des erreichten Zieles läuft es sich noch schöner - auch wenn der Neuschnee nun deutlich schwerer, das Terrain entsprechend nasser und beschwerlicher zu begehen ist; und an einigen Stellen doch einige Trittspuren etwas tiefer in die schneegefüllten, zwar nur schmalen Spalten hinunterreichen …

In etwa folgen wir den nun ausgeprägten Aufstiegsspuren und halten uns wieder an den westlichen Rand des Ochsentaler Gletschers; wo dieser steil abbricht, halte ich diese Richtung ein, und steige ab bis zum Geröll- und Schuttfeld, wo wir bereits Vorgänger haben aussteigen sehen. So ersparen wir uns den letzten, noch etwas steileren Gletschergang - handeln uns dafür einen etwas aufwändigeren durch Felsen und kleine Block- und Geröllfelder hindurch ein. Immerhin kommen wir so in den Genuss der (noch weiter nordwestlich gelegenen) Abseilpiste; um einen grösseren Felsblock herum ist eine Schlinge mit Karabiner gelegt, an welchem wir mit dem mitgeführten 30m-Seil angenehm abseilen können …

Der nachfolgende Abstieg Richtung Wasserfall und Schwemmebene ist eher eine Fleissarbeit; nachdem wir die Bäche (jetzt noch etwas mehr Wasser führend) nahe der Gletschertore überschritten oder -sprungen haben, waschen wir die Steigeisen - und geniessen hier auf dem „Sandstrand“ die Zvieripause.

 

Auf identischem Weg legen wir die Strecke zur Hütte zurück; hier gibt’s, nach Bier und Beerensprudel, zur Feier des Tages, des tollen Gipfelerlebnisses, österreichischen Frizzante. Lange verweilen wir auf der Sonnenterrasse, bevor es später, in der sympathisch bewirteten Wiesbadener Hütte, zum feinen Nachtessen (mit weiteren guten Tropfen) geht.

 

ñ 1 ⅛ h (inkl. 5 min Pause) bis Anseilplatz

 

ñ 1  h bis Fuorcla Buin

 

ñ 1 h bis Piz Buin Grond 


Tourengänger: Ursula, Felix, Fraroe


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