Hüritaler Perlen: Höch Pfaffen - Schwarz Stock - Seestock


Publiziert von Bergamotte , 25. September 2012 um 22:13.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:23 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-SZ 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1825 m
Abstieg: 1825 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW ins Liplisbüel
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW ab Liplisbüel
Kartennummer:1172 Muotathal

Bei meinem kürzlichen Besuch des Wasserbergs hatte ich ausreichend Gelegenheit, die Schächentaler Windgällen-Kette zu studieren. Ich erinnerte mich hierbei einer alten Pendenz, des Höch Pfaffen, welche ich zusammen mit ein paar vergessenen Gipfeln zu einer Hüritaler Rundtour schusterte. Doch aus Zeitgründen musste ich bereits auf dem Höch Pfaffen die Planung völlig auf den Kopf stellen - ein Entscheid, den ich nicht bereuen sollte. Und das nicht nur, weil ich mit dem Schwarz Stock (2527m) unverhofft zu einer hikr-Erstbegehung kam.

Wer den Höch Pfaffen aus dem Hürital statt dem Schächental in Angriff nimmt, muss erstmal in den sauren Apfel beissen. Denn der Talaufstieg mit langen Flachetappen mag landschaftlich wenig bieten. Wichtig: Unbedingt den Wanderweg über Grüen Boden benutzen, denn die Naturstrasse macht bis Vordersten Hütten (1429) unnötige Umwege. Ich bin froh, nach 90 Minuten die Rindermatt (1803m) zu erreichen, wo die Szenerie schlagartig alpin wird. Von der Rindermatt ziehe ich nun zu den Grundplanggen hoch. Den auf der LK eingezeichneten Weg finde ich zunächst nicht, aber es geht auch ohne. Ab 1900m heisst es dann sowieso weglos die zerrissenen Weiden hochsteigen.

In einem Bogen ziehe ich nun um den Berglichopf herum, wobei hier oben wieder schwache Wegspuren zu erkennen sind. Zuletzt über einen Geröllhang erreiche ich bei P. 2360 den Ostgrat des Höch Pfaffen (2459m), auf dessen Gipfel ich wenige Minuten später stehe. Der ganze Aufstieg erreicht maximal T3, exponierte Stellen fehlen gänzlich. Auf dem weich gepolsterten Gipfelplateau mach ich's mir bequem, geniess ein ausgiebiges Frühstück und den Blick auf Schärhorn, Windgällen, Spannort, Rotstock, Lidernen etc.

Eigentlich hatte ich geplant, nun weiter auf Sirtenstock, Gamperstock und Chinzerberg zu ziehen - eine mässig intelligente Kombination. Denn weder Höch Pfaffen noch Sirtenstock können überschritten werden, stattdessen müssen zeitraubende Umwege in Kauf genommen werden. So bastle ich mit Hilfe des SAC-Führers ein Ersatzprogramm im Osten zusammen. Schwarz Stock und Seestock drängen sich hier geradezu auf. Doch ersterer bereitet mir Kopfzerbrechen, denn die Beschreibung ist dürftig und wenig schmeichelhaft: "Brüchiger Felsgipfel... Sehr selten bestiegen (Gamsjäger)" Soll ich vielleicht direkt den Seestock ansteuern? Doch die Neugier obsiegt und ich entscheide mich für den Augenschein vor Ort.

So steige ich zurück zu P. 2360, von wo ich rüberquere, um zum Chli Törli (2447m) hochzusteigen, einem kecken Übergang ins Bisisthal. Diese Passage durch Geröll und Schutt ist mühsam, wenn auch ungefährlich, für mich eine T4-. Das Gelände auf der anderen Seite präsentiert sich deutlich angenehmer. In wenigen Minuten erreicht man die abweisende Ostflanke des Schwarz Stock. Ein zunächst steiles Grasband ermöglicht das Erreichen der nächsten Ebene, den Pickel hab ich hier als hilfreich empfunden (T5). Irgendwann heisst es, vom Grasband die Felswand hochzuklettern. Ich empfehle, dem Grasband bis praktisch ans Ende zu folgen. Dort zwänge ich mich durch ein enges Felstor, um dann einfach wenige Meter aufs grosse, karstige Gipfelplateau hochzuklettern. Zur Sicherheit markiere ich die Ausstiegsstelle mit Steinen und steige zum höchsten Punkt des Schwarz Stock (2527m) hoch.

Der Abstieg über die gleiche Route geht besser als erwartet. Vom Wandfuss steige ich in NOO-Richtung bis auf etwa 2250m ab, um dann Richtung Alplersee abzudrehen. Und hier erlebe ich einen fantastischen Ausblick: Aus dieser Perspektive scheint es, als bräche der Seestock mitsamt sein Graten senkrecht 400Hm in den Alplersee ab (was er natürlich nicht tut, aber was für eine herrliche Täuschung). Ich steige noch ganz zum Alplersee (2081m) ab und ziehe dann den SO-Grat des Seestock hoch. Diese Route stufe ich mit T4 höher ein als der Führer. T3 scheint mir angesichts fehlender Wegspuren / Markierung, Anforderungen an Trittsicherheit und einer gewissen Exponiertheit zu aggressiv.

Das Panorama auf dem Seestock (2429m) bildet dann den Tageshöhepunkt, auch weil sich mittlerweile die letzten Dunstfetzen verzogen haben. Die Fernsicht ist beinahe perfekt. Schweren Herzens steige ich nach langer Pause zum Seegrat (2286m) ab (T3+) und rutsche das Geröllfeld zur Oberalp ab. Über das Martertal und den Tritt erreiche ich wieder die Rindermatt. Das Hürital ist auch im Abstieg kein Gassenhauer, doch immerhin belohnt der ständige Blick auf den wuchtigen Wasserberg.

Epilog: Erst zuhause stelle ich fest, dass es sich beim Schwarz Stock um eine hikr-Erstbegehung handelt. Was für eine angenehme Überraschung, dass selbst in den rasch erreichbaren Voralpen noch jungfräuliche Gipfel von solcher Höhe zu finden sind.


Zeiten
2:50  Höch Pfaffen
1:00  Chli Törli - Schwarz Stock
1:25  Seestock
1:45  Liplisbüel

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (3)


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MaeNi hat gesagt: Eine schöne..
Gesendet am 26. September 2012 um 08:12
....Variante...dass das uns noch nie in den Sinn gekommen ist..;-)

LG usum Muotithal
N&M

Bergamotte hat gesagt: RE:Eine schöne..
Gesendet am 26. September 2012 um 08:51
Ja, hab mich auch grad wahnsinnig clever gefühlt, als ich auf dem Pfaff spontan auf diese Idee kam... :-))

MaeNi hat gesagt: RE:Eine schöne..
Gesendet am 26. September 2012 um 09:01
:-)


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