Šluknovsko - Zipfelstürmer I


Publiziert von lainari , 21. Dezember 2015 um 21:58.

Region: Welt » Tschechien » Šluknovská pahorkatina
Tour Datum:20 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 340 m
Strecke:25,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Pirna, S-Bahn S 1 Pirna-Dresden, Trilex TLX 2 oder TL 61 Dresden-Ebersbach
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus Linie 241 Hinterhermsdorf-Pirna
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 13 Šluknovsko a Česke Švýcarsko

Durch den Schluckenauer Zipfel
 
Schon länger beschäftigt mich die Idee, den tschechischen Teil des Lausitzer Berglandes, den sogenannten Schluckenauer Zipfel auf verschieden Routen zu durchqueren. Wetter, Termine und ÖV-Fahrtmöglichkeiten gilt es dabei unter einen Hut zu bringen. Heute könnte es für eine Tour passen, obwohl für einige Regionen Ostsachsens auch wieder mit über die Grenze hereinziehendem Nebel gedroht wird. Immerhin stellt man dort ab Mittag Besserung in Aussicht, so dass ich einen Versuch wage. Ich starte motorisiert in einen klaren Morgen. In Pirna wechsele ich auf die S-Bahn nach Dresden. Der Fahrkartenerwerb am Automaten ist eine zeitraubende Sache. Ein simpler Kilometerpreis wäre wahrscheinlich zu einfach. Am lustigsten scheint hier noch die Aussage/Aufforderung sich im Internet über günstigere Preise zu informieren. Man könnte grad noch auf den PKW verweisen…
Der Zug verkehrt pünktlich. Auf dem Dresdner Hauptbahnhof gehe ich hinunter in den Kopfbahnhofsteil und sehe ein noch leeres Gleis. Ich mache schnell einen Abstecher in die Kuppelhalle zum großen Weihnachtsbaum. Zurück auf dem Bahnsteig ist der Trilex-Desiro-Triebwagen eingetroffen. Schwach besetzt macht er sich gleich darauf auf den (Rück-)Weg. Bei der Fahrt über die Elbbrücke zeichnet sich hinter der barocken Silhouette der Stadt die Morgendämmerung ab. Es verspricht ein schöner Tag zu werden. Das (vermutlich tschechische) Zugpersonal ist freundlich und kompetent. In Bischofswerda werden über den Hügeln des Lausitzer Berglandes erste Nebelwolken sichtbar. Eine über die Maßen lustige mehrköpfige Wandergesellschaft steigt ein und unterhält das Fahrzeug. In Ebersbach steige ich aus und werde von der Zugbegleiterin, die aus dem hinteren Führerstand herausschaut, wie ein Stammgast verabschiedet. Ich mache mich marschfertig und erreiche nach wenigen Metern die Grenze. Hinein in den Zipfel…
 
Der Nachbarort Jiříkov (Georgswalde) beginnt mit Gewerbeansiedlungen. Nach einiger Zeit komme ich entlang der Straße in den eigentlichen Ortskern. Ein Stück hinter der Kirche treffe ich auf einen Wanderwegweiser und folge ab hier einer grünen Markierung. Das Siedlungsgebiet zieht sich lang dahin. Danach verzweigt sich der Fahrweg in einen rechten und linken Feldweg. Der Wanderweg nimmt, ausweislich der Markierung, etwas diffus die Mitte dazwischen, einen gehölzbestandenen Wiesenrand. Er zeichnet sich dabei wenig bis gar nicht auf dem Untergrund ab. Kurz darauf endet der Pfad in einem Dickicht. Nach links zur Offenfläche hin ausgewichen, werde ich wieder fündig und gelange in den Wald hinein auf einen Waldweg. Am Abzweig Harta wechselt der Verlauf auf einen Asphaltweg. Einige blaue Lücken am Nebelwolkenhimmel stimmen mich optimistisch. Nach einiger Zeit komme ich nach Valdek (Waldecke), überquere die Bahnstrecke, gehe kurz an einer Hauptverkehrsstraße entlang und biege erneut in den Wald hinein. Im Wald nimmt die markierte Strecke einen wenig begangenen Verlauf. Mit einiger Aufmerksamkeit bleibe ich richtig. Nun liegen die Wolken auf und es ist feuchtkalt. Von den angekündigten dezemberlichen Temperaturrekorden ist man hier weit entfernt. Es weht ein starker böiger Wind und es dürften etwa 5° C sein. Der Weg folgt abschnittsweise der Hlavní Evropské rozvodí Labe-Odra (Europäische Hauptwasserscheide Elbe-Oder). Was in einem richtigen Gebirge oft sehr deutlich wird, ist hier recht unscheinbar. Im Offenland streift der Weg das obere Ortsende von Nové Křečany (Neu Ehrenberg). Geradewegs weitergelaufen, bringt mich ein Stichweg zur Pramen Mandavy (Mandau-Quelle). Die hier entspringende Mandava (Mandau) fließt über die Neiße in die Oder. Zurück auf dem Hauptweg, laufe ich weiter. Der Nebel kondensiert mittlerweile an den Bäumen und es tropft darunter recht heftig. Als ich mich einem querenden Sträßchen nähere, schwillt kriegsartiger Lärm an. Drei Quads und ein Enduro donnern in Höchstgeschwindigkeit vorbei. Kurz darauf komme ich zum Abzweig am Zelený Kříž (Grünes Kreuz). Der Waldweg ist durch Forstarbeiten aufgewühlt und schwierig zu begehen. Ich orientiere mich ab hier nach einer roten Markierung. Der Wald erdröhnt erneut von Motorenlärm. Aus welcher Richtung ist nicht genau auszumachen, als plötzlich ein Quad auf dem schmalen Weg um eine Kurve herum auf mich zurast. Beherzt rette ich mich ins Dickicht und lasse die Chaoten passieren. Dabei muss ich mich vor aufgewirbelten Steinbrocken schützen. Die Fahrer sind zwar über den unerwarteten Passanten erschrocken, gehen jedoch nicht ein bisschen vom Gas. Über Wiesenland, dass an einer Stelle von den Fahrzeugen völlig zerpflügt wurde, komme ich hinunter nach Brtníky.
 
