Plešný (Plissen) und Hrazený (Pirschken)


Publiziert von lainari , 23. Juli 2013 um 17:35.

Region: Welt » Tschechien » Šluknovská pahorkatina
Tour Datum:21 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:20,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Schäferräumicht oder Bus Linie 241 Pirna-Bad Schandau-Hinterhermsdorf oder Linie 268 Sebnitz-Hinterhermsdorf (dann zusätzlich 4 km für An- und Abmarsch)
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel und Gasthof „Erbgericht“, Hotel „Sonnenhof“, Pension und Gasthaus „Zur Hoffnung“ alle in Hinterhermsdorf
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 17 Sächsisch-Böhmische Schweiz

Frühschicht
 
Das leicht getrübte Erlebnis der Vorwoche sollte nun durch einen rundherum wolkenlosen Tag wettgemacht werden. Ich erinnerte mich an eine Tour von 2011, wo ich zum Sonnenaufgang auf dem Weifbergturm war. Eine Wiederholung verknüpft mit einem Ausflug in den tschechischen Teil des Lausitzer Berglandes - dort Šluknovská pahorkatina genannt -, war der Plan für heute. Nach einem sehr zeitigen Weckerklingeln, das mich an einstige Frühschichten erinnerte, nahm ich einen kurzen Imbiss ein und machte mich mit dem Auto auf den Weg Richtung Hinterhermsdorf. Hier fuhr ich bis zur Schäferräumicht. Im mittlerweile schon hellen Morgen lief ich zum Weifberg hinauf und erklomm den 37 m hohen, hölzernen Aussichtsturm. Am Horizont zeigte sich über den Konturen von Hrazený (Pirschken) und Plešný (Plissen) - meinen heutigen Zielen - eine Rotfärbung und es dauerte nicht mehr lange bis zum Sonnenaufgang. Auch diesmal wurde das Ereignis mit einem kleinen Frühschoppen gewürdigt. Ich genoss noch einmal ringsherum das Panorama, stieg dann ab und setzte anschließend meinen Weg fort.
 
Nach einigen Metern überquerte ich die tschechische Grenze und lief durch den Wald bergan. Nach Überschreiten des Höhenzuges wurde das Gelände offener und über Wiesen führte der Weg hinüber zum Hanlův vrch (Hanelberg). Hier befinden sich die Reste eines ehemaligen Militärobjektes der Tschechoslowakischen Volksarmee. Das mit Betonplatten ausgelegte kleine Gipfelplateau soll einer Radaranlage gedient haben. Über Wiesengelände marschierte ich auf der Anhöhe in östlicher Richtung, bis der Weg talwärts führte. Hier überquerte ich die Bahnstrecke, die einst zu k. u. k.-Zeiten als Nordböhmische Industriebahn Niedernixdorf-Rumburg gebaut wurde. Heute wird sie nur an Wochenenden im Ausflugsverkehr bedient, später dazu mehr. Ich passierte die einsame Station Mikulášovice horní nádraží (Bahnhof Obernixdorf) und erreichte die Häuser am Talboden. Dort bog ich nach rechts ein. Später wechselte ich auf die Straße hinüber. Nur wenige Fahrzeuge waren hier unterwegs. Plötzlich näherte sich ein größeres Fahrzeug von hinten und wurde neben mir langsamer - ein Linienbus, dessen Fahrer mich freundlich zum Einsteigen einlud. Ich schüttelte mit dem Kopf, deutete mit den Fingern eine Laufbewegung an und dankte mit erhobenem Daumen. Kurz darauf erreichte ich die Kaple Nejsvětější Trojice (Dreifaltigkeitskapelle), die von 1736 datiert. An der folgenden Straßenkreuzung hielt ich mich links, um wenige Meter danach rechts einzubiegen. Der Waldweg hatte vereinzelt eine Forstmarkierung (weiß-nichts-weiß), die als Anhalt dienen konnte. Er führte an einer Bergflanke aufwärts und am gefühlt höchsten Punkt stieg ich weglos in direkter Linie zum Basaltgipfel des vollständig bewaldeten Plešný (Plissen) hinauf. Oben befindet sich ein Vermessungspunkt.
 
