Safari um den Seestock 2429m

Das Gebiet auf der Westseite des Bisisthals liegt mir sehr am Herzen. Denn ist die Galtenäbnet erstmal erreicht, steht man inmitten einer alpinen Arena mit mächtigen Felsriesen wie dem Wasserberg, den Windgällen oder dem Alpler Horn. Dumm nur, dass diese Szenerie mit einem weiten Flachlauf über die Forststrasse ab Schwarzenbach erkauft werden muss. Das dürfte der Grund sein, weshalb es hier oben deutlich ruhiger zu und her geht als am nahen Glatten.

Ausdauer braucht auch, wer den Seestock besteigen will. Verkürzen liesse sich der Aufstieg nur mit einem Start ab Schächental (Ratzi). Die Routen ab Schwarzenbach hingegen sind alle weit und skifahrerisch nur wenig lohnend. Mit einem bescheidenen Zusatzeffort von 280Hm lässt sich der Rückweg aber durchaus spannend gestalten: Man fährt vom Gipfel die schöne Südflanke ab, umrundet den Seestock und steigt zum Rossgrat auf. Hier wartet nochmals eine lohnende Abfahrt über dessen steile Nordflanke.

Mein Start erfolgt um 08:15 in Schwarzenbach (950m). Es ist eisig kalt nach der klaren Nacht. So drück ich auf die Tube, auch um die weitläufige Forststrasse ins Stäfeli (1544m) schnell hinter mich zu bringen. Als dann aber eine halbe Stunde später die frisch verschneite Winterlandschaft im Licht der aufgehenden Sonne glänzt, schliesse ich auch mit dieser Etappe Frieden. Ein kurzer Anstieg bringt mich auf die weite Galtenäbnet mit ihren Alpsiedlungen Hüttenboden und Siwboden. Wie jedes Mal bin ich begeistert, was für eine Ruhe dieser Ort ausstrahlt.

Drei Türler befinden sich bereits im Schlussaufstieg zum Erheblich-Klassiker Firsthöreli, dem mit Abstand beliebtesten Ziel im Gebiet. Ein weiterer Vorgänger peilt den Rossgrat und hat bis zur Gander Fur (2016m), dem Übergang ins Hürital, gespurt. Ab hier muss (darf) ich selber ran. Dem natürlichen Geländeverlauf folgend ziehe ich über die Schafsätz zur Oberalp hoch. Hier befindet man sich zu Füssen vom Seegrat, dessen Scharte (P. 2286) man über einen kurzen Steilaufstieg gewinnt. Das Gelände hier ist gut 35° steil, die allerletzten Meter unter dem Grat (welche ich zu Fuss absolviere) knapp 40°.

Im Anschluss unschwierig alles dem Grat entlang bis zum Gipfelaufschwung. Diesen gewinnt man zu Fuss, heute mit etwas Gewürge über schlecht eingeschneiten Fels. Das Panorama auf dem Seestock (2429m) ist äusserst eindrücklich. Im Osten erkennt man Glärnisch, Pfannenstock, Bös Fulen, Ortstock etc, im Süden Gemsfairenstock und Clariden, im Norden Wasserberg, Mythen, Forst- und Druesberg, im Westen die Lidernengruppe. Und in unmittelbarer Nähe thronen die Felsbastionen Windgällen, Alpler Horn und Alpler Torstock.

Nach einer ausgiebigen Mittagsrast fahre ich die breite Südflanke ("Seeplanggen") Richtung Alplersee ab. Diese ist gut 30° steil und heute sehr schön zu fahren (Sulz). Mit Vorteil hält man rechtzeitig nach Osten, um dann über ein breites Band den SE-Gratausläufer zu umrunden. Auf ziemlich genau 2000m felle ich wieder an und ziehe durch den weiten Kessel Richtung Rossgrat, dieses Mal auf der Nordseite vom Seestock. Das ist für mich die schönste Seite am Skitouren: alleine durch abgelegene Winterlandschaften spuren. Im Schlussaufstieg zum Rossgrat (2282m), der heute ein paar Mal begangen wurde, ritzt man knapp die 30°-Grenze. Kleinere Verwechtungen sind möglich.

Vom Rossgrat, direkt am Nordfuss des Seestocks gelegen, lässt sich ein eindrückliches Schauspiel beobachten: Die Nebelgrenze steigt höher und höher. Drues- und Forstberg sind bereits arg am Kämpfen. Nach einem längeren Schwatz mit einem Spätstarter fahre ich die ideal geneigte Nordflanke ab, leider etwas gedeckelt, drunter aber noch Pulver. Mit wenig Stöckelei schaffe ich es über die Galtenäbnet, wo in der Abfahrt zum Stäfeli nochmals schöne Schwünge drinliegen. Anschliessend in langer und rasanter Fahrt über die Forststrasse zurück ins Schwarzenbach.

slf mässig

Zeiten
1:15  Stäfeli
1:10  Gander Fur
1:25  Seestock (total 3:50)
1:10  Rossgrat
0:35  Schwarzenbach