Piz Por 3028m über Nordwestrippe
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Was für eine Tour sollte man an seinem ersten Urlaubstag machen, wenn man die ganze Nacht durchgefahren ist und morgens um 6 Uhr am Splügenpass ankommt? Klar: Erstmal einen ordentlichen 3000er machen! Der Piz Por (oder Pinerocolo, wie er in Italien wohl auch genannt wird) ist nicht allzu hoch, sollte also auch unakklimatisiert möglich sein. Meine Freundin Marie begleitete mich bis zum Lago Azurro und noch ein Stück weiter Richtung Bivacco Suretta, doch irgendwo im endlosen grobblockigen Geröll reichte es ihr für den ersten Tag und ich ging allein weiter.
Müdigkeit verspürte ich überhaupt nicht, vielmehr war es so, als ob ich nach Monaten zuhause das erste Mal wieder richtig wach war. So erreichte ich recht zügig das große Plateau unterhalb des Ghiacciaio di Suretta. Ich wollte Fotos machen, doch meine Kamera war wohl noch im Koffer. Tja, blöd gelaufen... Ich ließ dann das Bivacco Suretta rechts liegen und querte über riesige Firnfelder zuerst in südöstlicher, später in östlicher Richtung unterhalb der Felswände, die von der Punta Adami herabziehen. Zuletzt kraxelte ich etwas über die Felsen, um nicht zuviel Höhenmeter zu verlieren, und erreichte das Tal zwischen den Ausläufern der Punta Adami und dem Piz Ursaregels. (Insgesamt ca. 50 bis 100 hm Verlust.)
Ich visierte eine Stelle im Grat zwischen P2916 und Piz Ursaregels an, die mir erreichbar zu sein schien. Zuerst ging es über Firnfelder, später über Geröll und zuletzt musste ich eine etwas unangenehme, sehr bröckelige Kraxelstelle überwinden. (Nur ca. 3 Meter, I bis II, aber etwas ausgesetzt und hochgradig instabil.) Oben querte ich leicht ansteigend weiter in nordöstlicher Richtung und erreichte kurz darauf eine Scharte im Grat zwischen P2916 und P2895.
Hier entschied ich mich, über den Surettagletscher zu gehen, da ich nicht sicher war, ob ich über die Bocchetta del Pinerocolo hinübergelangen könnte. (Außerdem hätte ich dort auch absteigen müssen.) Mit Steigeisen und Pickel stieg ich also den Gletscher hinab und querte dann unterhalb der Felswände, die von P2895 herabziehen, weiter Richtung Nordosten. (Ca. 100 bis 150 hm Verlust.) Unschwierig erreichte ich dann den flachen Rücken, der vom Südwestgipfel des Piz Por herabzieht.
Ursprünglich hatte ich vor, über den Südwestgrat zu kletteren. Die steile Scharte zwischen Südwestgipfel und dem Hauptgipfelgrat sah aber so wild aus, dass ich von diesem Vorhaben abließ. Was gab es sonst für Alternativen? Die Nordwestrippe sah zumindest so aus, als ob ein Versuch sich lohnen könnte. Also querte ich über den Gletscherrest hinüber zur Rippe und begann hinaufzusteigen. Im unteren Bereich sind hier ein paar sehr steile Wände, die irgenwie überwunden werden mussten. Ich fand eine Möglichkeit etwas hinaufzuklettern und fand ein Band, das nach links oben leitete. Ich folgte ihm ein paar Meter, doch es wurde immer bröckeliger und an einer sehr schmalen Stelle wurde es mir zu gefährlich. Ich drehte also um und kletterte wieder zurück zum Fuß der Rippe.
Viele Möglichkeiten blieben nicht mehr, aber manchmal muss man nur hartnäckig genug sein und alles ausprobieren. Ich kraxelte also noch etwas weiter rechts an der Rippe vorbei, immer knapp oberhalb des Gletscherrestes. Hier waren teilweise sehr glattgeschliffene Blöcke und Platten. An einer Stelle quetschte ich mich unter einer überhängenden Wand hindurch wo ich höchstens 60 oder 70 cm Platz bis zur Decke hatte, aber rechts umklettern wäre wegen der glatten Platten einfach nicht drin gewesen. (Je nach Verhältnissen könnte man auch auf dem Gletscherrest gehen, aber es war schon alles blank!)
