Mättlistock und die beiden Gumen-Gipfel


Publiziert von Kauk0r , 15. November 2015 um 15:36.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:12 November 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe 
Aufstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis zur Parkbucht am Klöntalersee gegenüber dem Alpwegabzweig Herberig

Da der Herbst weiterhin feinstes Bergwetter bereit hielt, sollte die Freizeit erneut mit Bergsteigen gestaltet werden. Der Klöntalersee ist von meinem Wohnort gar nicht so schlecht zu erreichen und bietet mit der ihn südlich begrenzenden Gipfelkette einen idealen Ausgangspunkt für sonnige Herbsttouren. Damit das Anfahrts-Touren-Verhältnis auch zufriedenstellend ausfällt, steige ich zum Aufwärmen auf den Mättlistock (1910 m) und im Anschluss noch auf den Gumenstock (2256 m) und den Chli Gumen (2247 m).

Direkt gegenüber dem Parkplatz folge ich dem Alpweg aufwärts bis zur ersten Kreuzung (909 m) dem Wegweiser nach rechts, wohin ein kleiner Wiesenpfad abzweigt. Im Bereich des Waldes verbreitert sich der Pfad zu einem ansehnlichen Alpweg. Nachdem man aus dem Wald wieder heraussteigt hält man sich direkt eher links dem markierten Weg nach, die Alpe Obere Herberig (1199 m) bleibt rechts liegen. Gleich darauf taucht man wieder in den Buchenwald ein, jetzt im Herbst liegen hier unangenehme Blättermassen. Insgesamt zieht der Weg zügig bergan, ohne jedoch zu steil zu sein. Nachdem man den Schwämmliwald durchquert hat betritt man die freien Alpflächen unter der Alpe Lochstafel (1539 m), die bald darauf passiert wird. Ich folge noch bis ca. 1700 Meter dem Wanderweg und verlasse ihn dann an der Wendung auf schwachen Pfadspuren, um direkt unter die Nordostflanke des Mättlistocks zu queren. Durch sie leiten ganz seichte Pfadspuren empor, wenn man davor steht hält man sich eher rechts in der Mulde. Im steilen Mittelteil hat man die Wahl zweier Durchlässe zwischen Felsplatten. Der direktere linke ist etwas anspruchsvoller, hier wird nicht geweidet und die Tritte werden weniger ausgeprägter. Durch den rechten Durchlass führen wiederum Spuren. Danach legt sich das Gelände wieder etwas zurück und man entscheidet sich für eine Route. Eher nach rechts hält man sich gegen den Gipfel, eine leicht mit Felsen durchsetzte Grasrippe eignet sich für den östlich gelegenen Kreuzstandort. Insgesamt würde ich die Flanke mit einer soliden T3 bewerten. Auf dem Gipfel bietet sich dann trotz der geringen Höhe ein schönes Panorama.

Der Abstieg erfolgte auf der gleichen Route in den breiten Sattel von P.1739, diesen erreicht man mit etwas Gespür für die richtige Wegwahl über das kuppierte Gelände der Oberen Scheiterböden. Danach geht es auf dem Wanderweg hinab zum schattigen Seeboden und zur Alpe Dejen (1733 m). Hier folgt man dem Wegweiser Richtung "Aueren" beziehungsweise dem Quad-Weg, der hinter der Alpe emporzieht. So erreicht man zügig das Alpgebäude Uf den Schijen (1943 m). Im Anschluss geht es über den sich etwas verlaufenden, aber ausreichend markierten Pfad hinauf auf den Südrücken des Chli Gumen bei P.2056. Von hier könnte man nun einfach diesen Rücken zum Gipfel aufsteigen. Ich bin dagegen mit möglichst wenig Höhenverlust gegen den Gumenstock gequert, dabei wird kurz ein Geröllfeld durchschritten: Ziel ist der Südwestrücken des Gumenstocks. Dieser steile Grasrücken wird in beliebiger Route angegangen, der Mittelteil ist deutlich mit Schrofen und Geröll durchsetzt. Deshalb ging es für mich von links/nördlich an die Flanke heran, um diesen Teil zu umgehen. Dabei hilft eine deutliche Spur unter der Schrofenzone. Man quert danach wieder zurück gegen den Rücken, das Gelände ist hier sehr steil, das Gras im Herbst halt strohig und unangenehm zu gehen. Deshalb schadet die meist gute Stufung des Untergrunds nicht. Das Gelände ist wesentlich anspruchsvoller (T4+) als am Mättlistock. Zurück auf dem Südwestrücken hält man sich am besten weiterhin im Aufsteig eher links, um möglichst wenig Kontakt zum Geröll zu bekommen. In anhaltender Steilheit geht es dann auf den Gratrücken, der dann einfacher, kurz auch mal schmaler zum Gipfel des Gumenstocks (2256 m) mit schön geschmiedetem Kreuz und Buch führt.

