Adrealinkick am Tête aux Chamois


Publiziert von Zolliker , 21. August 2016 um 11:41.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum:16 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K4 (S)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VD 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 300 m
Strecke:Mittelstation-Klettersteig-Cabane des Diablerets-Sex Rouge

Wer das Skigebiet Glacier 3000 am Col de Pillon kennt, weiss um die gewaltige, senkrechte Wand, die die Seilbahn kurz vor der Mittelstation überwindet. Ein Raunen geht jeweils durch die Kabine, wenn die talwärtsfahrende Bahn über den ersten Masten hinab in die endlose Tiefe gleitet. Noch wesentlich mehr Adrenalin wird freigesetzt, wenn man sich auf den Klettersteig begibt, der den Tête aux Chamois (Gemskopf) umrundet. Wenn Lea nicht so gestürmt hätte, hätten ich ihn respektvoll umgangen. So kommen wir aber in den Genuss eines anspruchsvollen, aufregenden Klettersteig-Abenteuers.

Nach der anstrengenden Tour von gestern wollen wir etwas Kräfte sparen und leisten uns die Bahn zur Mittelstation. Nach dem kurzen Abstieg zum Sattel erreichen wir die Cabane des Diablerets (SAC), wo wir Klettergurt und Helm montieren und die Rucksäcke deponieren.

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Der Einstieg

Der Pfad zum Klettersteig ist ab hier blau markiert, und der Einstieg nur wenige Minuten von der Hütte entfernt. Der Start zur Umrundung und Erklimmnug des Gemskopfs erfolgt von der Seite über ein schmales Band. „Easy“, denke ich, und warte noch mit dem Einklinken der Karabiner. Lea schaut mich vorwurfsvoll an. Nach wenigen Metern erübrigt sich das, denn es geht jetzt gleich richtig zur Sache, und ich bin dankbar um die Sicherung. Das Band reduziert sich von einigen Dezimetern auf ein paar Zentimeter, und der Tiefblick ist heftig. Es folgt bald eine senkrechte Abstiegspassage, an deren Ende den Zweiflern noch einmal ein einfacher Ausstieg aus der Wand erlaubt wird.

Wir sind jetzt aber schon begeistert und steigen deshalb unbeirrt weiter. Wir „geniessen“ das Feeling der vielen Querungen, die immer mal wieder etwas Platz zum „chillen“ gewähren, bevor dann wieder spiegelglatte Platten und überhangende Aufschwünge gemeistert werden müssen. Manchmal ist es grenzwertig, vor allem dort, wo der Glaube an das Material unerschütterlich sein muss. Querungen haben es so an sich, dass man viel mehr hinunter schauen muss als im Aufstieg…

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Ein besonderer Kick bietet auch die Traverse über einen Balken über dem Abgrund, knapp unter einem überhängenden  Felsen hindurch. Meine 1.87m und der 53-jährige Rücken sind da nicht gerade ein Vorteil. Und in den überhängenden Wänden spüre ich jedes Kilo, das ich zuviel auf meinen Rippen trage. Nach knapp 90 Minuten harter Arbeit und viel tiefem Durchatmen erreichen wir den oberen Rand der Felswand – und werden gleich durch ein liebliches Büschel Edelweiss begrüsst. Was für ein Gegensatz! Ich schmunzle, bin glücklich und erleichtert zugleich und reiche dann Lea die Hand zum erfolgreichen Gelingen.

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Lea hat gerade den letzten überhängenden Teil hinter sich..
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… und schon kommt der Ausstieg. Unten Les Diablerets.

Wir tauschen unsere Gefühle aus und schlendern dann mit dem schönen festen Boden unter den Füssen die Viertelstunde zurück zur Hütte. Dort lassen wir uns vom netten Hüttenpersonal mit einer feiner Croûte und einem Stück Schoggi-Kuchen verwöhnen. Das haben wir verdient! Dann verschwindet das Klettermaterial wieder in den Rucksack, und wir nehmen die 45 Minuten-Wanderung zum Gletscher unterhalb der Bergstation Sex Rouge unter die Füsse. Der T3-Weg führt ziemlich steil entlang den Schuttflanken des Oldenhorns hoch zum Gletscherplateau, von wo es dann am Fuss des heftig schmelzenden Weisses gemütlicher weitergeht zur Talstation des Sesselliftes, der uns zusammen mit turnbeschuhten Arabern und Asiaten zum Botta-Restaurant hochbringt.

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Natürlich müssen wir den netten Skywalk noch kurz begehen, von wo aus wir nochmals schön auf den Gemskopf hinunterschauen können. Dann studieren wir das Gelände auf der südlichen Seite des Sex Rouge, wo ebenfalls ein Klettersteig entlang dem Glacier de Prapio (Via ferrata des Dames Anglaises) auf den Col de Prapio hochführt. Aber der muss warten bis zu Leas nächsten erfolgreichen Überredungsversuch.

Auf der Talfahrt nicken wir uns gegenseitig zu, als das Raunen durch die Kabine geht. Dann schauen wir zu, wie die mächtige Wand immer kleiner und kleiner wird.

Kartenausschnitte (Schweizmobil) und einen Link zu einem Youtube Video findest Du auf meinem Wanderblog: http://www.edwinwandert.com/2016/08/adrenalinkick-am-gemskopf/

 

 


Tourengänger: Zolliker


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