Ich kehrte zum Weg zurück. Weiter der Forstmarkierung folgend, lief ich scheinbar endlos durch den Wald. Unzählige Abzweige, Wege und Richtungswechsel, die meine Karte nicht kannte, waren geeignet Unsicherheit zu stiften. Zuletzt strebte ich ostwärts und traf - genau richtig - am Zelený Kříž (Grünes Kreuz) ein. Nun nahm ich den mit einem roten Strich markierten Wanderweg. Später den Wald verlassend, stieg ich über eine Wiese bergwärts, um oben an der Waldkante entlangzulaufen. Ab den Ferienhäusern von Číhaná führte der Zugang zum Hrazený als schmaler Bergpfad steil hinauf. Zunächst ging ich bis zur Vyhlídka Volský kámen (Ochsenstein-Aussicht). Dort befindet sich ein Kreuz zum Gedenken an die Heimatfreunde Franz und Eduard Bienert aus Šluknov (Schluckenau), die 1990 einem Verbrechen zum Opfer fielen. Ich blätterte ein wenig im Gipfelbuch und machte einen kurzen Eintrag. Nach einer Rast nahm ich noch den eigentlichen Basaltgipfel des Hrazený (Pirschken oder Pirsken) mit. Einer grünen Markierung folgend, stieg ich anschließend vom Berg ab und wanderte aus dem Wald heraus über Wiesen nach Knížecí (Fürstenwalde). Nach einigen einzelnen Häusern erreichte ich weiter talwärts den eigentlichen Ort. Erfreuliche Anblicke wechselten mit anderen. Eine Anwohnerin im Bikini wusch neben der Straße das Auto, dabei stand zu wenig Stoff zu viel Haut gegenüber. Was bei anderen Trägerinnen als Erotic car wash gilt, beanspruchte hier meine visuelle Aufnahmekraft sowie den Gummizug der knappen Textilie in enormem Ausmaß. Über Wiesenland lief ich weiter hinunter und kam nach Staré Hraběcí (Altgrafenwalde). Wie viele Ortsnamen der Region deutet auch dieser auf eine tiefe Verwurzelung der einstigen lokalen Herrschaft hin.
 
An der kleinen Kapelle vorbeigelaufen, bog ich nach rechts auf einen Weg ein, der zunächst ein Bachtal querte. Dann durch Wald, führte er im Verlauf auf Wiesenland hinaus. Kurzes Gras, minimale Fahrspuren und hügeliges Gelände erschwerten die Orientierung. Überhaupt sah ich heute nur Wiesen- und Viehwirtschaft, Felder gab es in dieser Region nicht. Auf dem Höhenrücken angekommen, wurde das Tal von Mikulášovice sichtbar. Ich wanderte hinunter und umging linker Hand ein umzäuntes Areal. Kurz der Straße gefolgt, querte ich eine Wiese hinüber zur Anliegerstraße und strebte zur Station Mikulášovice horní nádraží (Bahnhof Obernixdorf) hinauf. Der Name Bahnhof rührt übrigens aus der Zeit, als für den Güterverkehr noch ein Lade- und Nebengleis vorhanden war. Am Gebäude war ein interessanter Aushang angebracht: die Region Ústí hat eine Senkung des Bahnfahrpreises um 25 % für diverse schwach nachgefragte Strecken beschlossen. Das kannte ich zuvor nur vom Hörensagen, nun konnte ich es schwarz auf weiß lesen. Teilweise sollen stark steigende Fahrgastzahlen den Umsatzeinbruch wettgemacht haben, ob die Maßnahme hier allerdings Wirkung entfaltet bleibt zweifelhaft. Meine Recherche hatte ergeben, dass man am Wochenende zwischen zehn und elf Uhr auf dieser Strecke drei Zugfahrten beobachten konnte. Ich suchte mir am Bahnübergang an einem Teich einen schattigen Rastplatz und genoss, von einigen Fotoaufnahmen der Züge unterbrochen, meine Pause und den schönen Sommertag. Anschließend ging ich bergwärts und passierte in der Folge den Hanlův vrch und später die Grenze. Den Weifberg voraus, bog ich links ein und kehrte zur Schäferräumicht zurück. Frühschicht erfolgreich beendet.
 
Die Gehzeit betrug wartezeit- und pausenbereinigt 5 h 15 min. Die Strecke ist mit T2 zu bewerten. 

Tourengänger: lainari


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 16879.kml

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