Ötztaler Kreuzspitze: (noch) keine Wandertour


Publiziert von Andi_mit_i , 26. Juli 2016 um 14:04.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:18 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 954 m
Abstieg: 954 m
Strecke:Martin-Busch-Hütte, Kreuzspitze, Brizzisee, Martin-Busch-Hütte
Unterkunftmöglichkeiten:Martin-Busch-Hütte (2501m)

Im Rahmen einer Hochtourenwoche in den Ötztaler Alpen ging es zum "Aufwärmen" am ersten Tourtag von der Martin-Busch-Hütte auf die Kreuzspitze. Mit 3455m einer der wenigen Berge dieser Größenklasse der gletscherfrei bestiegen werden kann.

September 2008 war ich schon einmal auf der Kreuzspitze, damals als Tagestour ab München mit MTB-Unterstützung. Damit lässt sich der ewige Hatscher zur Martin-Busch-Hütte zumindest im Abstieg deutlich verkürzen. Im Aufstieg hat man als "Nicht-Hardcore-MTBler" genügend Strecken bei denen man das MTB lieber schiebt. Damals war die Kreuzspitze ein reiner Wanderberg der bis zum Gipfel völlig schneefrei war, Die Aussicht war danaks leider wegen Wolken nur sehr eingeschränkt.

2016 bin ich bereits in der zweiten Julihälfte unterwegs. Diesmal spar ich mir den Hatscher am Aufstiegstag, da wir im Rahmen einer Hochtourenwoche auf der Martin-Busch-Hütte übernachteten. Damit wird die Tour zu einer gemütlichen Sache mit nicht einmal 1000 Höhenmeter. Die Aussicht war durch einen wunderschönen Sommertage perfekt. Einzig war die Kreuzspitze diesmal kein Wandergipfel. Die letzten 120 Meter war der Südgrat zum Gipfel hoch noch metertief mit Schnee bedeckt. Es waren zwar Bergsteiger ohne Steigeisen und Pickel unterwegs, aber aufgrund der Steilheit ist das nicht unbedingt ratsam. Die meisten Gipfelaspiranten sind mit Gletscherausrüstung aufgestiegen, andere sind vernünftigerweise am Vorgipfel umgedreht.

Ich habe die Tour mit T4 und L aufgrund der Bedingungen bewertet, gerade die letzten paar Meter in der steilen Bruch- und Schuttflanke unterhalb des Vorgipfels ist mit den Schneefeldern nicht ohne. Entweder quert man auf einem sehr steilen Schneefeld oder umgeht dieses im Bruch daneben. Beides ist nicht ohne und ein Ausrutschen nicht empfehlenswert. Bis unterhalb dieser Steilflanke auf ca. 3200 Meter ist die Tour eine T3-Wanderung. Später im Jahr, wenn die Schneefelder oben weggetaut sind ist es bis zum Gipfel eine T4- -Wanderung, die höchstens aufgrund der Steilheit und Höhe schwierig ist.

Der Weg selber fängt gleich hinter der Martin-Busch-Hütte steil an und zieht in Serpentinen die Grashänge nordwestlich der Hütte hoch. Auf ca. 2900 Meter lehnt sich das Gelände zurück, man passiert einige kleinere Seen und Bäche und kommt langsam in Block- und Bruchgelände. Dort kommt man auch an den Überresten der verfallenen Brizzihütte vorbei. Danach wird es wieder richtig steil und in weiteren Serpentinen geht es durch Block und Bruch nach oben. Auf 3100 Meter geht es kurz über eine kleine (im Juli noch schneegefüllte) Blockebene. Hier hat man den restlichen Aufstieg im Blick, auch wenn das Gipfelkreuz bis unmittelbar davor nicht sichtbar ist. Es folgt der unangenehme Block- und Bruchhang mit seinen steilen Schneefelder die den Weg noch unter sich begraben. Es ist nicht falsch sich vor dem Schneefeld bereits Steigeisen anzulegen und den Pickel rauszuholen, dann geht der Aufstieg deutlich einfacher. Die Schneefelder lassen sich auch umgehen, allerdings ist man dann schnell im T4-Bruch-und Bröselgelände. Locker ist hier eigentlich alles. Da die Kreuzspitze recht stark frequentiert ist sollte man auf jedem Fall bei jedem Schritt aufpassen möglichst nichts loszutreten!!!

Auf ca. 3300m ist der Südgrat mit seinem luftigen Vorgipfel und seiner beeindruckenden glatten Felswand erreicht. Ab hier hat man  zum ersten Mal einen Blick nach Norden zur Wildspitze. Hier kann man nochmal bequem auf ebenem Grund Pause machen, bevor man den Endspurt beginnt. War im September 2008 auch hier alles schneefrei zieht sich im Juli 2016 teilweise ein schöner Firngrat nach oben. Spuren sind überall vorhanden und mit Steigeisen und Pickel auch problemlos bewältigbar. Am Ende des Firngrates geht es linkshaltend rauf auf Block und Brösel. Das Gelände lehnt sich dann zurück und das Gipfelkreuz zeigt sich zum ersten Mal auf einem steilen Felsspitz über den man von Süden völlig unproblematisch aufsteigen kann.

Die Aussicht in alle Richtungen ist gigantisch. Ob die Ötztaler Alpen mit der benachbarten Wildspitze und den großen Gletscherflächen drumrum oder der Blick in die Ferne zum Ortlermassiv oder der Berninagruppe, es ist eine große Gipfelschau! Einzig die seit 2008 neu am Nordostgrat direkt unterhalb des Gipfels positionierte Wetterstation stört den ungehinderten Ausblick.

Nach ausreichender Gipfelpause ging es auf gleichem Weg wieder runter. Kurz vor der verfallenen Brizzihütte sind wir allerdings auf Pfadspuren nach Süden abgebogen um dem schönen Brizzisee einen Besuch abzustatten.

Die Martin-Busch-Hütte empfehle ich nicht unbedingt als Stützpunkt für mehrere Touren. Die Similaun-Hütte oder das Hochjochhospiz sind deutlich schöner. Durch die E5-Bergtouristen ist auf der Martin-Busch-Hütte ein nicht ganz typisches Bergsteigerpublikum. Gibt einfach zu viele die hier vorbeikommen damit sie angeben können einmal die Alpen zu Fuß überschritten haben (natürlich ohne zu erwähnen dass auf dem E5 ein recht exzessiver Gebrauch von Bus und Seilbahn dabei ist). Die "E5er" die hier vorbeikommen sind allerdings noch die "Alpineren" die an diesem Tag in der Regel von der Braunschweiger Hütte/Zwieselstein/Vent rüberkommen. Die "faulere Spezies" nimmt ab dem "wunderschönen" Tiefenbachferner den Bus runter nach Zwieselstein und dann den Bus rauf zum Timmelsjoch bevor sie dann nach Meran weiterlaufen... aber jeder wie er mag.

Tourengänger: Andi_mit_i


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