Der Gratübergang zum Chli Gumen über den Westgrat vom Gumenstock hinab bleibt so anspruchsvoll wie der bisherige Aufstieg (T4+). Von oben kommend wirkt das zunächst mächtig steil, je weiter man absteigt desto machbarer zeigt sich das Gelände. Über den schmalen Grat geht es in Gras hinab bis vor den gerölligen unteren Abschnitt des Grats. Das äußerst brüchig wirkende Geröll bin ich in großzügigem Bogen nach links in gut gestuftem Grasgelände umgangen, zurück zum Grat quert man auf einer Spur im Geröll. Im Anschluss leiten fast durchgehende Pfadspuren den angenehm breiten Grat mit seinen Kuppen entlang. Im Ostgrat des Chli Gumen warten noch zwei Schlüsselstellen, die nochmals eine Steigerung der Schwierigkeiten bieten (T5). Am ersten Aufschwung des Grats muss ausgesetzt und auf in Bänderstrukturen mit kurzzeitig kaum mehr als Fußbreiten Tritten nach links hinausgequert werden. Die Rückkehr zur Grathöhe ist dann sofort wesentlich einfacher und wieder mit Spur versehen. Der folgende Gratkopf wird einfach an den Schlussaufschwung heran traversiert. Entweder setzt man die Querung fort um auf den oberen Südrücken zu gelangen oder man bleibt an der etwas schotterigen Gratkante bis diese sich mit Felsblöcken aufsteilt. Diese umgeht man knapp links über eine steile Grasrinne mit guten, aber hohen Tritten (unangenehm T5-). Der Übergang vom Graskopf zum Gipfel ist dann wieder einfaches Gehgelände. Auch auf dem Chli Gumen (2247 m) steht ein einfaches Kreuz mit Buch, der Gipfel scheint aber deutlich weniger frequentiert.