Schließlich erreichte ich eine kleine, recht flache Schuttmulde. Die Wand darüber sah kletterbar aus, es ging ca. 8 Meter ziemlich steil nach oben (ganz unten vielleicht kurz bis III aber nicht ausgesetzt, danach II in recht gutem Fels). Oben führte wieder ein Band nach links. Dieses war von viel besserer Qualität als das andere und ich folgte ihm bis auf den breiten Rücken der Rippe. Hier wird das Gelände flacher und ich kraxelte in leichter Kletterei hinauf, wobei ich immer mal wieder nach links und rechts traversierte um die einfachste Aufstiegsmöglichkeit zu nehmen.
Schließlich leitete mich das Gelände etwas nach rechts und ich erreichte den etwas ausgesetzten mittleren Gipfelzacken, den ich von unten für den höchsten gehalten hatte. Von dort aus sah aber der nordöstliche Gipfelzacken (der auch in der Karte als Gipfel markiert ist) deutlich höher aus. Ich kraxelte also dort auch noch hinüber (bis II, größtenteils leichter, es hatte viel schwieriger ausgesehen). Hier war auch ein kleines Steinhäuflein, ein Gipfelbuch fand ich aber nicht. Im Rückblick sah der andere Zacken wieder deutlich höher aus, verrückt!
Den Abstieg brachte ich auf dem gleichen Weg wieder hinter mich. Ich hatte ein Steinmännchen aufgestellt um das Band wiederzufinden, was sich auch als gute Idee herausstellte, ich musste so schon etwas suchen! Der restliche Rückweg zog sich etwas, besonders die Gegenanstiege waren ätzend. Ich traf Marie am Splügenpass, sie war zwischendurch langsam und gemütlich zurückgegangen. (An dieser Stelle nochmal vielen Dank für die tolle und wirklich nicht selbstverständliche Unterstützung bei meinen wilden Alleingängen!)
Bemerkungen: Vom Splügenpass aus loszugehen ist wohl nicht wirklich besser als vom Val Niemet. Durch die vielen Gegenanstiege hat man bei Auf- und Abstieg jeweils 200 hm mehr zu bewältigen, das sind in Summe schon 400 hm! Dazu kommt noch, dass man ja Steigeisen und Pickel mitschleppen muss. Die Route über die Nordwestrippe ist aber durchaus interessant, man könnte so vielleicht auch eine Überschreitung machen.
Der Piz Por war Gipfel Nr. 86 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
Müdigkeit verspürte ich überhaupt nicht, vielmehr war es so, als ob ich nach Monaten zuhause das erste Mal wieder richtig wach war. So erreichte ich recht zügig das große Plateau unterhalb des Ghiacciaio di Suretta. Ich wollte Fotos machen, doch meine Kamera war wohl noch im Koffer. Tja, blöd gelaufen... Ich ließ dann das Bivacco Suretta rechts liegen und querte über riesige Firnfelder zuerst in südöstlicher, später in östlicher Richtung unterhalb der Felswände, die von der Punta Adami herabziehen. Zuletzt kraxelte ich etwas über die Felsen, um nicht zuviel Höhenmeter zu verlieren, und erreichte das Tal zwischen den Ausläufern der Punta Adami und dem Piz Ursaregels. (Insgesamt ca. 50 bis 100 hm Verlust.)
Ich visierte eine Stelle im Grat zwischen P2916 und Piz Ursaregels an, die mir erreichbar zu sein schien. Zuerst ging es über Firnfelder, später über Geröll und zuletzt musste ich eine etwas unangenehme, sehr bröckelige Kraxelstelle überwinden. (Nur ca. 3 Meter, I bis II, aber etwas ausgesetzt und hochgradig instabil.) Oben querte ich leicht ansteigend weiter in nordöstlicher Richtung und erreichte kurz darauf eine Scharte im Grat zwischen P2916 und P2895.
Hier entschied ich mich, über den Surettagletscher zu gehen, da ich nicht sicher war, ob ich über die Bocchetta del Pinerocolo hinübergelangen könnte. (Außerdem hätte ich dort auch absteigen müssen.) Mit Steigeisen und Pickel stieg ich also den Gletscher hinab und querte dann unterhalb der Felswände, die von P2895 herabziehen, weiter Richtung Nordosten. (Ca. 100 bis 150 hm Verlust.) Unschwierig erreichte ich dann den flachen Rücken, der vom Südwestgipfel des Piz Por herabzieht.
