Vlčí hrádek - Kyjov - Kyjovský hrádek (Wolfsburg - Khaa - Oberkarlstein)


Publiziert von lainari , 23. November 2012 um 20:07.

Region: Welt » Tschechien » České Švýcarsko
Tour Datum:21 November 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 540 m
Abstieg: 540 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 241 Pirna-Bad Schandau-Hinterhermsdorf oder Linie 268 Sebnitz-Hinterhermsdorf
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel und Gasthof „Erbgericht“, Hotel „Sonnenhof“, Pension und Gasthaus „Zur Hoffnung“ alle in Hinterhermsdorf
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 17 Sächsisch-Böhmische Schweiz und 1:33.000, SK Nr. 40 Naturpark Zittauer Gebirge

Böhmische Felsenburgen
 
Der mittwöchige Feiertag hat mich voll aus dem Arbeitsleben gerissen. Die Wetterprognose für diesen Tag sah Hochnebel, Bewölkung und Wind bei Temperaturen von 5 bis 10° C vorher - trübe Tassen-Wetter also. Was konnte man hier tun? Aus dem Buß- einen Betttag machen und den November-Blues pflegen? Oder eine Pendenz abarbeiten? Ich gab mir einen Ruck und entschied mich für Letzteres. Ich machte mich auf den Weg nach Hinterhermsdorf, um von dort aus zwei böhmische Felsenburgen zu besuchen. Heute war Heidi Happy mit „Hiding with the wolves“ als musikalische Untermalung an Bord. Der Name täuscht, happy wurde diesmal dabei niemand. Die Musik rann wie flüssiges Blei aus den Lautsprechern, Geigen schluchzten, ein Kontrabass dröhnte, der eigenwillige Gesang verschmolz mit dem trüben Tag. Wegen Bauarbeiten im Kirnitzschtal musste ich den Weg über Sebnitz nehmen. Von Titel 11, einem fast schon heiteren Instrumental aufgeschreckt, erreichte ich Hinterhermsdorf. Ich parkte bei der Buswendestelle auf einem großen Parkplatz. Auf eine Beschreibung des Hinweges durch das Kyjovské údolí (Khaatal) bis zur Turistický most (Touristenbrücke) möchte ich an dieser Stelle verzichten und verweise auf diesen Bericht.
 
An der Turistický most bog ich ins údolí Vlčího potoka (Wolfsbachtal) ein. Als Orientierung bis zum nächsten Ziel sollte ein Ausdruck einer Wegskizze aus dem Internet dienen. Die war aber recht ungenau, so dass ich zu weit das Tal hinauflief. Die Seitentäler wiesen alle nicht die gesuchte Geländeform auf. Also kehrte ich um. Der richtige Weg lag noch unterhalb des Abzweiges nach Šternberk, wie mir die Wanderkarte aus dem Rucksack dann verriet. Orografisch links führt ein von einer Holzschranke verschlossener Weg in das Seitental Panský důl. Ein Stück diesen Grund hinaufgelaufen, entdeckte ich den gesuchten unscheinbaren Abzweig nach rechts. Eine große Fichte mit Nistkasten kann hier als Anhaltspunkt dienen. Nach wenigen Metern teilte sich der Pfad auf, ich nahm den linken in den Kuncův důl. Rechts sah ich schon das Felsmassiv, auf das ich hinauf musste. Der Pfad wurde im Verlauf recht feucht und stieg am Talende über Wurzelwerk ruppig an. Kurz vor Erreichen der Hochfläche bog ich über die Talflanke nach rechts, der abzweigende Pfad war hier eher ein Wildwechsel. Nach dem Durchqueren einer flachen Mulde traf ich auf einen deutlicheren Pfad. Dieser führte mich über den Rücken zur Spitze des Felsmassivs. Nach einem künstlich erweiterten Graben erreichte ich den einstigen Standort der Vlčí hrádek (Wolfsburg). Die Entstehung der Felsenburg mit Holzaufbau wird im 13. Jh. angenommen. Die Anlage wurde nicht urkundlich erwähnt, der Name ist also später zugeordnet worden. Zur Funktion muss ein Zusammenhang mit den übrigen sächsischen und böhmischen Felsenburgen gesucht werden. Die Lage im Nirgendwo kann nur mit einer Sperr- oder Übermittlungsfunktion sinnvoll begründet werden. Nachdem ich mich umgesehen und kurz pausiert hatte, ging ich auf dem Höhenrücken zurück. Vorbei an der Aufstiegsstelle kam ich später zur Kreuzung an der Englův pramen (Engelsquelle). Einen Engel oder die Quelle sah ich nicht. Aber es gibt sie, wie Fotos im Internet beweisen. Ich war wohl im Zauberwald.
 