Für mich erfolgt der Abstieg zwangsläufig über den oben raus noch ein wenig steilen Südrücken (T3-), der in der Folge imm breiter wird, durch die Beweidung ist er gut zu begehen, wenn er auch ziemlich mit Heidekraut verbuscht ist. Der Blick in die Karte zeigt einen möglichen Rückweg über die Planggen. Somit quere ich vom Südrücken erneut gegen den Gumenstock und nutze zum Abstieg eine kürzlich angelegte Quad-Trasse zur Alpe Gumen (1921 m), die weil noch recht weich im Untergrund komfortabel zu begehen ist. Hier geht es ohne Weghinweis nach links über einen wiederum nur schwach ausgeprägten, markierten Pfad nach Osten. Die Wegspur wird aber wieder ausgeprägter und führt in einem Bogen in den eindrucksvollen Kessel unter Gumenstock und P.2233 und weiter zu Alpe Mittler Stafel (1706 m). Hier endet dann die bislang gute Markierung des Weges, mir wird dann erst am See klar warum: Dies scheint kein offiziell beschilderter Wanderweg mehr zu sein. Zwar findet sich an einer Mauer der Mittler Stafel noch ein großer Schriftzug "Klöntalersee", Markierungen sind ab hier jedoch nur noch spärlich und stark verblasst zu finden. In der Schweizkarte ist der Wegverlauf aber korrekt eingezeichnet. Dem Hinweis an der Alpe folgend quert man zunächst etwas absteigend zum gegenüberliegenden Hang, hier gibt es einen kleinen Gegenanstieg, im Zweifel lieber aufwärts halten. Danach wird nochmal gequert, hier auch auf keinen Fall abwärtsführenden Spuren folgen. Im Anschluss wird absteigend ein überaus steiler, scheinbar im Nirgendwo endender Kessel gequert, die Wegspur ist hier sehr schmal und abschüssig, sehr unangenehmes Gehgelände. Nach einem kleinen Gegenanstieg zieht der Steig weiterhin in sehr steilem Gelände abwärts, das Gehen setzt volle Konzentration voraus, ein Ausrutscher hätte vermutlich gravierende Folgen. So erreicht man dann die Vorderen Planggen und ein Hüttchen unter einem Felsvorsprung. Den weiteren Wegverlauf kann man von hier über die hochgelegenen Steilmähder gut einsehen. Man quert die gesamte Flanke auf einem kleinen Wiesensteig an einigen Hüttchen vorbei zum Unterchalberegg (1415 m). Der folgende Abstieg hinab zum Pauliberg ist nochmals sehr steil, vor allem im Wald fallen die Flanke eindrucksvoll in die Tiefe. Der liebevoll angelegte und gepflegte Weg mit seinen vielen Stufen ist aber besser zu gehen als der bisherige Abstieg. Sogar das Laub der Buchen wird zur Seite gefegt, diese Hingabe für einen Steig nötig vollsten Respekt. Vom Pauliberg (920 m) geht es dann bald auf einem Wirtschaftsweg zur Straße und auf dieser mit einem kurzen Marsch von 15 Minuten bis zum Auto zurück.

Damit endet eine ausgesprochen ausgiebige Tour, die ich so in diesem Ausmaß gar nicht geplant hatte. Das tolle Herbstwetter in einer eindrucksvollen Umgebung mit der traumhaften Aussicht bis zum  Hochvogel 2592 m in meiner Bergheimat der Allgäuer Alpen war aber so überwältigend, dass es immer weitergehen musste. Man bewegt sich zwar die meiste Zeit auf Wegen und Steigen, genießt aber an den beiden Gumen den Reiz des T5-Geländes. Diese Gegend hat mich vermutlich nicht zum letzten Mal gesehen.

Tourengänger: Kauk0r


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Kommentare (2)


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justus hat gesagt: Schöne Herbsttour
Gesendet am 18. November 2015 um 07:33
Eine schöne Herbsttour hast Du da unternommen. Gratulation! Diese Gipfel stehen immer etwas im Schatten der Aufmerksamkeit für Wiggis und Rauti, freut mich das Du diese ausgesucht hast. Der Abstieg via Heuloch, den Du genommen hast ist sicher einer der schönsten.

ciao
/justus

Kauk0r hat gesagt: RE:Schöne Herbsttour
Gesendet am 18. November 2015 um 17:05
Danke Justus! Ich denke von dieser Tour werde ich noch lange zehren, da hat einfach alles gepasst...Wetter, Gipfel, Einsamkeit...ein Genuss rundrum. Den Rautispitz hatte ich bereits im Winter bestiegen, die beeindruckenden Felswände blieben aber irgendwie ohne nachhaltiges Echo, hätte keinen Gedanke daran verschwendet, ein halbes Jahr später auf einem dieser Gipfel zu stehen. Der Abstieg ist in der Tat schöner als der Alpweg über die Lochstafel, wenn man nur die Karte als Planungsdetail nutzt und von dem Weg nix sonst weiß, ist der Wechsel vom gut markierten Wanderweg hin zum anspruchsvollen Steig doch kurz ein wenig Verwunderung auslösend. Doch wenn man über die Gumen drüber ist, stellt der Weg keine Herausforderung dar, war man jedoch nur am Wanderweg unterwegs, stellt sich die Situation sicher anders dar.


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