Ursprünglich hatte ich vor, über den Südwestgrat zu kletteren. Die steile Scharte zwischen Südwestgipfel und dem Hauptgipfelgrat sah aber so wild aus, dass ich von diesem Vorhaben abließ. Was gab es sonst für Alternativen? Die Nordwestrippe sah zumindest so aus, als ob ein Versuch sich lohnen könnte. Also querte ich über den Gletscherrest hinüber zur Rippe und begann hinaufzusteigen. Im unteren Bereich sind hier ein paar sehr steile Wände, die irgenwie überwunden werden mussten. Ich fand eine Möglichkeit etwas hinaufzuklettern und fand ein Band, das nach links oben leitete. Ich folgte ihm ein paar Meter, doch es wurde immer bröckeliger und an einer sehr schmalen Stelle wurde es mir zu gefährlich. Ich drehte also um und kletterte wieder zurück zum Fuß der Rippe.
Viele Möglichkeiten blieben nicht mehr, aber manchmal muss man nur hartnäckig genug sein und alles ausprobieren. Ich kraxelte also noch etwas weiter rechts an der Rippe vorbei, immer knapp oberhalb des Gletscherrestes. Hier waren teilweise sehr glattgeschliffene Blöcke und Platten. An einer Stelle quetschte ich mich unter einer überhängenden Wand hindurch wo ich höchstens 60 oder 70 cm Platz bis zur Decke hatte, aber rechts umklettern wäre wegen der glatten Platten einfach nicht drin gewesen. (Je nach Verhältnissen könnte man auch auf dem Gletscherrest gehen, aber es war schon alles blank!)
Schließlich erreichte ich eine kleine, recht flache Schuttmulde. Die Wand darüber sah kletterbar aus, es ging ca. 8 Meter ziemlich steil nach oben (ganz unten vielleicht kurz bis III aber nicht ausgesetzt, danach II in recht gutem Fels). Oben führte wieder ein Band nach links. Dieses war von viel besserer Qualität als das andere und ich folgte ihm bis auf den breiten Rücken der Rippe. Hier wird das Gelände flacher und ich kraxelte in leichter Kletterei hinauf, wobei ich immer mal wieder nach links und rechts traversierte um die einfachste Aufstiegsmöglichkeit zu nehmen.
Schließlich leitete mich das Gelände etwas nach rechts und ich erreichte den etwas ausgesetzten mittleren Gipfelzacken, den ich von unten für den höchsten gehalten hatte. Von dort aus sah aber der nordöstliche Gipfelzacken (der auch in der Karte als Gipfel markiert ist) deutlich höher aus. Ich kraxelte also dort auch noch hinüber (bis II, größtenteils leichter, es hatte viel schwieriger ausgesehen). Hier war auch ein kleines Steinhäuflein, ein Gipfelbuch fand ich aber nicht. Im Rückblick sah der andere Zacken wieder deutlich höher aus, verrückt!
Den Abstieg brachte ich auf dem gleichen Weg wieder hinter mich. Ich hatte ein Steinmännchen aufgestellt um das Band wiederzufinden, was sich auch als gute Idee herausstellte, ich musste so schon etwas suchen! Der restliche Rückweg zog sich etwas, besonders die Gegenanstiege waren ätzend. Ich traf Marie am Splügenpass, sie war zwischendurch langsam und gemütlich zurückgegangen. (An dieser Stelle nochmal vielen Dank für die tolle und wirklich nicht selbstverständliche Unterstützung bei meinen wilden Alleingängen!)
Bemerkungen: Vom Splügenpass aus loszugehen ist wohl nicht wirklich besser als vom Val Niemet. Durch die vielen Gegenanstiege hat man bei Auf- und Abstieg jeweils 200 hm mehr zu bewältigen, das sind in Summe schon 400 hm! Dazu kommt noch, dass man ja Steigeisen und Pickel mitschleppen muss. Die Route über die Nordwestrippe ist aber durchaus interessant, man könnte so vielleicht auch eine Überschreitung machen.
Der Piz Por war Gipfel Nr. 86 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
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