Jetzt nutzte ich den hier abknickenden Köglerova naučná stezka (Köglers Naturlehrpfad). Dieser führte wenig später etwas unterhalb des bewaldeten Gipfels des Kamený vrch (Steinberg) vorbei. Ab hier lief ich abwärts und gelangte in offenes Gelände. Am Hang streifte ich Kyjov (Khaa) und erreichte am Talboden Kyjov - Dixův mlýn (Khaa - Dixmühle). In der Dixmühle soll sich einst der Oberlausitzer Hexenmeister Martin Pumphut aufgehalten haben. Dabei versuchte er die schöne Tochter des Hauses mit schwarzer Magie zu verführen, was sie durch Reinheit und christlichen Glauben abwehrte. So zog er von dannen. Die alte Dixmühle wurde 1945 abgerissen. Ich bog nun nach rechts ins Tal der Křinice (Kirnitzsch) ein und ging talwärts. Nach einem kurzen Stück folgte links ein steiler Treppenaufstieg durch zwei Felsspalten. Die feuchten und teilweise morschen Stufenbretter waren mit Vorsicht zu genießen. Oben befand sich die Kinského vyhlídka (Kinsky’sche Aussicht), von der aus man heutzutage leider nicht mehr viel sieht. Dahinter folgte der steile Abstieg durch das Nebeská brána (Himmelstor). Der schöne, bereits 1884 vom Gebirgsverein angelegte Felsenpfad wendete sich in ein Tal hinein und führte später zum Talgrund des Sýrový potok (Käsewasser) hinunter. Auf der anderen Seite stieg ich wieder steil hinauf und traf auf die Bratrské kameny (Brüdersteine). Dann nochmals hinunter und hinauf passierte ich die Lví doupě (Löwenhöhle) und erreichte später schließlich Kyjovský hrádek (Oberkarlstein). Die Entstehung der Felsenburg mit Holzaufbau wird ebenso im 13. Jh. angenommen. Die Anlage wurde nicht urkundlich, dieser Name ist also auch später zugeordnet worden. Eine Schautafel verweist auf einen Verwaltungssitz, respektive auf eine befestigte Siedlung von Bergleuten als Funktion und stellt eine Burganlage in Abrede. Fundstücke, wie die abgebildeten, würden das beweisen. Dem ist zu widersprechen. Was sollte im Nichts verwaltet werden? Dörfer und Forstwirtschaft gab es noch nicht, einzelne Eisenschmelzen, Schürfstellen oder Pechhütten rechtfertigten keine Burg als Verwaltungssitz. Und weshalb sollten Bergleute hoch oben ohne die Ressourcen Wasser und Wasserkraft auf einem tauben Sandsteinfels siedeln? Da waren sie bestimmt, wie die Archäologen belegt haben, aber aus einem anderen Grund. Die flächenmäßig recht große Anlage dürfte eine Art Versorgungsstützpunkt für die umliegenden und schwer erreichbaren Felsenburgen gewesen sein. Die Historiker schauen jedoch meist nur auf jede Anlage für sich allein und betrachten zu wenig den Gesamtkomplex. Wenn dazu noch die Archive schweigen, beginnt die Glaskugel zu rotieren…
 
Nach einer ausgiebigen Rast und der Besichtigung der wenigen Spuren, machte ich mich an den Abstieg. Dieser nutzte eine enge Felsspalte. Ein Fels mit einer Wetterfahne kam in den Blick. Ein Aufstieg scheiterte am Gepäck und am feuchten Fels. Deshalb stieg ich weiter talwärts. Unten angekommen, bog ich nach links und lief ein Stück den Grund hinauf bis ich zur Klenotnice (Schatzkammer) kam. Nun kehrte ich um und ging zum Kyjovské údolí hinunter. Diesem folgte ich einen knappen Kilometer talwärts. Dann überquerte ich die Křinice auf einer Brücke und folgte der Markierung „Grüner Pfeil“ bergwärts nach rechts. Nach einem Aufstieg über viele Wurzeln (Kettensicherung) erreichte ich die Jeskyně ví l (Feengrotte). Hierbei handelt es sich um eine Schichtfugenhöhle von circa 30 m Länge und 6 m Tiefe, die fast 2 m hoch ist. Heute unspektakulär und düster, soll sie im Winter mit Eiszapfen und Beleuchtung faszinierend wirken. Ich notierte auf meiner Liste für einen Winterbesuch: Frost, Kerzen, Stativ und eine Fee seien mitzubringen. Wobei die Frage zu klären wäre, ob es eine gute oder böse sein muss, nicht dass ich die falsche Person einlade…
Jetzt stieg ich wieder zur Brücke ab, nahm jedoch den Pfad rechts des Baches. Dieser gewann an Höhe und lief einige Seitentälchen aus. Durch den trüben Tag war es schon bedrohlich duster, so dass ich mehrmals zur Uhr schaute, um mich zu versichern, dass es erst früher Nachmittag war. Das Laufen auf dem Pfad war durch Nadeln und Rinde auf dem Boden angenehm federnd. Am Ende des Pfades stieg ich steil zur Turistický most ab. Von hier aus wanderte ich zielstrebig und flott auf dem Fahrweg weiter talabwärts. An der Einmündung des údolí Brtnického potoka (Zeidlerbachtal) wechselte ich die Bachseite und ging über den Weißbach nach Deutschland zurück. An der Langewiese nutzte ich einen kleinen Rastplatz und machte hier eine letzte Pause. Dann passierte ich die zwei zu Hinterhermsdorf gehörenden Häuser „Im Loch“ und kam ins Heidelbachtal hinunter. Am Felsüberhang am Mönchstein traf ich auf den morgendlichen Zugangsweg und lief abschließend nach Hinterhermsdorf hinauf.
 
Der Weg zur Vlčí hrádek ist unmarkiert. Während der Vogelbrutzeit herrscht Betretungsverbot (Aushänge beachten)! Die Schwierigkeit des Burgzuganges, des Felsenweges Kinského vyhlídka - Kyjovský hrádek und des Zuganges zur Jeskyně ví l sind mit T2 zu bewerten, kann witterungsbedingt auch zu T3 tendieren (feuchtes Wurzelwerk an steilen Passagen). Der übrige Weg ist als T1 einzuordnen.
 
Die Wegzeit betrug pausen- und verirrungsbereinigt 5 h 15 min. 

Tourengänger: lainari


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