Grenzwanderung Schweiz * Etappe 50 * Emosson - Le Châtelard


Publiziert von laurentbor , 12. September 2016 um 19:25.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum: 7 September 2016
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   F 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1173 m
Abstieg: 1995 m
Strecke:16, 2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zürich - Lausanne - Martigny - Le Châtelard - Emosson
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Le Châtelard - Martigny - Lausanne - Zürich

Heute nehmen Marcel und ich den bisher höchsten Punkt auf der Grenztour in Angriff - den Cheval Blanc (2831 m.) Aber erst müssen wir von La Gueulaz aus über den Staudamm des Emosson-Sees. 1974 entstand die mächtige Staumauer im Vallon de Barberine, aber bereits 1925 wurde das Wasser ein erstes Mal gestaut. Damals noch weiter hinten im Tal. Die 180 Meter hohe Mauer ist 555 Meter lang und fasst 225 Millionen Kubik. Die 870 Gigawattstunden pro Jahr fliessen vollumfänglich ins Netzwerk der SBB, die das Kraftwerk errichtet haben.

Wir halten uns rechts vom See und folgen dem Weg durch die Veudale-Schlucht aufwärts. Erst geht es sanft nach oben, immer wieder gibt es einige Lichtungen und Wiesen wo auch über 2000 Meter über Meer noch Gras wächst und Blumen blühen. Zwischendurch aber kommt die massive Felswand des Perron so nahe, dass man sich durch ein Felsentor zwängen muss. Kurz vor der Hochebene beim Sex Blanc muss man sogar noch durch Schneefelder stapfen - und das im September. Der Ausblick hier auf 2500 Metern ist gewaltig. Rundherum sind Felsbänder mit eigenwilligen Formationen zu sehen. Unten im Tal Geröll - sollte da nicht ein See sein? Ich suche nach unserem Standort auf der Karte und merke nach ein paar Minuten, dass dieser See ausgetrocknet sein muss. Und tatsächlich: der Lac du Vieux Emosson ist "nicht in Betrieb". 2014 wurde die neue Staumauer fertiggestellt, aber es dauert noch drei weitere Jahre bis der See wieder gefüllt sein wird. Schade, denn die ausserirrdische Felslandschaft hätte sich mit dem Blau des Sees sicherlich optimal ergänzt.

Wir biegen nun ab Richtung Grenze, zusammen mit einer unglaublich fitten Gruppe von Senioren. Über eine fantastische und einmalige Felslandschaft führt der Weg an unzähligen kleinen Seen und Tümpeln vorbei. Marcel bemerkt, dass man hier wie auf einer Sonnenterasse geht, fehlen nur noch die Liegestühle und Sonnenschirme. Oben auf dem Pass wird klar - der Name Col de la Terasse - ist Programm. Wir rasten hoch über Vallorcine mit einem prächtigen Blick hinüber zur Aiguille Verte.

Nun geht es etwas hinab zum Ufer des Lac Vert, einem kleinen See der sich so unglaublich gut in die skurrile Felsenwelt eingebetet hat, dass wir nicht um einige Fotostops herumkommen. Auch unser Tagesziel den Cheval Blanc spiegelt sich atemberaubend im blauen Wasser! Kurz darauf beim Col des Corbeaux biegen wir wieder weg von der Grenze um hinunter zum Hauptzustieg des Cheval Blanc zu gelangen. Den Mont Blanc haben wir bereits ein erstes Mal gesichtet.

Der Aufstieg auf den Cheval Banc, oder "Schutthaufen" wie ihn Marcel scherzhaft nennt ist schweisstreibend. Erst führt der Weg durch Geröll zum Col du Vieux Emosson und dann steil hinauf über rutschigen Schiefer. Am Ende ist der Weg sehr ausgesetzt und teilweise mit Ketten gesichert. Schwindelfreiheit ist ein absolutes Muss um hier hoch zu kommen. Das Adrenalin kickt uns weiter und als wir oben stehen ist das Glücksgefühl gross. Wir haben's geschafft und der Blick hinüber zum Mont-Blanc ist wirklich einzigartig. Auch die anderen Gipfel des Massivs sind fast in Griffnähe und im Westen unter dem Dunst des heissen Tages erkennt man die Häuser von Genf. Der Cheval Blanc ist bisher der höchste Gipfel auf meiner Grenztour. Nach einer Gipfelrast müssen wir leider viel zu früh wieder los und den Abstieg unter die Füsse nehmen.

Wir rutschen hinunter und wandern gleich weiter zu den Dinosaurierspuren. Diese sind die Hauptattraktion hier im Tal, doch wir sind eher etwas enttäuscht ab den Rillen und Löchern im Fels. Wenn man nicht wüsste, dass diese von Archosauriern stammen, welche vor 250 Millionen Jahren gelebt haben würde man daran achtlos vorbei gehen. Entdeckt wurden sie 1976 beim Kraftwerkbau.

Nun geht der Weg entlang des Ufers vom Lac du Vieux Emosson - nur müssen wir uns dieses Ufer imaginär vorstellen. Dann aber erleben wir doch noch einen einmaligen Blick. Weil das Wasser noch nicht zurück ist, sehen wir die neue Staumauer von hinten - das gibt es so schnell sicher nicht mehr zu sehen. Auch der abschliessende Spaziergang über die Staumauer ist daher ein beidseitig schwindelerregendes Abenteuer. Natürlich nicht vergleichbar mit der Tour zuvor auf den Gipfel ;-) Unterhalb der Staumauer steht die attraktive Hütte Vieux Emosson in welcher wir uns ein Bier gönnen. Nun führt die Fahrstrasse hinunter zum Lac d'Emosson und ein Shuttle bringt uns zurück nach La Gueulaz.

Der Abstieg nach Le Châtelard wäre dann wohl einen Zacken zu viel gewesen nach diesem langen Tag. Ich bin jedoch bereits letztes Mal mit der Standseilbahn nach Le Châtelard gefahren. Ich verzichte daher auf den steilen Abstieg ins Tal und setze meine nachste Etappe vom Talort fort.

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Tourengänger: laurentbor


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