Vorbei an der Bahnstation erreiche ich den Ort, der mir trostloser denn je vorkommt. Am Ortsrand sehe ich einige „Bio-Rinder“ in einem Gatter knietief im Schlamm stehen. Der einzige trockenere Fleck ist ein Futter-Heuballen, auf dessen Insel sich einige Tiere gerettet haben. Alles ist mit Pampe und Fäkalien benetzt, so dass man geneigt ist, einen Massentierhaltungsstall im Vergleich dazu als Hort der Hygiene und des Tierwohls anzusehen. Eine neue Brandruine säumt den Weg. An der Hauptstraße wechsele ich auf eine blaue Markierung. Am folgenden Abzweig hat man das Ortsbild zwischenzeitlich durch den Abriss zweier Brandruinen „verschönert“. Auf einem Fahrsträßchen durchquere ich in der Folge Kopec (Hemmehübel). Am Eingang des údolí Brtnického potoka (Zeidlerbachtal) finde ich heute doch noch einige Reste der einst hier ansässigen großen Sägerei. Am Talende, wo der Brtnický potok später in die Křinice mündet, biege ich nach rechts ab und überquere auf einem Brücklein den Weißbach. Nun habe ich den Zipfel verlassen…

An der Langwiese finde ich den bekannten kleinen Rastplatz winterfest verpackt vor. Ich lasse mich kurz zur Pause nieder. Dann passiere ich die zwei zu Hinterhermsdorf gehörenden Häuser „Im Loch“ und komme ins Heidelbachtal hinunter. Diesmal halte ich mich nach rechts und gehe Richtung Obermühle. Hier wurde einst ein Jurakalk-Durchbruch ausgebeutet. Die Schächte und Stollen stürzten irgendwann zusammen und die entstandene Pinge füllte sich mit Wasser. Der heutige kleine See leuchtet bei schönem Wetter vom oberhalb vorbeiführenden Waldweg aus gesehen manchmal geheimnisvoll türkisblau. Jetzt bei trübem Wetter ist dem freilich nicht so. Ich gehe wenige Meter zurück und laufe hinauf zu den ersten Häusern der Streusiedlung „Am Langk“. Auf dem Höhenrücken arbeite ich mich zur Emmabank hinauf. Auf dem auch Pfarrberg genannten Hügel, der bei schönem Wetter einen guten Ausblick bietet, befindet sich eine Flugsicherungsanlage. In einer nahen Schutzhütte pausiere ich nochmals. Dann lege ich die abschließenden Meter nach Hinterhermsdorf zurück. Wie befürchtet ist die zentrale Lokalität geschlossen, aber die Wartezeit auf den Bus ist nicht mehr allzu lang. Ein Säulengang bietet einen geschützten Unterstand. Der Bus kommt pünktlich aus der Abstellung. Der Busfahrer sortiert mein Fahrgeld lustlos in die Wechselkasse ein und weist auf Grund meines suchenden Blickes mürrisch auf die Ticketausgabe. Das Fahrzeug füllt sich bei gemächlicher Fahrt auf den Halten im Kirnitzschtal recht gut, aber die meisten Leute steigen am Bahnhof Bad Schandau wieder aus. Im Siedlungsgebiet wird plötzlich aufs Tempo gerückt, der Bus fegt um Ecken und durch Kreisverkehre, dass man sich am Sitz festklammern muss. An der Festung Königstein fluten Weihnachtsmarktbesucher den Wagen. Bis Pirna ist es daher recht eng. Aus den beschlagenen Fenstern heraus sehe ich bei Erreichen der Schönwettergrenze die Reste eines Sonnenunterganges. Nun gut heute war einmal die Rechnung mit dem Wetter nicht aufgegangen.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 30 min. Die Schwierigkeit ist durchgängig T1. Die Wegfindung ist trotz Markierung an zwei Stellen erschwert.

Tourengänger: lainari


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