Hundstein (2157m) - Herbstliche Überschreitung


Publiziert von Schneemann , 2. Oktober 2015 um 21:05.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 2 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:ca. 15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto bis Brülisau (bzw. zum Parkplatz bei der Alp Sigel)


Schon lange zieht es mich auf den Hundstein, den man nur selten zu Gesicht bekommt. Weniger prominent und weniger besucht als die Grossen Zwei: Säntis und Altmann. Dennoch aber einer der grossen Alpsteingipfel und zudem mit recht spannendem Aufstieg in anspruchsvollem Gelände. Das Wetter war stabil und trocken und somit perfekt für die Kletterei am späten Mittag!

Tour:
Gestartet bin ich bei Brülisau (bzw. eigentlich erst ein Stück später bei dem kleinen, gebührenpflichtigen Geheimparkplatz ("psst, nicht weitersagen") bei der Alp Sigel-Bahn. Von dort gehts immer wieder erstaunlich steil den Brüeltobel hinauf bis zum Plattenbödeli (1279m). An sich ein breiter Fahrweg, auch für Mountainbikes geeignet, aber für mein Geschmack einfach zu steil...

Danach schliesst sich leider eine kleine "Hatsch" an; aber landschaftlich dennoch reizvoll. Man wandert entlang des Sämtisersees das ganze Tal bis nach hinten, tendenziell das rechte Seitental ansteuernd. Bei dem Gewirr an Wanderwegen war mir nicht immer klar ob ich nun auf offiziellen Wegen bin oder nicht, aber das spielt auch keine Rolle. Sobald man einen Wegweiser zur Widderalpe findet, ist man auf jeden Fall richtig.

Das Wegstück zur Widderalpe ist anstrengend und mühsam, aber oben angekommen öffnet sich dafür der ganze Blick über den Alpstein. Man befindet sich quasi zentral im Herzstück und kann sehr viele Gipfel bewundern. Ein toller Ort! Hab mich auch gleich mit einer Alpendohle(?) angefreundet, die mir am liebsten weitergefolgt wäre - wobei, ok, es lag wohl eher an meinen Müesliriegeln als an meiner Ausstrahlung ;)

Hier beginnt der spannende Teil. Man biegt vom Wanderweg nach links ab, sobald man eine Wegspur und eine blau-weisse Markierung findet. Diese führt einen dann direkt zum ersten Hindernis - dem unteren Hundsteinkamin. Für mich wars auch gleich die Schlüsselstelle: es geht nach links und dort musste ich dreimal ansetzen bis ichs geschafft hab die bröckelige Felswand zu überwinden (II oder II+). Markierungen sind nur sehr spärlich, deshalb dacht ich mir auch öfters  falsch zu sein, wars aber wohl nicht. Nach der Felswand gehts ziemlich exponiert das Schrofen-Gras-Gelände nach oben. Das Gras war leider feucht und der Pfad sehr erdig - das Ganze verursacht einen eher flauen Magen, weil man hier keinesfalls ausrutschen darf. Dann wirds aber sukkzessive wieder flacher und man kann durchschnaufen bis der eigentliche "Hundsteinkamin" sich auftürmt.  Einzelne Restschneefelder waren kein Problem. Im Kamin gehts in einfachem Klettergelände (I) hinauf, bis zu einem Klemmblock. Der ging noch ganz gut, danach kam aber eine steile Passage mit teils mosigem, rutschigem Fels, die mir etwas Mut abverlangte (II). Aber es sind nur wenige Meter, dann zweigt der Weg plötzlich nach links, einem Band folgend, aus dem Kamin heraus ab.

Dem anfangs sehr exponierten Band folgt man und es geht schnell über in wieder einfacheres Schrofengelände, das sich bis zum Gipfel hinauf zieht. Dort oben hat man eine Traum-Aussicht - mit dem Adrenalin vom Aufstieg zusammen fühlt man sich königlich! Einzig hatte ich nicht viel Lust diese beiden Kamine auch wieder im Abstieg klettern zu müssen. Zum Glück folgte ich einem Abzweig kurz vor dem Gipfel - dieser alternative Weg (sehr gut blau-weiss markiert) führt über deutlich leichteres Grasgelände bis hinunter zum Fählensee. Vermutlich ist das der Standardaufstieg - mE höchstens ein T4 (falls es nicht nass ist und kein Schnee hat).

Zurück dann wenig spannend auf dem Aufstiegsweg.

Fazit:
Meine erste gelungene Herbsttour dieses Jahres, gleich mit einem ersehnten Gipfel: dem Hundstein! Hunde hab ich keine gesehn, dafür aber viele Steine ;) Den Aufstieg von Norden (Widdersattel) fand ich ziemlich happig und anspruchsvoll. Der Abstieg zum Fählensee dagegen war recht einfach im Vergleich. Als Kombination eine herrliche Tour - etwas vom Besten was ich im Alpstein je gemacht hab! Nächstes mal würde ich aber unbedingt einen Helm mitnehmen. Gerne wird die Tour wohl auch als Kombi "Marwees-Gratweg + Hundstein" gemacht - das ist etwas anstrengender, aber man hat eine tolle Grattour anstelle des Hatsches...

Tourengänger: Schneemann


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Dolmar hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2015 um 21:45
Hoi, Schneemann,
Knapp verpasst, ich war ca. 12:00 Uhr oben.
jedenfalls hatten wir eine Fantastische Weitsicht, blos der Wind war nicht ganz der Hit.
Dein letztes Bild, Mystischer Alpstein hab ich fast identisch aufgenommen.

Gruss
Dolmar

Schneemann hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Oktober 2015 um 22:02
Salut Dolmar!
Ja, die Fernsicht war genial und auch die Wolken-Nebel-Stimmungen waren besonders. Für mich ist derzeit die liebste Berg-Saison. Nach uns kamen noch zwei Besucher hinauf - der Hundstein hat anscheinend doch ordentlich Besuch und ist nicht einsam ;)

Grüsse
Schneemann

Salerion hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Oktober 2015 um 12:39
im alpstein gibte es einsamere gipfel als den hundstein :-)


Kommentar hinzufügen»